14.06.2004
Auslandsinvestitionen der US-Fertigungsindustrie sinken zum dritten Mal in Folge
München (ots) -
Deloitte Studie verzeichnet Rückgang ausländischer
Direktinvestitionen in Niedriglohn- und Schwellenmärkten seit 1999
um 80 Prozent
Die Direktinvestitionen US-amerikanischer Fertigungsunternehmen im
Ausland sind 2003 erneut um ein Prozent gegenüber dem Vorjahr
zurückgegangen und betrugen nur noch $ 29 Milliarden. Laut der
Deloitte Studie "Globalization Divided? Global Investment Trends of
U.S. Manufacturers" sind die Auslandsinvestitionen seit deren
Höchststand im Jahr 2000 ($ 43 Milliarden) um insgesamt 32 Prozent
gesunken. Dieser Negativtrend dauert bereits seit drei Jahren an.
Überraschend ist auch die ungleichmäßige Verteilung dieses Trends
auf verschiedene Regionen, die auf ein "globales
Investitionsgefälle" hindeutet: Investitionen konzentrieren sich auf
Hochlohnländer wie Kanada, Deutschland oder Großbritannien, während
in schnell wachsenden Volkswirtschaften mit niedrigem Lohnniveau wie
Brasilien, China, Indien, Korea oder Mexiko eher Outsourcing und
Partnerschaften als Beschaffungs- und Vermarktungsstrategie gewählt
werden. Bezogen auf Deutschland wird diese Entwicklung durch die
niedrige Börsenbewertung vieler deutscher Unternehmen gestützt. "Wir
erleben derzeit einen dramatischen Rückgang direkter Investitionen
der verarbeitenden Industrie in Niedriglohnregionen. Offensichtlich
ziehen es immer mehr Unternehmen vor, Aufträge an lokale Partner zu
vergeben statt eigene Betriebe zu gründen oder in inländische Firmen
zu investieren", so Wolfgang Zillessen, Geschäftsführender Partner
und in Deutschland für die Beratung der Fertigungsindustrie bei
Deloitte verantwortlich. "Dieser Trend ist beunruhigend, denn im
Prinzip könnte das bedeuten, dass amerikanische Fertigungsunternehmen
sich ihre eigene Konkurrenz schaffen und dafür auch noch bezahlen."
Globales Investitionsgefälle
Die Deloitte Studie räumt außerdem mit einem weit verbreiteten
Irrtum auf: US-amerikanische Fertigungsunternehmen verlagern die
Produktion nicht vorrangig ins Ausland, um Lohnkosten zu sparen,
sondern konzentrieren sich bei ihren Auslandsinvestitionen im
Gegenteil auf Länder mit hohem Lohnniveau. Die aktuellsten
verfügbaren Daten aus dem Jahr 2002 zeigen, dass der Löwenanteil der
Investitionen weiterhin in entwickelte Märkte fließt: 2002 waren es
84 Prozent im Vergleich zu 61 Prozent im Jahr 2000. Trotz eines
allgemeinen Investitionsrückgangs ist Europa weiterhin bevorzugtes
Ziel; die Investitionen in Hochlohnländer wie Kanada, Deutschland,
Japan und Großbritannien blieben zwischen 1999 und 2002 mit etwa $
25 Milliarden jährlich relativ stabil. Die weltweiten Investitionen
in Niedriglohnländer wie Brasilien, China, Korea, Mexiko und Indien
lagen dagegen 2002 nur noch bei $ 2 Milliarden, ein Rückgang um 83
Prozent seit 1999. Damals investierten die USA insgesamt noch $ 12
Milliarden.
"Durch eine 'Anlagen-Light'-Strategie ohne direkte Beteiligung an
der verarbeitenden Industrie in Niedriglohnländern könnten US-Firmen
langfristig ihre globale Wettbewerbsfähigkeit aufs Spiel setzen",
erklärt Wolfgang Zillessen. "Nicht nur die verarbeitende Industrie
verlagert sich zunehmend in Niedriglohnländer. In ihrem Kielwasser
folgen auch neue, innovative Produkte, Prozesse und Technologien."
