08.07.2019
T. Rowe Price: Die Perspektiven für Plastik
Köln, den 08.07.2019 (Investmentfonds.de) -
Maria Elena Drew, Director of Research im Bereich Responsible Investment bei
T.Rowe Price
Die Plastikindustrie wird sich durch den Trend zu mehr Nachhaltigkeit
grundlegend verändern
Zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren der Verpackungsunternehmen zählen
Produktinnovationen und zirkuläre Geschäftsmodelle
Andere Wirtschaftszweige unterliegen größeren Risiken durch die wachsende
Bedeutung von Nachhaltigkeit als die Plastikindustrie
"Die steigende Bedeutung von Nachhaltigkeit und der daraus entstehende Druck wird
die Dynamik des Plastikkonsums verändern. Hierbei werden Regulierungen, Innovationen,
Verbraucherpräferenzen und Unternehmensverantwortung eine zentrale Rolle spielen",
meint Maria Elena Drew, Director of Research im Bereich Responsible Investment bei
T.Rowe Price.
Sicherlich stellten der vielfache Einsatz von Plastik und die negativen Folgen der
Entsorgung ein großes Nachhaltigkeitsproblem dar, für das die Weltgemeinschaft eine
Lösung finde müsse. "Unserer Meinung nach sind der Medienrummel um den baldigen
Niedergang von Plastik und die damit verbundenen Auswirkungen auf die Branche
jedoch stark überbewertet. Diese Annahme wird durch unsere Analyse der unmittelbar
betroffenen Branchen gestützt. Die Erkenntnisse wiederum helfen dabei, unsere
Investitionsentscheidungen zu treffen", erklärt die Expertin.
"Angesichts der vielen positiven Eigenschaften von Plastik, sollte es in der
Nachhaltigkeitsdebatte letztendlich nicht darum gehen, ob wir Plastik verwenden,
sondern wie wir es verwenden und vor allem, wie wir es entsorgen", so Drew. Der
veränderte Gebrauch von Plastik werde schrittweise erfolgen und von Regulierungen
und dem Auftauchen neuer Technologielösungen begleitet sein.
Künftige Schlüsselbereiche in der Plastikindustrie
"In Anbetracht des Ausmaßes des Entsorgungsproblems glauben wir, dass sich die
Plastikindustrie grundlegend verändern wird. Folgende vier Bereiche werden immer
mehr an Bedeutung gewinnen: Reduzierter Verbrauch, effektiveres Recycling, vermehrtes
Verbrennen (Abfall zu Energie) sowie der Ersatz durch Alternativen und/oder neues,
biologisch abbaubares Plastik", analysiert die Expertin. Während das Wirtschaftswachstum
ein wesentlicher Antreiber für den Absatz von Plastikverpackungen sei, zeigten
Regulierungsbehörden, Unternehmen und Verbraucher Interesse daran, die mit
Plastikverpackungen einhergehenden Altlastprobleme anzugehen. Dies gelte insbesondere
für die Lebensmittelbranche. "Daher halten wir Produktinnovationen und die Fähigkeit,
ein zirkuläres Geschäftsmodell zu entwickeln, für die wichtigsten Erfolgsfaktoren für
Verpackungsunternehmen", ergänzt Drew.
Während die Wirtschaftlichkeit für Plastik auf pflanzlicher Basis eine Herausforderung
bleibe, würden Forschung und Entwicklung sowie Pilotprojekte, die sich mit
Biokunststoffen befassten, vorangetrieben. "Die Vorteile von Biokunststoffen bestehen
darin, dass keine fossilen Brennstoffe zur Herstellung benötigt werden. Darüber hinaus
zersetzen sie sich schneller als herkömmliches Plastik", so Drew. Doch gebe es einige
bemerkenswerte Nachteile im Hinblick auf die Implementierung von Biokunststoffen:
"Erstens müssen sie im Recyclingprozess von herkömmlichen Kunststoffen getrennt werden.
Zweitens sind sie nicht so stabil wie Kunststoffe, die auf fossilen Brennstoffen basieren.
Und drittens bedarf es einer immensen Menge an pflanzlichem Material für die Produktion:
Um drei Prozent des globalen Plastikmarktes zu ersetzen, wären fünf Prozent der
globalen Maispflanzen erforderlich", führt die Expertin aus.
Plastik bei Investmententscheidungen berücksichtigen
"Unser firmeneigenes Responsible Investing Indicator Model (RIIM) umfasst eine
breite Palette von plastikbezogenen Faktoren, die sich je nach Sub-Branche unterscheiden.
Daran messen und bewerten wir Unternehmen im Hinblick auf ihre Nachhaltigkeit bei Plastik",
erläutert Drew. "Tatsächlich ist es so, dass wir viele wirtschaftliche Auswirkungen durch
den Trend hin zu mehr Nachhaltigkeit betrachten, Plastik dabei aber nicht zu der Kategorie
mit dem höchsten Risiko zählt. Dies liegt daran, dass kosteneffiziente Ersatzprodukte noch
nicht verfügbar sind und viele der betroffenen Unternehmen aller Voraussicht nach
gleichermaßen die Lösungen bieten werde, da sie ihre Verpackungsprodukte an das
End-of-Life-Problem anpassen", resümiert Drew.
Quelle: Investmentfonds.de