Investmentfonds.de
03.03.2021:
LGIM: Wasserstoffhype verpasst?
Köln, den 03.03.2021 (Investmentfonds.de) -
gibt Philipp von Königsmarck, Head of Wholesale für
Deutschland und Österreich bei Legal & General
Investment Management (LGIM)
Wasserstoffhype verpasst?
Der Wasserstoff-Spezialist Plug Power hat mit einer
phänomenalen Wertsteigerung von +885 Prozent im
letzten Jahr für Aufsehen gesorgt. Auch andere
Unternehmen aus dem Wasserstoffsektor haben enorme
Renditen erzielt: zum Beispiel McPhy Energy (+824%),
ITM Power (+586%), Doosan Fuel Cell (+503%) und
Ceres Power (+376%). Hat der Wasserstoffmarkt sein
Potenzial schon ausgereizt? Ist die Rallye am
Wasserstoffaktienmarkt für Anleger bereits gelaufen?
Antworten darauf gibt Philipp von Königsmarck, Head of
Wholesale für Deutschland und Österreich bei Legal &
General Investment Management (LGIM):
"Die außergewöhnlich hohen Renditen von einigen
Unternehmen im Wasserstoffmarkt haben Anleger euphorisch
gemacht. Wir beobachten gerade einen regelrechten Hype
um Wasserstoff-Aktien. Investoren sollten aus unserer
Sicht etwas nüchterner und dennoch zukunftsorientiert
auf dem Markt blicken und Chancen und Risiken mit ihrem
Berater oder Vermögensverwalter genau abwägen.
2020 haben sich vor allem "reine" Wasserstoffunternehmen
stark entwickelt, also solche die zwischen 90 und 100
Prozent ihrer Einnahmen aus Lösungen rund um Wasserstoff
wie Elektrolyse-Technologie, Brennstoffzellen oder
Wasserstoffproduktion generieren. Firmen, die sich nicht
ausschließlich auf Wasserstoff konzentrieren und damit
weniger Einnahmen aus diesem Bereich verbuchen, haben
sich im Durchschnitt eher wie der allgemeine Markt
entwickelt. Deren Produkte und Technologien sind dennoch
essenziell innerhalb der Wertschöpfungskette für
Wasserstoff. Zu nennen sind Unternehmen wie Linde,
Air Liquide, Johnson Matthey und Air Products & Chemicals.
Ein Beispiel: Linde hat Anfang des Jahres bekannt gegeben,
die weltweit größte PEM-Elektrolyseur-Anlage (PEM steht
für Proton Exchange Membrane) zur Produktion von grünem
Wasserstoff bauen und betreiben zu wollen.
Insgesamt sollten Berater und Vermögensverwalter beachten,
dass ein solch spezialisierter Markt volatil ist. Dadurch
bietet sich Anlegern aber auch ein überdurchschnittlich
hohes Rendite-Risiko-Verhältnis. Denn ohne Risiko keine
Rendite. Wer ein höheres Rendite-Risiko-Profil hat, kann
in Einzelaktien investieren. Wer vergleichsweise weniger
Risiko eingehen möchte, aber dennoch von der Zukunft von
Wasserstoff überzeugt ist, kann in ETFs investieren.
Wahlweise als Einmalanlage, als Anlage über mehrere Monate
gestreckt oder in Form eines regelmäßigen Sparplans
Grüner Wasserstoff mit Potenzial
Steht der aktuelle Hype gerade dafür, dass Anleger, das
Beste schon verpasst haben? Nein. Insbesondere der Markt
für grünen Wasserstoff steckt noch in den Kinderschuhen und
hat entsprechend großes Wachstumspotenzial. In der
Entwicklung steht er heute dort, wo Elektrobatterien vor
rund zehn Jahren zu finden waren. Heute werden noch rund
99 Prozent des Wasserstoffs - zumeist in der Industrie
eingesetzt - aus fossilen Brennstoffen hergestellt. Das
wird sich aber in den nächsten Jahrzehnten grundlegend
ändern:
1. Es herrscht weltweit weitgehend Konsens darüber, dass
die CO2-Emissionen drastisch reduziert werden müssen.
In der EU soll im Rahmen des Green Deals bis 2050
Klimaneutralität erreicht werden. Das funktioniert nicht
ohne den Einsatz von grünem Wasserstoff.
2. Die Kosten für Elektrolyseure zur Herstellung von
Wasserstoff sind in den letzten fünf Jahren um bis zu
50 Prozent gesunken. Bis 2030 rechnen Experten mit einem
weiteren Rückgang von 40 bis 60 Prozent.
3. Die Kosten für regenerierbare Energie zur Erzeugung von
grünem Wasserstoff sind seit 2009/2010 bei Solar um -80
Prozent und bei Wind um -35 Prozent gefallen. Weitere
Kostensenkungen durch Skaleneffekte werden erwartet, wenn
sich grüner Wasserstoff verstärkt in Industrie, Transport
und Logistik sowie Energieerzeugung durchsetzt. Insgesamt
erwarten Experten, dass der globale Markt für grünen
Wasserstoff bis 2027 ein Volumen von 2,28 Mrd. USD mit einer
jährlich kumulierten Wachstumsrate von 14,24 Prozent
erreichen wird.
Kurzum: Wer den Einstieg letztes Jahr verpasst hat, sollte
dieses Anlagethema auf längere Sicht trotzdem nicht außer
Acht lassen. Dafür bietet sich insbesondere ein Sparplan an,
mit dem Anleger über eine längere Phase hinweg vom
Cost-Average-Effekt profitieren. Denn aus unserer Sicht ist
Wasserstoff kein kurzfristiger Hype, sondern eine langfristige
thematische Entwicklung auf dem Markt für regenerative Energien.
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Quelle: Investmentfonds.de
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