Investmentfonds.de
07.05.2021:
La Française: Es ist nicht alles Gold, was glänzt
Köln, den 07.05.2021 (Investmentfonds.de) -
Nina Lagron, CFA, Head of Large Cap Equites,
La Française AM
Es ist nicht alles Gold, was glänzt*
Die Europäische Union ist auf dem besten Weg, die globale
Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu reduzieren.
Mithilfe einer ehrgeizigen Gesetzgebung sollen die
Emissionen bis 2030 um mindestens 60 Prozent gegenüber
dem Stand von 1990 gesenkt werden. Das Europäische
Klimagesetz geht noch weiter und empfiehlt ein rechtlich
verbindliches Ziel von Netto-Null-Emissionen bis 2050.
Weitere vom Europäischen Parlament festgelegte
CO2-Emissionsstandards für Pkw und Transporter
(Verordnung EU 2019/631) traten am 1. Januar 2020 in Kraft.
In Zusammenhang mit dieser Gesetzgebung erlebt der
europäische Markt einen Boom beim Verkauf von neuen
Elektrofahrzeugen. Laut dem Verband der europäischen
Automobilhersteller ist der Verkauf neuer vollelektrischer
Fahrzeuge und Plug-in-Hybride allein im dritten Quartal
2019 um 51,8 Prozent auf 110.630 Fahrzeuge gestiegen.
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Ist das "Greenwashing"? Was sind die versteckten
Umweltauswirkungen von Elektrofahrzeugen? Gibt es
wirklich Autos mit niedrigen CO2-Emissionen?
Umweltauswirkungen
Der Verkehr war 2018 für 24 Prozent des weltweiten
Kohlendioxidausstoßes aus Energie verantwortlich
(Quelle: IEA), wovon 45 Prozent auf die Personen-
beförderung (Pkw und Busse) entfielen. Angesichts
des Reduktionspotenzials und der entsprechenden
Auswirkungen auf die globalen Emissionen ist die
Weiterentwicklung der Elektrofahrzeugtechnologie
für das Erreichen der Klimaziele von entscheidender
Bedeutung.
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Um eine fundierte Entscheidung treffen zu können ist
es jedoch wichtig, sich nicht von dem Versprechen
blenden zu lassen, dass von Elektrofahrzeugen keine
Auspuffemissionen ausgehen. Vielmehr sollten alle
Quellen von Treibhausgasemissionen berücksichtigt
werden, die aus allen direkten und indirekten Quellen
der CO2-Verschmutzung resultieren und als Scope 1, 2
und 3 Emissionen bezeichnet werden. Dazu gehören die
Emissionen, die mit der Herstellung sowie der Gewinnung,
Verarbeitung und Verteilung von Energieträgern (Strom
und Kraftstoff) verbunden sind. Eine in der Zeitschrift
Nature Sustainability veröffentlichte Studie (3. Edition,
Juni 2020, "Net emission reductions from electric cars
and heat pumps in 59 world regions over time") bestätigt,
dass sich die Weiterentwicklung von Elektrofahrzeug-
technologien angesichts der CO2-Einsparungen gegenüber
Verbrennern lohnt. Allerdings wirkt sich die Stromquelle
auf die Emissionen des Elektrofahrzeugs aus, die je nach
geografischem Gebiet und der Verwendung bestimmter
Energiequellen (d. h. Erdgas, Kernkraft, Kohle, Wind...)
für die Stromerzeugung variieren. In einer von deutschen
Wissenschaftlern am 17. April 2019 am Ifo-Institut
vorgestellten Studie heißt es beispielsweise, dass
Elektrofahrzeuge unter Berücksichtigung der
Batterieproduktion und des deutschen Energiemixes sogar
mehr CO2 erzeugen als Dieselfahrzeuge. Es gibt also
Unterschiede je nach Land und Energieträger.
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Darüber hinaus verschärft sich die Debatte je nach
verwendeter Technologie. Klimabewusste Verbraucher
sollten sich vor Übertreibungen hüten. Laut einer
kürzlich von Transport & Environment (11/2020)
veröffentlichten Studie mit dem Titel "Plug-in hybrids:
is Europe heading for a new dieselgate?" erzeugten
beispielsweise drei der beliebtesten Plug-in-Hybrid-
Fahrzeuge (PHEVs), die 2019 verkauft wurden, unter
optimalen Testbedingungen 28 bis 89 Prozent höhere
Emissionen als beworben. PHEVs rühmen sich mit
niedrigen CO2-Emissionen, die in der Regel nicht mehr
als ein Drittel eines herkömmlichen Autos mit
Verbrennungsmotor betragen. Doch die drei von
Emissions Analytics getesteten Fahrzeuge - von Transport
& Environment für die Studie in Auftrag gegeben -
verfehlten alle ihre versprochenen CO2-Einsparungsziele,
selbst wenn sie mit einer vollgeladenen Batterie
starteten. Beim Start mit einer leeren Batterie wurden
die Ziele sogar noch weiter verfehlt: Die CO2-Emissionen
waren bis zu achtmal höher als angegeben.
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Neue Green-Finance-Regelungen könnten Herstellern,
die PHEVs als "nachhaltige Investitionen" anpreisen,
bereits 2026 einen Riegel vorschieben. Dies könnte den
Übergang zu vollelektrischen Fahrzeugen beschleunigen
und Europa dem Klimaziel näherbringen. Einige
vorausschauende EU-Mitgliedsstaaten haben PHEVs bereits
von Steuervergünstigungen ausgeschlossen, was zu einem
Anstieg der Verkäufe von reinen Elektrofahrzeugen führte
(Quelle: electrive.com, "Is this the end of plug-in hybrid
sales in the EU"). Nichtsdestotrotz sollte berücksichtigt
werden, dass der Übergang zu Elektrofahrzeugen nicht immer
Treibhausgase reduziert, da die Stromerzeugung noch nicht
klimaneutral ist. Daher ist eine genaue Bewertung der
Scope 1-, 2- und 3-Emissionen über den gesamten Lebenszyklus
des Fahrzeugs unerlässlich. Über die Hersteller von
Elektroautos und ihre Fähigkeit, positiv und im gewünschten
Tempo zur Begrenzung der globalen Erwärmung auf deutlich
unter 2 Grad beizutragen, muss dementsprechend von Fall
zu Fall entschieden werden. Die Verfügbarkeit von genauen
Daten zur Quantifizierung der Scope 1-, 2- und 3-Emissionen
ist dafür entscheidend.
Abschließend sei noch gesagt: Es ist nicht alles grün,
was glänzt!
*William Shakespeare
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Quelle: Investmentfonds.de
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