Ophirum Group | Setzt Donald Trump den Goldpreis unter Druck?
Önder Çiftçi, Gründer und Geschäftsführer der Ophirum Group
Vor der US-Wahl ging noch „FOMO“, also „Fear of missing out” oder die Angst, etwas zu verpassen, unter Goldkäufern um – und damit einhergehend legten auch die Goldkäufe enorm zu. Doch nach der Wahl Donald Trumps zum nächsten US-Präsidenten fiel der Goldpreis zunächst deutlich. Jetzt ist Frage: War das nur eine Korrektur oder das Ende des Aufwärtstrends?
Investmentfonds.de | Frankfurt, 26. November 2024 – Was für ein Goldjahr! Seit Jahresbeginn konnte der Goldpreis mehr als 27 Prozent zulegen. Das war nochmal ein deutlich größeres Plus als im Jahr 2023, in dem der Goldpreis bereits um sehr beachtliche 13 Prozent anstieg.
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Viele Anleger – vor allem jene, die die Goldpreisrally bisher verpasst haben – fragen sich nun: Hält die Rekordserie beim Goldpreis weiter an und lohnt sich nun noch der Einstieg? Oder hat die Wahl Donald Trumps zum nächsten US-Präsidenten den starken Aufwärtstrend abbrechen lassen? Oder bleiben die bisherigen Antriebsfaktoren intakt? Was also spricht derzeit für und was gegen eine anhaltend positive Goldpreisentwicklung?
Lange Rekordjagd beim Gold
Werfen wir dazu einen kurzen Blick zurück. Der kräftige Goldpreis-Anstieg hatte gleich mehrere Gründe. Mit dem Krieg in der Ukraine stand Russlands Militär plötzlich an der EU-Außengrenze und schürte die Angst vor einer weiteren Eskalation. Durch die Unterbrechung vieler Lieferketten nahm in etlichen Teilen der Welt die Inflation sprunghaft zu. Die steigenden Leitzinsen der Notenbanken zur Bekämpfung der Inflation belasteten in der Folge die Wirtschaft. Später kam dann noch der Krieg Israels gegen die Terrororganisation Hamas hinzu, zudem weitete sich der Konflikt auf weitere Länder im Nahen Osten aus. Auch der US-Präsidentschaftswahlkampf schürte die Unsicherheit über die künftige Wirtschaftspolitik der USA. Die politischen Risiken – und damit auch die wirtschaftlichen Risiken – haben in den vergangenen drei Jahren mehrfach massiv zugenommen. Vor diesem Hintergrund hat Gold ein Rekordhoch nach dem anderen erreicht.In diesem Jahr profitierte Gold vor allem von der Aussicht auf sinkende Zinsen und später von den tatsächlichen Zinssenkungen der Europäische Zentralbank ab Juni und der US-Notenbank Fed dann ab September. Die Fed hatte länger gebraucht, um die Inflation durch hohe Zinsen wieder auf ein vertretbares Maß zurückzudrängen. Daher herrschte monatelang große Unsicherheit unter Anlegern und damit einhergehend die Angst – Stichwort „FOMO“ –, eine historische Goldpreisrally zu verpassen. Nicht von ungefähr markierte die weltweite Goldnachfrage daher im dritten Quartal erstmals ein Volumen von 100 Milliarden Dollar – und dies, obwohl die Notenbanken weltweit ihre Goldkäufe angesichts der hohen Preise reduzierten. Die Unsicherheit über den Wahlausgang in den USA feuerte die Rally zusätzlich an; kurz vor der Wahl erklomm Gold mit rund 2.787 Dollar pro Feinunze ein neues Allzeithoch.
