Investmentfonds.de
24.02.2021:
SIGNAL IDUNA: Infektion oder Inflation?
Köln, den 24.02.2021 (Investmentfonds.de) -
Christian Bender, Portfoliomanager bei der SIGNAL IDUNA AM
Infektion oder Inflation?
Eine neue Welt für den globalen Rentenmarkt
Zuversicht baut auf Impfstoffen auf
Weichenstellungen in der Pandemie bereiten
den Boden für Preissteigerungen
Ausgewählte Währungen können profitieren
Hamburg, den 24. Februar 2021 - Das neue Jahr bleibt
auch nach den ersten beiden Monaten schwer zu greifen.
Denn seit einigen Wochen werden diverse
Spread-Produkte am Rentenmarkt gehypt. Das ist
sicherlich auch durch die fortgesetzten Aufkäufe der
Notenbanken bedingt, resultiert aber primär aus einer
um sich greifenden Zuversicht - ist es schon Euphorie?-,
dass die Impfungen den Weg in die alte Normalität
ebnen mögen. Davon erfasst wurden Titel der
Automobilindustrie, die in der neuen Wirklichkeit
angekommen seien, italienische Staatsanleihen, denen
auch ein Regierungswechsel mitsamt einhergehender
Verzögerung bei den Infrastrukturinvestitionen nichts
anhaben kann, und schließlich die Emerging Markets,
denen wieder glänzende Aussichten bescheinigt werden.
Impfstoffe lösen nicht alle Probleme - und vor
allem nicht sofort.
Wenn diese Zuversicht aber darauf fußt, dass die
Impfungen der Schlüssel sind, so gilt es zumindest
im Fall der Emerging Markets zu berücksichtigen, dass
die Länder dieses Kreises eher am Ende der Impfkette
stehen. Denn in dieser Gruppe versammeln sich Nationen,
deren Finanzierungskraft bzw. Infrastruktur nicht auf
diese Herausforderung vorbereitet ist: Indien,
Südafrika, Nigeria, Brasilien, Argentinien - um nur
einige zu nennen.
Gleichwohl ist mit Bezug auf Italiens Schuldtitel im
Besonderen und Staatsanleihen im Allgemeinen weltweit
eine abnehmende Differenzierung zwischen den Anleihen
einzelner Staaten zu beobachten. Ablesbar ist das an
den zunehmend einheitlicheren und vor allem geringen
Risikoaufschlägen - trotz der teilweise sehr
unterschiedlich ausgeprägten Haushaltssituationen und
konjunkturellen Ausblicke. Man könnte auch sagen, ein
Mario Draghi macht noch keinen Sommer.
Schaut man sich einzelne Branchen an, muss man auch
hier die Einschätzungen, die sich am Markt breit machen,
weiterhin hinterfragen. So wird sich das Tourismus- und
Hotelgewerbe vermutlich schleppender als das Impftempo
erholen - und gerade grenzüberschreitende Erholungs-
und Dienstreisen werden weiterhin schwierig bleiben.
Spätestens in der zweiten Jahreshälfte kommt es zum
Realitätscheck für die derzeit verteilten Vorschuss-
lorbeeren. Dann wird erwartet, dass es im Zuge der
warmen Jahreszeit in Verbindung mit einer sich
intensivierenden Durch-Impfung der Menschheit zu einer
konjunkturellen Erholung kommen sollte. Dabei werden
für einige Branchen sogar Nachholeffekte prognostiziert,
was geeignet wäre, die Preise - weiter - zu treiben.
Inflation ist mehr als ein vorübergehender Basiseffekt
Bereits jetzt ist hier eine aufwärtsgerichtete Bewegung
festzustellen: Das ist teilweise sicherlich auf die
auslaufenden Steuer-Erleichterungen zurückzuführen. Doch
die im Zuge der Pandemie-Bekämpfung durchschnittenen und
noch wieder etablierten Lieferketten tragen ebenfalls
dazu bei. Das gilt insbesondere auf den Seewegen, die
darunter leiden, dass es zwar Container gibt, diese aber
an den falschen Orten stehen und darüber hinaus auch noch
nicht entladen sind.
Doch selbst wenn hier eine Erleichterung eintreten sollte:
Die von Teilen der Politik geforderte Autarkie in gewissen
Segmenten, insbesondere Gesundheit und Pharmazie, wird
dauerhaft zu einer Preissteigerung beitragen.
Es sieht also so aus, als ob die Infektion durch die
Inflation abgelöst würde. Es wird interessant zu beobachten
sein, wie der Rentenmarkt und die Notenbanken, die zu
dessen wichtigsten Akteuren geworden sind, darauf reagieren.
Abseits dessen gilt es, die eigene Vorbereitung nicht zu
vernachlässigen.
Wie kann eine geeignete Positionierung aussehen?
Die Duration des eigenen Portfolios in einigen Teilen zu
verkürzen, ist ein geeignetes Mittel - zum einen, um aus
einer Inflationserwartung resultierende Abwärtsrisiken zu
reduzieren, zum anderen, um die sich dabei bietenden
Opportunitäten aus einer im Jahresverlauf steiler werdenden
Zinskurve leichter wahrnehmen zu können. Insofern dürften
auch Liquidität und Bonität im zweiten Halbjahr wieder eine
verstärkte Rolle spielen.
In Sachen Fremdwährungen spricht einiges für den US-Dollar,
der sich die letzten Wochen in einem vergleichsweise stabilen
Band zwischen 1,19 und 1,25 EUR/USD etabliert hat, und
zuvorderst natürlich für US-amerikanische Staatsanleihen. Doch
auch andere Währungen werden von einer global wieder-
erstarkenden Konjunktur profitieren, wie die skandinavischen
Währungen, zuvorderst die norwegische Krone.
Und so kann es im Ergebnis durchaus gelingen, das eigene
Depot für den anstehenden Realitätscheck zu wappnen.
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Quelle: Investmentfonds.de
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