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10.11.2021:
Lombard Odier IM: Kupferbedarf könnte trotz steigendem Recycling-Anteil Angebot übersteigen
Köln, den 10.11.2021 (Investmentfonds.de) -
Dr. Thomas Höhne-Sparborth, Head of Sustainability Research
bei Lombard Odier Investment Managers
Kupferbedarf könnte trotz steigendem Recycling-Anteil
Angebot übersteigen
Heute entziehen wir unserer Umwelt jedes Jahr fast
100 Milliarden Tonnen Material, von denen ein Großteil
für die Herstellung kurzlebiger Güter verwendet und
nur wenig davon recycelt wird. Es sind bereits klare
Strategien zur Bewältigung dieser Herausforderung
erkennbar.
Erstens können Investitionen in die zirkuläre Bioökonomie
dazu beitragen, unsere Abhängigkeit von Produkten wie
Stahl oder Zement zugunsten von regenerativen Gütern
wie Holz und anderen Biomaterialien zu verringern.
Zweitens können verbesserte Herstellungsverfahren
wie der 3D-Druck oder die additive Fertigung den
Ressourcen-Fußabdruck radikal verringern. Und
drittens kann uns der Übergang zu einer stärker
ergebnisorientierten und dienstleistungsbasierten
Wirtschaft, zum Beispiel durch die Nutzung der Sharing
Economy, dabei helfen, unser Leben effizienter und
weniger verschwenderisch zu gestalten.
Trotz alledem kann es sein, dass wir bei einigen
Materialien die Produktion erhöhen müssen. Kupfer
zum Beispiel wird für die Elektrifizierung der
Wirtschaft und die Abkehr von fossilen Brennstoffen
unerlässlich sein. Angesichts des steigenden Bedarfs
an diesen und anderen Materialien könnten sich die
derzeitigen Vorräte selbst bei einem hohen
Recyclinganteil als unzureichend erweisen. Einige
Formen der Gewinnung können schnell eingestellt
werden. Der Abbau von Kraftwerkskohle zum Beispiel
wird in einer Netto-Null-Welt keinen Platz mehr haben,
und wir haben angesichts ihrer schädlichen Rolle eine
Ausschlusspolitik für unsere Portfolios eingeführt.
Auch bei Materialien wie Eisenerz könnte die Nachfrage
im Vergleich zu historischen Basisszenarien zurückgehen.
Bei einigen anderen Materialien, die für den Übergang
notwendig sind, kann der Abbau von Ressourcen
unerlässlich bleiben, muss aber gut gemanagt werden.
In Anbetracht der hohen Umweltbelastung durch den
Bergbausektor ist es von entscheidender Bedeutung,
dass angemessene Geschäftspraktiken angewandt werden.
Dazu gehören die Verpflichtung zu umfassenden
Umweltverträglichkeitsprüfungen, partizipative
Konsultationen mit lokalen Gemeinschaften und
Interessengruppen und - was oft vernachlässigt wird -
ein umfassender Plan für die Rekultivierung eines
Bergbaugebiets nach Einstellung der Produktion.
Letztendlich kann der Übergang zu einer nachhaltigeren
Wirtschaft zusätzliche Investitionen in ausgewählte
Rohstoffe erfordern, um die Engpässe in wichtigen
Lieferketten zu beseitigen, die für den Übergang
erforderlich sind, und gleichzeitig die Umweltauswirkungen
der Bergbautätigkeiten selbst zu verringern.
Tobias Stöhr, Börsen-Experte bei Spectrum Markets
In Gebäuden verlegte Kupferkabel stellen einen
sozio-ökonomischen Wert dar
Nachhaltigkeit fängt bei Rohstoffen an. Denn ursprünglich
kommt der Begriff aus der Forstwirtschaft. Nachhaltigkeit
bedeutet hier, jeder geschlagene Baum wird durch einen
nachwachsenden ersetzt. Dieses lässt sich auch auf
andere Rohstoffindustrien übertragen, zum Beispiel auf
den Bergbau. Das Problem hier ist, dass z. B. weltweit
immer mehr Kupfer benötigt wird. Für die Herstellung
einer neuen Windturbine werden – je nach On- oder
Offshore - 4-15 Tonnen Kupfer benötigt. Wollen wir also
auf der einen Seite den Klimawandel bekämpfen, z. B.
über erneuerbare Energien, werden wir in den nächsten
30 Jahren mehr Kupfer benötigen als jemals zuvor. Ziel
kann es also nur sein, auch im Bergbau nachhaltige
Strategien einzuführen und sich mit der kompletten
Supply Chain bis hin zu den Minengesellschaften
auseinanderzusetzen.
Jährlich gelangen laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts
für System- und Innovationsforschung (ISI) 24 Millionen
Tonnen Kupfer in die globale urbane Mine, weitere
13 Millionen erreichen die End-of-Life-Phase und werden
für das Recycling verfügbar. Die Wiederverwertbarkeit von
Kupfer trägt zur Ressourcenschonung, zum erfolgreichen
Urban Mining und zu höheren Recyclingquoten bei: Recyceltes
Kupfer deckt bereits 35 Prozent des weltweiten Kupferbedarfs.
Die derzeitige weltweite Recyclingrate für Kupfer am Ende
der Lebensdauer liegt bei ca. 40 %. In einigen Teilen der
Welt, z. B. in der EU, China und Japan, wird mehr als die
Hälfte des gesamten Kupfers nach Gebrauch recycelt.
Darüber hinaus ist das gesamte Kupfer, das in den letzten
30 bis 40 Jahren für die Verkabelung von Häusern und
Gebäuden verwendet wurde, immer noch in Gebrauch und
kann zurückgewonnen werden, was einen erheblichen
sozio-ökonomischen Wert darstellt.
Mit dem globalen Wandel hin zu erneuerbaren Ressourcen
und der Dekarbonisierung wird Kupfer eine Schlüsselrolle
in der nachhaltigen Entwicklung spielen.
So könnte das auf den ersten Blick paradoxe Paar
langfristig zueinander finden und die Aufgabe, die
Bedürfnisse der jetzigen Generationen zu erfüllen,
ohne die nächste Generation zu gefährden, gelingen.
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Quelle: Investmentfonds.de
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