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01.12.2021:
Euroswitch: Willkommen in der Wirklichkeit
Köln, den 01.12.2021 (Investmentfonds.de) -
Thomas Böckelmann, leitender Portfoliomanager der
Vermögensmanagement Euroswitch
Willkommen in der Wirklichkeit
Die Corona-Krise, die Inflation und die damit einhergehende
Unsicherheit an den Märkten hält an. Letztere verzeichneten
teilweise ungerechtfertigte Höhenflüge und erregen Besorgnis
bei Thomas Böckelmann, dem leitenden Portfoliomanager der
Vermögensmanagement Euroswitch. Den Notenbanken droht nach
dem Finanzexperten ein Realitäts-Check für deren Geldpolitik
in Bezug auf die Inflation. Positiv überrascht zeigt er sich
dagegen von den Plänen der neuen Bundesregierung:
"Natürlich sind bis zur Umsetzung noch viele Schlachten zu
fechten, aber allein die Tatsache, dass Aktien und
Altersvorsorge als verbindend in einem Atemzug genannt werden,
ist eine Sensation und natürlich auch eine gute Nachricht für
die Kapitalmärkte."
Neue Lebensrealität: der Krieg zwischen Mutanten und Impfungen
"Der Monat November markierte bei einigen Aktienindizes erneut
historische Höchststände, bevor eine durch erneute Corona-
Unsicherheiten ausgelöste Korrektur die jüngste Marktbegeisterung
als Sorglosigkeit enttarnte", so Böckelmann. Dabei macht das
Corona-Virus nur das, was uns die Experten seit jeher
prognostizieren - es mutiert. Die konkrete Bedrohung liegt darin,
dass das Virus mehrheitlich unter ungeimpften Erkrankten eine
Mutation bildet, welche die bisherigen Impferfolge gefährdet.
Daher ist es so wichtig, möglichst global und regional gleichmäßig
eine hohe Impfquote jenseits der 75% zu erzielen. "Da dieses aus
unterschiedlichsten Gründen vermutlich auch in der nahen Zukunft
nicht realisierbar ist, werden uns die Phasen der Unsicherheit
wie aktuell mit der Mutation Omikron immer wieder ereilen", so der
Finanzexperte. Stand heute ist der Status um die neue Virusmutation
von Corona, Omikron, und die Wirksamkeit der bestehenden Impfstoffe
noch unklar. Es sollten etwa zwei Wochen vergehen, bis alle Fakten
dazu vorliegen.
Volatilität als ständiger Begleiter
Bis Mitte Dezember dürften die jüngst angestiegenen Wertschwankungen
der Kapitalmärkte nach dem Finanzexperten ein Begleiter bleiben:
"Der Warnschuss kam zur rechten Zeit, einige Marktsegmente drohten
doch endgültig abzuheben." Beispielhaft seien jüngste Börsen-
einführungen von E-Autoherstellern genannt, deren Bewertungen -
obwohl noch kein einziges Auto verkauft - über das Niveau
etablierter und Gewinne erwirtschaftender Unternehmen schnellte.
"Gesehene Kursniveaus sind überhaupt nur zu rechtfertigen, wenn
diese Unternehmen Weltmarktanteile jenseits der 50 % erzielen.
Utopisch, aber offenbar irrelevant für immer mehr Marktteilnehmer",
urteilt Böckelmann und merkt an, dass die Europäische Zentralbank
nicht umsonst vor einem "Überschwang" an einzelnen Kapital- und
Immobilienmärkten warne. Dabei würde sie nach Böckelmann natürlich
verschweigen, dass sie mit ihrer Negativzinspolitik auch einen
wesentlichen Beitrag zu rein spekulativen Engagements geleistet hat.
Die hartnäckige Inflationsfrage
"Aber auch für die Notenbanken steht der Realitäts-Check für deren
Geldpolitik noch aus", so der Finanzexperte. Die Inflation zeigt
sich so hartnäckig wie von vielen Nicht-Notenbankern befürchtet.
Aussagen zur "Vorläufigkeit" des Preisniveauanstieges werden daher
spürbar seltener oder zumindest nicht mehr so selbstbewusst
vorgetragen. Sollte sich die Pandemie erneut verschärfen, könnte
sich die Inflation in der Tat als temporär erweisen. Dies sei aber
aus anderen Gründen kein wünschenswertes Szenario. Dennoch werden
sich die Notenbanken verstärkt mit wachsender Kritik von
Verbrauchern auseinandersetzen müssen, sollte man den strukturellen
Ursachen der Inflation nicht erfolgreich begegnen. Diese sind aber
oftmals auch politisch begründet - der Einfluss der Notenbanken
entsprechend überschaubar. "Man spielt daher gezielt auf Zeit -
auch das wahrscheinlichste Szenario für 2022. Einerseits Zuversicht
streuen, die Inflation werde sich wieder beruhigen, andererseits
durch negative Realzinsen den schon überschuldeten Staaten
weiterhin scheinbar unbegrenztes Kreditaufnahmepotenzial bieten,"
so Böckelmann. Und weiter: "Staaten und die Kapitalmärkte sitzen
dabei in ein und demselben Boot, Zinsanstiege wären trotz Inflation
angesichts vieler ungewisser Faktoren bei der Entwicklung der
Weltwirtschaft reines Gift. Ein 'Weiter so' der sogenannten Großen
Moderation, des seit vier Jahrzehnten anhaltenden Trends sinkender
Inflation und sinkender Zinsen, steht für viele Akteure ganz oben
auf dem Wunschzettel für 2022."
Endlich mehr Fortschritt wagen
Wie ein Wunschzettel liest sich nach Böckelmann auch der
Koalitionsvertrag der mutmaßlich neuen Bundesregierung.
Und kommentiert den Titel: "Angesichts der Tatsache, dass
selbst ein Vorzeige-Europäer wie Jean-Claude Juncker jüngst
die EU aber vor allem Deutschland als einen
'innovationsfeindlichen Standort' mit 'unerträglicher
Regulierungsdichte' bei 'weit unterdurchschnittlichem Stand
bei der Digitalisierung' beschreibt, klingt der Titel des
Koalitionsvertrages 'Mehr Fortschritt wagen.' schon fast wie
der zwingend erforderliche Ruck - zumindest nach einer
gehörigen Portion Selbstreflektion." Denn mit Fortschritt und
vor allem Wagnis ist das in Deutschland so eine Sache. Junge
dynamische und risikofreudige Unternehmen zieht es oft ins
Ausland, weil die Bürokratie jegliche Skalierbarkeit begrenzt,
bis dato gilt den meisten Deutschen ein Investment in die
eigene Wirtschaft als Spekulation. "Mit dem Aufbau einer Art
Generationenfonds ("Aktienrente"), der tatsächlich Wertschöpfung
unterstützt und in diese investiert, scheint die neue Regierung
ein dickes Brett gebohrt zu haben", ist Böckelmann überzeugt.
Der wachsame Blick in die Zukunft
Jetzt fehlt nur noch, dass auch zwei der drei Regierungsparteien
ökonomische Grundgesetze akzeptieren und ihre Ziele danach
ausrichten, was realistisch und der Wirtschaft und damit dem
allgemeinen Wohlstand förderlich ist. "Wir erachten es als
angemessen, mit unseren Strategien mit Blick auf den
Jahreswechsel vorerst auf Sicht zu fahren", sagt
Böckelmann abschließend.
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Quelle: Investmentfonds.de
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