Investmentfonds.de
06.08.2004:
Invesco: Japan - stärkstes Wirt.Wachstum seit 10 Jahren
Köln, den 06.08.2004 (Investmentfonds.de) - Der exportgetriebene Aufschwung in Japan,
der sich in einer starken Auslandsnachfrage nach Maschinen, zunehmender industrieller
Produktion und Unternehmensinvestitionen niederschlägt, setzt sich fort, heisst es im
aktuellen Bericht von Inveco. Das reale BIP-Wachstum ist erstaunlich robust. Im ersten
Quartal 2004 lag das reale BIP-Wachstum auf annualisierter Basis bei 6,1%. Dennoch
wäre es verfrüht von einer breiten Erholung zu sprechen. Die Verbraucherausgaben in den
BIP-Zahlen sind übertrieben, da die meisten japanischen Haushalte angesichts geringer
Lohnzuwächse und einem nur schwachen Beschäftigungszuwachs zurückhaltend bleiben.
Angesichts der Sorge vor einem weiteren Anstieg der bereits hohen Staatsverschuldung
verfolgt auch der öffentliche Sektor eine vorsichtige Ausgabenpolitik.
Die Schwierigkeiten der inländischen Wirtschaft spiegeln sich insbesondere im Banken-
system wider. Ein Beispiel hierfür sind die jüngsten Probleme bei UFJ, einer der vier
japanischen Megabanken, die aus der Fusion von drei City Banks unter Führung der Sanwa
Bank entstanden ist. Die Bank erhielt im Juni eine Strafe von der japanischen Auf-
sichtsbehörde FSA für das Unterschlagen von Dokumenten und Fälschen von Kreditunter-
lagen. Die Forderungsausfälle der UFJ er-reichten 8,5% und die Bank wies für ihr Ge-
schäftsjahr, das im März endete, einen Verlust aus. Diese Zahlen sind symptomatisch
für eine Branche, die versucht, sich von der Altlast insolventer, zahlungsunfähiger
Unternehmensschuldner zu befreien. Zu dem Zeitpunkt, da dieser Bericht geschrieben
wurde, beschloss die UFJ eine Fusion mit MTFG, der stärksten der drei anderen Mega-
banken. Vor dem Hintergrund des geschwächten Bankwesens und der krisengeschüttelten
Kreditnehmer überrascht es kaum, dass das Geldmengenwachstum auf niedrigem Niveau ver-
harrt (z.B. wuchs M2+CDs in den zwölf Monaten bis Juni nur um 1,7%), während die
Kreditvergabe der Banken in den zwölf Monaten bis Juni um 3,7% zurückging. Das Geld-
mengenwachstum reicht weiterhin nicht aus, um die inländische Wirtschaft anzukurbeln,
und der Rückgang der Grundstückpreise setzt sich fort. Daher wird die Bank of Japan
ihre Nullzinspolitik über einen längeren Zeitraum beibehalten müssen, bevor sie wie
die Fed oder die BoE zu einer Normalisierung übergehen kann.
Obwohl einige Preisindikatoren sich in den vergangenen Monaten positiv entwickelt haben,
interpretieren wir diesen Trend vor allem als Reaktion auf den weltweiten Anstieg der
Rohstoffpreise. Beispielsweise stieg der inländische Unternehmensgüterindex im Juni um
1,4% gegenüber dem Vorjahr, während die verschiedenen Verbraucherpreisindizes weiterhin
leicht deflationär blieben. Der Großteil der Verbesserungen ist auf zyklische Bewegungen
bei den Preisen importierter Rohstoffe zurückzuführen und folgt damit dem gleichen
Muster wie während der letzten zwei Aufschwungphasen in Japan. Der BIP-Deflator für das
erste Quartal 2004 zeigte erneut einen Rückgang um 2,5% im Jahresvergleich. Daher rechnen
wir mit einer Fortsetzung der Deflation im Jahr 2004.
Die Koizumi-Regierung wurde in der Upper House-Wahl am 11. Juli zwar wiedergewählt,
doch der Premierminister und die LDP erhielten keine deutliche Unterstützung für ihre
Politik. Trotz des enttäuschenden Wahlausgangs ist die Position des Premierministers
in keiner Weise gefährdet und die Überwindung der Deflation bleibt der Schlüssel zur
künftigen Entwicklung Japans. Während die inländische Wirtschaftsschwäche sich weiterhin
negativ auf Large Caps auswirken wird, dürfte es nur kleinen und mittleren Unternehmen
gelingen, gegen den Strom zu schwimmen.
Quelle: Investmentfonds.de
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