Investmentfonds.de
08.10.2020:
LGIM: Der Weg zu Brennstoffzellen ist noch lang
Köln, den 08.10.2020 (Investmentfonds.de) -
Aanand Venkatramanan, Head of ETF Investment Strategies bei
Legal & General Investment Management
Beim Thema Antriebstechnologien der Zukunft scheiden
sich die Geister:
Noch im letzten Jahr betonte Tesla-Chef Elon Musk,
dass "Erfolg mit Brennstoffzellen einfach nicht möglich"
sei. Dagegen kam eine 2017 durchgeführte Umfrage unter
Tausenden von Führungskräften aus der globalen
Automobilindustrie zu dem Schluss, dass die Brennstoff-
zellentechnologie letztlich die Batterien übertreffen
werde. "Wir beobachten diesen Trend sehr genau. Aber
bis Wasserstoff, mit dem die Brennstoffzellen betrieben
werden, kosteneffizient und unterm Strich wirklich
ohne Emissionen produziert, gespeichert und genutzt werden
kann, dauert es mindestens noch zehn Jahre. Bis dahin
sind Batterien einfach vorteilhafter, die auf elektro-
chemischen Prozessen basieren - sowohl im Bereich des
emissionsfreien Transportverkehrs als auch bei
ortsunabhängigen Speicherkonzepten", erklärt Aanand
Venkatramanan, Head of ETF Investment Strategies bei
Legal & General Investment Management.
"Ein Blick auf den Gesamtzyklus von Fahrzeugen, die
mit Brennstoffzellen betrieben werden, macht deutlich:
Der Prozess von der Wasserstoffproduktion bis hin zum
Antrieb verbraucht viel Energie. Dazu kommt die aufwändige
Speicherung des komprimierten oder verflüssigten Gases
sowie sein Transport durch Pipelines oder Tankschiffe.
Im Vergleich zu Batterien ist jeder dieser Schritte mit
Effizienzverlusten verbunden und erzeugt Kohlenstoff.
Zudem sind Brennstoffzellenfahrzeuge nur halb so
leistungsfähig wie Elektrofahrzeuge - dafür ist ihre
Antriebstechnik komplizierter und teurer.
Umweltfreundlicher Wasserstoff frühestens in zehn
Jahren wettbewerbsfähig
Die derzeit am häufigsten genutzte Methode Wasserstoffgas
zu gewinnen, ist die Dampfreformierung. So entsteht der
sogenannte blaue Wasserstoff von dem jährlich etwa
70 Millionen Tonnen produziert werden. Diese Methode
der Wasserstoffproduktion verursacht jedoch erhebliche
CO2-Emissionen, da sie zu 75% aus Erdgas und zu 22% aus
Kohle erzeugt wird. Für die kohlenstofffreie grüne Variante
hingegen wird wenig produziert, weil man dafür kostspielige
Elektrolyseanlagen braucht. Wenn in den nächsten zehn bis
20 Jahren die Kosten für Elektrolyseure deutlich sinken,
wie es die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien
erwartet, könnte umweltfreundlicher Wasserstoff ab 2030
weniger kosten als blauer.
Aktuell fehlt es auch an der notwendigen Vertriebsinfrastruktur
und effizienten Speichermöglichkeiten für Wasserstoff: Der
Aufbau von Verteilungsnetzen und Tankstellen erfordert weitaus
mehr Investitionen und einen größeren Aufwand, als der Aufbau
einer Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge, denn diese nutzen
bestehende Netze. Das wird auch in der näheren Zukunft dazu
beitragen, dass E- Autos bevorzugt werden. Selbst wenn in den
kommenden Jahrzehnten die Betankungsreichweiten von Brennstoff-
zellenfahrzeugen für den Personenverkehr auf dem Niveau von
Verbrennungsmotoren liegen werden und damit die von
Elektrofahrzeugen deutlich überflügeln.
Elektrische Antriebe mit großem Vorsprung
Investoren sollten bedenken, dass die Brennstoffzellentechnologie
bisher noch keinen nennenswerten kommerziellen Erfolg hatte.
In unserem L&G Battery Value Chain UCITS ETF gibt es daher auch
keine reinen Wasserstoffanbieter wie PowerCell oder Ballard. Wir
setzen eher auf namhafte Unternehmen wie Nissan, BMW und LG Chem3,
die im Rahmen ihrer Forschung und Entwicklung bereits an
Brennstoffzellentechnologien arbeiten.
Wir halten es nicht für sehr wahrscheinlich, dass Wasserstoff
zumindest in naher Zukunft in großem Umfang für den Antrieb
von PKWs eingesetzt wird. Tatsächlich planen verschiedene
Automobilhersteller Wasserstoff kurz- bis
mittelfristig lediglich als alternativen Kraftstoff für
Fernverkehrs- und Flurförderfahrzeuge wie Gabelstapler ein.
Aber obwohl der Weg noch lang ist, bleiben wir optimistisch,
dass durch mehr Investitionen und intensive Forschung die
Kosten und Effizienzverluste in den nächsten Jahren sinken und
Wasserstoff attraktiver wird.
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Quelle: Investmentfonds.de
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