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04.01.2022:
DPAM: ESG-Ausblick 2022 - Daten und internationale Zusammenarbeit als Herausforderungen
Köln, den 04.01.2022 (Investmentfonds.de) -
Ophélie Mortier, Head of Responsible Investments bei DPAM
ESG-Daten und internationale Zusammenarbeit:
Herausforderungen für 2022
Nachhaltige Investitionen verzeichneten ein erstaunliches
Jahrzehnt, indem Initiativen von Unternehmen, Individuen
und politischen Entscheidungsträgern aufeinandergetroffen
sind. Letztere waren in den letzten drei Jahren besonders
aktiv. Es hat sich gezeigt, dass der zunehmende Einfluss
der Regulierung das Thema Nachhaltigkeit und insbesondere
diesbezügliche Daten tiefgreifend verändert. Die viel
zitierte Offenlegungsverordnung (SFDR = Sustainable Financial
Disclosure Regulation) legt nicht nur die Messlatte für die
Offenlegung höher, sondern auch für die Disziplin und den
Ansatz in Bezug auf nachhaltige Rahmenregelungen.
In den vergangenen zwei bis drei Jahren lag der Schwerpunkt
hauptsächlich auf einer einzigen Dimension: Umwelt - und
hier insbesondere dem Klima. Dennoch hat die COVID-Gesundheits-
krise gezeigt, dass die soziale Säule eine Schlüsselrolle
spielt und dass die drei Dimensionen Umwelt, Soziales und
Governance miteinander verknüpft sind und daher einen globalen
Ansatz erfordern. Bei DPAM war dies schon immer eine Überzeugung.
Das Rennen hin zu Null-Emissionen: Nicht nur ein Lippenbekenntnis!
Nahezu alle Länder haben sich zur Kohlenstoffneutralität in den
kommenden Jahrzehnten verpflichtet. Dies hat wirtschaftliche und
finanzielle Folgen. Zunächst bedeutet es einen vollständigen
Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen bis 2050 und einen
aggressiven Dekarbonisierungsprozess. Darüber hinaus werden die
Investitionskosten bis zum Jahr 2030 auf über 5 Billionen
US-Dollar pro Jahr geschätzt, was einen erheblichen Finanzierungs-
bedarf erfordert.
Die vergangenen fünf Jahre waren Rekordjahre, was so genannte
grüne Anleihen (Green Bonds) und ähnliche Emissionen betrifft.
Das ist aber erst der Anfang, diese Instrumente dürften in den
kommenden Jahren in großem Umfang emittiert werden. Sie werden
für eine bessere Diversifizierung und eine größere Markttiefe
sorgen. Anleger wenden sich - ob nun freiwillig oder durch die
Regulierung dazu gedrängt - "grünen" Anlagen verstärkt zu,
deren Bewertungen bereits Anzeichen einer starken Nachfrage zeigen.
In der Tat drängt u.a. die europäische Taxonomie Anleger dazu,
solche Wertpapiere zu kaufen, die für sie in Bezug auf die ersten
beiden Ziele des Klimawandels (Abschwächung und Anpassung) am
besten im Einklang stehen. Die weiteren vier Ziele wurden erst
kürzlich formuliert[1].
Zur Erinnerung: Die Taxonomie zielt darauf ab, Klarheit darüber
zu schaffen, was als umweltfreundlich zu betrachten ist, und
hilft bei der Umverteilung von Kapital zugunsten von Wirtschafts-
aktivitäten und Unternehmen, die zu den an der Taxonomie
ausgerichteten Umweltzielen beitragen.
Die Ambitionen der Länder sind zwar wichtig, aber um erfolgreich
zu sein, müssen sie auf globaler Ebene erreicht werden. In diesem
Sinne war das Ergebnis der COP26 nicht besonders ermutigend.
"Eine Klimakonferenz von den reichen Ländern für die reichen
Länder", wie mehrere Experten feststellten, und mit einer großen
Diskrepanz zwischen den offiziellen Erklärungen der ersten Woche
und den konkreten finalen Zugeständnissen am Ende der zweiten Woche.
Dies führte zu einem Umfeld des Misstrauens zwischen den Ländern -
und insbesondere zwischen Industrie- und Schwellenländern. Dieser
Vertrauensverlust muss auf den nächsten Konferenzen schnell
überwunden werden. Die Auseinandersetzung in der Klimapolitik
zwischen China und den USA führt bereits zu geopolitischen
Spannungen. Zudem werden das Scheitern der COP26 in mehreren
wesentlichen Punkten der internationalen Zusammenarbeit und der
Vertrauensverlust zwischen den Staaten die geopolitischen
Spannungen in diesen Fragen verstärken.
Wie sieht es in den Bereichen Soziales und Governance aus?