Trumps Wahlsieg lässt Goldpreis purzeln, vorerst
Doch nun ist zumindest die Unsicherheit über die künftige US-Politik vorbei, Donald Trump wird der nächste US-Präsident. Von Trump wird erwartet, dass er die Wirtschaft, insbesondere die Öl- und Gas-Industrie, stärken will. Er plant, die Unternehmenssteuern zu senken, Importe mit Zöllen zu belegen, soziale Wohltaten zu reduzieren, Migranten abzuschieben und für all das auch eine hohe Neuverschuldung in Kauf zu nehmen. Zudem will er der US-Notenbank Druck machen, damit sie die Zinsen schneller senkt.In den Auswirkungen auf den Goldpreis ist seine angekündigte Politik ambivalent. Gut für den Goldpreis sind Zinssenkungen. Sie lassen Anleger tendenziell aus Anleihen in Gold umschichten. Außerdem lassen Zinssenkungen die Geldmenge ansteigen und schwächen den Dollar. Auch das ist in der Regel gut für den Goldpreis, da das Edelmetall weltweit in US-Dollar gehandelt und bei einer Dollarschwäche in anderen Währungen günstiger wird. Es gab also gute Gründe, nach der Wahl von Trump zunächst mit einem steigenden Goldpreis zu rechnen.
Belastungsfaktoren für den Goldpreis
Aber: Nach der Wahl stieg der Dollar kräftig. Offenbar glauben viele Investoren, dass Trumps Politik nicht nur gut für die US-Wirtschaft sein könnte. Sondern es besteht auch die Befürchtung, dass die US-Notenbank bei einem von Trump provozierten Anstieg der Inflation die Zinsen nicht so schnell senken wird, wie es viele Marktteilnehmer erwartet haben. Dementsprechend zogen die im Vorfeld gefallenen Renditen der US-Staatsanleihen wieder an. Sowohl der teure Dollar als auch steigende Renditen sind ein Belastungsfaktor für den Goldpreis.Ökonomen rechnen zudem damit, dass Trump als US-Präsident die Staatsschulden deutlich ausweitet, um seine Steuersenkungen zu finanzieren. Dafür müssen die USA neue Staatsanleihen am Rentenmarkt platzieren. Allerdings sind US-Bonds nicht mehr so beliebt wie in der Vergangenheit. Schwellenländer wie China, Russland oder die Türkei bevorzugen mittlerweile Gold. Eine geringere Nachfrage nach US-Staatsanleihen lässt deren Renditen jedoch steigen. Insgesamt machen also der Dollar, ausbleibende Zinssenkungen und hohe Anleiherenditen Gold für Anleger unattraktiver.
Neue Hoffnung nach der Korrektur
In der Woche nach der Wahl fiel der Goldpreis deshalb so deutlich wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr. Vom Allzeithoch aus ist der Kurs zeitweise um mehr als acht Prozent gesunken.Ob Donald Trump den Goldpreis künftig nun steigen oder fallen lässt, ist im Grunde ohnehin die falsche Frage. Mittel- bis langfristig rechnen Ökonomen überwiegend mit einem steigenden Goldpreis, weil sich jenseits der US-Wahl an den guten Argumenten für Goldkäufe nichts verändert hat. Im Gegenteil: Die Unsicherheit in der Welt hat mit Blick auf die Ukraine und Russland, die Ausweitung des Konflikts im Nahen Osten, China und Europa eher noch zugenommen. Auch Deutschland hat mit dem Zerfall der Ampel-Regierung seinen Beitrag geleistet.
Zudem hält US-Notenbankchef Jerome Powell bislang weiter an den geplanten Zinssenkungen fest, auch wenn er übertriebene Erwartungen zuletzt dämpfen musste. Mit der Aussicht auf Zinssenkungen, Inflation, Handelskonflikte und unveränderte geopolitische Risiken stehen die Chancen für Gold weiterhin gut. Und als Krisenschutz für das Vermögen gehört Gold gerade jetzt in jedes Depot. Es gibt also gute Gründe, weiter auf Gold zu setzen – auch ganz ohne „FOMO“.
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