08.06.2007
DWS-Analyse Europa: Kein einheitliches Bild
Köln, den 08.06.2007 (Investmentfonds.de) - Im Jahr 2006 stieg das verwaltete Fonds-
vermögen in Europa um fast 14% auf über 6 Billionen Euro und erreichte damit einen
neuen Höchststand (Grafiken 1 und 11). Nahezu alle betrachteten Länder erzielten
Wachstumsraten, mitunter zweistellig. Davon ausgeschlossen blieben Italien, Griechen-
land, Portugal und die Türkei, die einen zum Teil deutlichen Rückgang der verwalteten
Anlagegelder einbüßten (Grafik 6).
Die Mittelzuflüsse in Europa bewegten sich, wenngleich sie gegenüber dem Vorjahr um
32% abnahmen, weiter auf hohem Niveau. So investierten europäische Anleger per Saldo
neue Gelder in Höhe von über 133 Mrd. Euro (Grafiken 13, 14 und 15). Europas größtem
Fondsmarkt Frankreich flossen neue Mittel in Höhe von rund 74 Mrd. Euro zu. Dabei
fokussierten sich französische Anleger wie in den Vorjahren vor allem auf Geldmarkt-
fonds. Alternative Fonds, die in der Kategorie gemischte Fonds erfasst sind, gewinnen
in Frankreich stärker an Bedeutung und machten im Jahr 2006 10% der Neuanlagen aus.
Die zweithöchsten Gelder sammelte Großbritannien mit rund 31 Mrd. Euro und einem klaren
Fokus auf Aktienfonds ein, gefolgt von Deutschland mit rund 25 Mrd. Euro sowie der
Schweiz mit 6,4 Mrd. Euro. Italienische Anleger, die seit jeher als traditionelle
Rentenfondssparer gelten, zogen im Jahr 2006 die Rekordsumme von mehr als 40 Mrd. Euro
aus Rentenfonds, aber auch 11 Mrd. Euro aus Aktienfonds ab. Vergleichsweise hohe
Zuflüsse in gemischte Fonds kompensierten die Abflüsse auf per Saldo rund -35 Mrd.
Euro. Grund für die bei Rentenfonds beobachteten Abflüsse war ihre anhaltend niedrige
Rendite. Spanien büßte ebenfalls ein. Die Mittelabflüsse beliefen sich auf über 2 Mrd.
Euro. Hier zogen einzig gemischte Fonds und die sogenannten “fondos globales“ neue
Gelder auf sich. Die Mittelabflüsse in einigen Ländern konnten zum Teil durch die
positive Wertentwicklung kompensiert werden. In anderen Ländern – insbesondere in
jenen mit hoher Aktiengewichtung – führte diese, einhergehend mit steigenden Mittel-
zuflüssen, zu einem deutlichen Anstieg der Fondsvolumina.
Aktienfonds in Europa stiegen im Jahr 2006 um 22,1% auf inzwischen 2,1 Billionen Euro.
Mehr als 456 Mrd. Euro wurden dabei von Anlegern in Großbritannien gehalten. Rentenfonds,
deren Gelder sich zu großen Teilen auf die Portfolios italienischer, deutscher und
spanischer Sparer verteilten, verzeichneten im selben Zeitraum einen Anstieg von 4,1%
auf 1,2 Billionen Euro. Gemischte Fonds erfreuten sich im vergangenen Jahr insbesondere
in Frankreich, Italien und Deutschland einer gewachsenen Popularität und stiegen – auch
dank hoher Mittelzuflüsse – um 36% auf 660 Mrd. Euro an. Geldmarktfonds, die trotz
eines gestiegenen Zinsniveaus und aufgrund zunehmender Konkurrenz durch Spareinlagen
an Attraktivität verloren, erzielten einen moderaten Anstieg von 1,4% auf 787 Mrd. Euro.
