Investmentfonds.de
07.06.2021:
JK Capital Kommentar: Dürre in Taiwan
Köln, den 07.06.2021 (Investmentfonds.de) -
Mu Huang, Middle Office Manager, JK Capital
Management Ltd., einem Unternehmen der La-Française-Gruppe
JK Capital Kommentar, La-Française-Gruppe
Dürre in Taiwan und die Konsequenzen
für die Halbleiterindustrie
Die Chiphersteller in Taiwan kämpfen nicht nur mit
dem unerwarteten Corona-Ausbruch, sondern auch mit
der schlimmsten Dürre seit mehr als einem halben
Jahrhundert. Dies wird einen nachhaltigeren Effekt
auf die Halbleiterindustrie und die Wirtschaft der
Insel haben, als man vermutet hätte.
Viele Wasserreservoirs der Insel verfügen derzeit
über weniger als 20 Prozent ihrer Kapazität. Bei
einigen beträgt der Wasserstand weniger als
10 Prozent, darunter auch Reservoirs, die
hauptsächlich die Wasserversorgung der
Forschungsanlagen sicherstellen.
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Die Wasserknappheit wirkt sich auch auf die
Wasserkrafterzeugung aus. Obwohl Wasserkraft nur
2 Prozent des taiwanesischen Energieerzeugungsmixes
ausmacht, ist sie am ehesten dafür geeignet,
plötzliche Steigerungen des Energiebedarfs zu
decken. Da die Wasser-Strom-Verknüpfung teilweise
zu einer Rationierung geführt hat, kann die
Wasserkraft nicht mehr den Überschussbedarf von
gewerblichen und privaten Nutzern ausgleichen,
was nun überall auf der Insel zu Stromausfällen
führt.
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Da Taiwan einer der regenreichsten Orte weltweit ist,
war die Wasserversorgung bisher nie ein Problem. Dies
war ein Vorteil für die Chip-Hersteller, da die
moderne Halbleiterfertigung stark von einer stabilen
Versorgung mit hochwertigem Süßwasser abhängt.
Angesichts dieser historischen Dürre hat die
taiwanesische Regierung beschlossen, die Bewässerung
auf Zehntausenden Hektar Ackerland einzustellen, um
die kostbare Wasserversorgung für die wichtigste
Industrie des Landes, die Halbleiterindustrie, zu
gewährleisten. In einigen Städten hat die Regierung
sogar damit begonnen, den Wasserverbrauch zu
rationieren, indem sie die Wasserversorgung für
zwei Tage in der Woche aussetzt.
Zwischenzeitlich haben auch die Top-Chiphersteller
der Insel, darunter TSMC, United Microelectronics
und Winbond, ihre eigenen Notfallpläne für den
Umgang mit der Wasserknappheit aktiviert,
einschließlich der Mobilisierung von Wassertrucks.
TSMC hat über 100 Wassertrucks für 30 Millionen USD
bestellt, was nur der Anfang der unweigerlich
steigenden Wasserkosten für das Unternehmen sein
könnte. TSMCs weiterer Notfallplan setzt auf eine
Abwasseraufbereitungsanlage, die in der Lage ist,
industrielles Wasser aufzubereiten, sodass es für
die Herstellung von Halbleitern wiederverwendet
werden kann. Laut dem jüngsten Nachhaltigkeitsbericht
des Unternehmens werden derzeit 156.000 Tonnen Wasser
pro Tag verbraucht. Die Aufbereitungsanlage könnte bis
2024 67.000 Tonnen Wasser erzeugen, die in den
Chip-Herstellungsprozess zurückfließen würden, also
etwa 43 Prozent des Bedarfs. Allerdings könnte der
Wasserbedarf in Zukunft deutlich steigen und dies nur
eine marginale Entlastung bringen. Eine 200-W-EUV-Anlage
(Extreme Ultraviolet Lithography), die für die
Herstellung von Chips mit einer Größe von 7 nm oder
darunter erforderlich ist, benötigt 1.600 Liter Wasser
pro Minute zur Kühlung. Eine herkömmliche DUV-Anlage
(Deep Ultraviolet Lithography), die weniger moderne
Chips herstellt, benötigt hingegen nur 75 Liter pro
Minute. Wenn sich also der Produktionsschwerpunkt auf
modernere Chips (14nm oder darunter) verlagert, wird auch
der Wasserbedarf der Chiphersteller steigen, und zwar
drastisch.
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Obwohl TSMC bei der ESG-Berichterstattung sehr
transparent ist, versäumt es jedoch potentielle
Wasserversorgungsrisiken, die zu Betriebsunterbrechungen
führen könnten, exakt zu bewerten. In seinem
CDP-Fragebogen zur Wassersicherheit 2020 stellte das
Unternehmen fest, dass "Dürre das größte potenzielle
Wasserrisiko ist, obwohl die Wahrscheinlichkeit einer
Dürre ,unwahrscheinlich' ist". Das, obwohl der WRI
Aqueduct Water Risk Atlas zeigt, dass sich viele
Produktionsstätten in Gebieten mit mittlerem bis hohem
Wassermangel befinden.
Dies würde sicherlich nicht nur TSMC betreffen. Auch
andere Chiphersteller und Elektronikproduzenten in
Taiwan könnten bald Betriebsunterbrechungen aufgrund
von Wasserknappheit und anderen klimabedingten
Ereignissen erfahren. Es könnte jedoch für sie
gravierender sein, da sie weniger Ressourcen und
Kompetenzen zur Problemlösung haben.
Dies ist eines der Beispiele, bei denen das Verständnis
und die Analyse der ESG-bezogenen Angaben eines
Unternehmens entscheidend sind, da sie ein erhebliches
operatives Risiko aufdecken. Wir werden die Dürresituation
in Taiwan und die Notfallpläne, die die Chiphersteller für
das unvermeidliche zukünftige Auftreten ähnlicher
Situationen bereithalten, im Blick behalten.
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Quelle: Investmentfonds.de
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