Die Auswirkungen der Regulierung in Bezug auf soziale Aspekte und
Governance-Anforderungen sind derzeit noch recht begrenzt,
insbesondere was die Bewertung betrifft.
Im Hinblick auf Soziales liegt der Schwerpunkt weiterhin auf der
komplexen Berücksichtigung der Menschenrechte in der gesamten
Wertschöpfungskette - mit der bekannten Sorgfaltspflicht, die von
Frankreich und Großbritannien eingeführt wurde. Diese Entwicklung
wird in Deutschland unterstützt durch das Lieferkettengesetz,
welches 2023 in Kraft treten wird. Der erste Entwurf zur Sozial-
taxonomie wurde im vergangenen Sommer veröffentlicht und verspricht
lebhafte und zugegebenermaßen subjektive Debatten über die Umsetzung.
Das Gleiche gilt für die Governance: Die Mindestmaßnahmen aus
regulatorischer Sicht verschärfen die Kontrolle der Vorfälle und
Skandale, mit denen Emittenten konfrontiert werden könnten. Darüber
hinaus rückt mit dem Übergang von der aktionärsdominierten zur
Stakeholder-Governance der Gedanke der "Mission" des Unternehmens
gegenüber der Gesellschaft in den Vordergrund. Dies hat interessante
Debatten über das fragile Gleichgewicht dieses Mikrokosmos ausgelöst.
Die fünf Schlüsselbotschaften für 2022 und darüber hinaus:
1. Der ESG-Markt hat sich in den vergangenen fünf Jahren rasant
entwickelt und ist inzwischen zum Mainstream geworden. Es gibt keinen
ersichtlichen Grund, warum die in den letzten Quartalen zu
verzeichnenden starken Zuflüsse in nachhaltige Anlagen nicht anhalten
sollten. Das Monitoring dieser Kapitalflüsse ist der Schlüssel im
Portfoliomanagement.
2. Die Regulierung dient dazu, diese Mittelflüsse zu unterstützen,
wenn nicht gar zu forcieren. Vor allem die SFDR ist ein ,Game Changer'
für die Überführung von Anlagegeldern in ESG-Investmentlösungen.
3. Die Nachfrage zieht deutlich an. Auf der Angebotsseite ist das
Universum grüner Anlagen nach wie vor relativ gering, mit
geografischen und sektoralen Schwerpunkten. Dies kann die Bewertungen
belasten. Es ist wichtig, dass sich dieses Universum vergrößert, um
eine übermäßige Anzahl von Anlagerisiken durch die wenigen
derzeitigen Anlagemöglichkeiten zu vermeiden. Aktiv verwaltete
Portfolios können hier den Unterschied machen.
4. Die jüngsten hohen Bewertungen haben Fragen über eine potenzielle
Fehlbewertung von ESG-Assets sowie die positive Korrelation zwischen
ESG- und Nicht-ESG-Performance aufkommen lassen. Angesichts der
Vielfalt nachhaltiger Ansätze ist die Antwort nicht immer einfach.
Eine kürzlich durchgeführte Meta-Analyse[2] des "NYU Stern Center for
Sustainable Business" und Rockefeller Asset Management bestätigt die
positive bzw. neutrale Korrelation zwischen ESG- und finanzieller
Performance. Der Markt ist sich zunehmend einig, dass ESG zu einer
Outperformance führt.
5. Schließlich ist die Datenproblematik eine bekannte Herausforderung.
Insbesondere die SFDR und die Taxonomie haben ESG-Investitionen und
-Daten grundlegend verändert. Die Anforderungen der Anleger haben sich
von den subjektiven ESG-Bewertungen der ESG-Datenanbieter hin zu
objektiven ESG-Rohdaten direkt von Unternehmen verlagert. Die
Finanzwelt benötigt angemessene, verlässliche und zukunftsorientierte
Daten, um adäquate Investitionsentscheidungen treffen zu können, die
voll und ganz auf die politische Agenda 2030-2050 abgestimmt sind.
Die Ankündigung der 'International Financial Reporting Standards
(IFRS) Foundation' über die Gründung des International Sustainability
Standards Board (ISSB) wurde daher von den Märkten begrüßt. Auf diese
Weise wird ein umfassender globaler Grundstock an Standards für die
Offenlegung von Nachhaltigkeitsdaten auf dem Finanzmarkt geschaffen,
was ein vielversprechender Schritt in die richtige Richtung ist.
[1] Nachhaltigkeit und Schutz der Wasser- und Meeresressourcen (1),
Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft (2), Vermeidung und Überwachung
der Umweltverschmutzung (3) sowie Schutz und Wiederherstellung der
biologischen Vielfalt und der Ökosysteme (4).
[2] Gesamtheit von 1.141 begutachteten Analysen und 27 Meta-Reviews,
die zwischen 2015 und 2020 veröffentlicht wurden
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Quelle: Investmentfonds.de
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