Hiervon entfielen allein 380 Mrd. Euro auf französische Anleger (Grafiken 17, 18, 19
und 20).
Im Zusammenhang mit der im vergangenen Jahr vergleichsweise niedrigen Rendite der
Geldmarktfonds gegenüber Spareinlagen und Rentenfonds sowie Änderungen der Anlagericht-
linien wurden in Spanien im Prinzip alle bis dato in Geldmarktfonds gehaltenen Mittel
in Rentenfonds mit kurzfristigem Anlagehorizont umgeschichtet. Die Umschichtung bzw.
Umklassifizierung der unter dem Akronym FIAMM bekannten Geldmarktfonds wurde durch
eine Änderung der gesetzlichen Regularien im November 2005 ermöglicht.
Garantiefonds verzeichneten einen Anstieg der verwalteten Anlagegelder von 9,6% auf
152 Mrd. Euro. Garantiefonds machen 3% der europäischen Publikumsfonds aus. Dabei ent-
fallen fast 90% der Volumina auf Frankreich und Spanien, die restlichen 10% auf Deutsch-
land, die Schweiz und Großbritannien (Grafiken 21 und 25). Die deutlichen Unterschiede
in der Allokation der Fondsgelder, die Höhe der Mittelzuflüsse sowie die generelle
Akzeptanz des Fondssparens in den einzelnen Ländern sind zum einen auf die noch sehr
heterogenen Anlagepräferenzen innerhalb Europas zurückzuführen – bedingt durch bestehende
Unterschiede in Hinblick auf die wirtschaftliche Entwicklung, regulatorische Rahmenbe-
dingungen und die staatliche Förderung der Altersvorsorge – , zum anderen aber auch
auf historisch gewachsene Risikoneigungen.
Auch ein Vergleich des Pro-Kopf-Fondsvermögens ausgewählter Länder verdeutlicht die
unterschiedliche Bedeutung der Vermögensanlage mit Investmentfonds innerhalb Europas.
Während dieses in Frankreich bei rund 15.000 Euro liegt, besteht bei deutschen oder
spanischen Fondsanlegern mit 6.000 bzw. 5.800 Euro sicherlich Nachholbedarf (Grafik 24).
Ein Blick auf die vergangenen fünf Jahre belegt die stetige Entwicklung des Fondsmarkts
Europa: So ist das Fondsvolumen seit Ende 2001 von knapp 4 Billionen Euro auf inzwischen
mehr als 6 Billionen Euro um 50% gestiegen (Grafik 16). Regional wiederum zeigt sich
eine unterschiedliche Wachstumsdynamik: Während beispielsweise Großbritannien oder Frank-
reich in den vergangenen fünf Jahren um rund 70% zulegten, waren es in Deutschland,
Spanien und der Schweiz ca. 40%.
Die prozentuale Entwicklung in den einzelnen europäischen Ländern stellte sich im
Betrachtungszeitraum 2006 wie folgt dar: Den höchsten Zuwachs erzielte das aggregierte
Fondsvolumen der Länder Polen, Rumänien, Russland, Tschechien und Ungarn mit +46% auf
umgerechnet rd. 41 Mrd. Euro. Den zweithöchsten Anstieg erzielte Finnland mit einem
Plus von 36%, gefolgt von Luxemburg mit +29%, Großbritannien mit +27% (GBP), Norwegen
mit +25% (NOK), Schweden mit +21% (SEK), Frankreich mit +17%, Dänemark mit +14% (DKK),
der Schweiz mit +11% (CHF), Belgien mit +9%, Deutschland mit +8%, Österreich und den
Niederlanden mit jeweils +7% sowie Spanien mit +3%. In der Türkei hingegen war das
verwaltete Fondsvermögen im Jahr 2006 mit -26% (YTL), ebenso wie in Griechenland mit
-23%, Italien mit -4% und Portugal mit -3% rückläufig (Grafiken 6 und 10).
Quelle: Investmentfonds.de