Weltweite Trends
Die Ergebnisse von Deloitte zeigen, dass ausländische
Direktinvestitionen 2003 unter anderem in folgenden Sektoren
zurückgingen:
Nahrungsmittel und verwandte Produkte, chemische und
pharmazeutische Erzeugnisse, Maschinenbau, Primär- und verarbeitete
Metalle, Transport und Ausrüstungsgüter.
- Im Nahrungsmittelsektor gingen die Auslandsinvestitionen von $
3,9 Milliarden in 2002 auf $ 3,1 Milliarden in 2003 zurück.
- Bei den chemischen und pharmazeutischen Erzeugnissen lagen die
Auslandsinvestitionen in 2003 nur noch bei $ 8,9 Milliarden -
ein Rückgang von mehr als 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr ($
10,1 Milliarden).
- Im Maschinenbau war 2002 noch ein positives Investitionsvolumen
von $ 200 Millionen zu verzeichnen - mittlerweile steht vor
diesem Wert ein Minuszeichen.
- In der Metall verarbeitenden Industrie gab es 2003 ein
Rekordminus von minus $ 1 Milliarde. 2002 waren noch $ 1,8
Milliarden investiert worden.
- Auch im Bereich Transport & Ausrüstungsgüter ist der
Investitionsschwund dramatisch - im Jahr 2000 wurden noch fast
$ 8 Milliarden investiert, 2002 nur noch $ 3,2 Milliarden und
2003 $ 2,7 Milliarden.
Industriesegmente mit steigenden Auslandsinvestitionen
sind Computer und Elektronik, elektrische Geräte und Komponenten
sowie der Bereich "sonstige Fertigung" (zur Kategorie zählen
Getränke, Papier, Petroleum und Kohle, Kunststoffe sowie medizinische
Geräte und Ausrüstung). Computer- und Elektronikunternehmen
reduzierten ihre Investitionen nach dem Rekordjahr 2000 ($ 17
Milliarden) zwar auf magere $ 900 Millionen in 2001; angesichts
anhaltender Anzeichen für eine Erholung des Technologie-Sektors stieg
das weltweite Investitionsvolumen jedoch schon im Jahr darauf wieder
auf $ 4,6 Milliarden. Auch im Bereich elektrischer Geräte und
Komponenten stiegen die Investitionen von $ 60 Millionen in 2002 auf
$ 460 Millionen in 2003. Der Sektor "sonstige Fertigung" legte 2003
im Vergleich zum Vorjahresergebnis ($ 9,3 Milliarden) um 15 Prozent
auf $ 10,6 Milliarden zu.
Unternehmen am Scheideweg
Laut Studie, wird es für Unternehmen in Zukunft vor allem darum
gehen, Komplexität zu beherrschen und globale Netzwerke zu
synchronisieren. "Die Globalisierung der US-amerikanischen
Fertigungsindustrie befindet sich in einer kritischen Phase", so
Zillessen. "Viele Unternehmen sind noch auf der Suche nach der
bestmöglichen Investitionsstrategie. Denen es gelingt, globale
Komplexität langfristig erfolgreich zu beherrschen, werden aller
Voraussicht nach die Nase vorn haben." Die vollständige Studie
"Globalization Divided? Global Investment Trends of U.S.
Manufacturers" ist erhältlich unter www.deloitte.com/research. Die
Global Manufacturing Industry Group von Deloitte ist für die Studie
verantwortlich.
Deloitte Deutschland
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bietet Deloitte ein umfassendes Leistungsspektrum aus
Wirtschaftsprüfung, Steuerberatung, Consulting und Corporate
Finance-Beratung. Mit mittlerweile 3.200 Mitarbeitern in 18
Niederlassungen betreut Deloitte seit mehr als 90 Jahren Unternehmen
und Institutionen jeder Rechtsform und Größe aus fast allen
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Deloitte mit 120.000 Mitarbeitern in nahezu 150 Ländern auf der
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Quelle: news aktuell