Investmentfonds.de
16.08.2022:
Spectrum Markets | ESG und Kryptoinvestitionen - ein Interessenkonflikt?
Köln, den 16.08.2022 (Investmentfonds.de) -
Christian-Hendrik Knappe, Börsenexperte bei Spectrum Markets
ESG und Kryptoinvestitionen - ein Interessenkonflikt?
"Wegen ihrer energieintensiven Validierungsmechanismen stehen einige
Blockchain-Protokolle in der Kritik. Obwohl ein europäisches Verbot
des besonders energiehungrigen Proof-of-Work-Prozesses zumindest
vorerst vom Tisch ist, könnten kommende Nachhaltigkeitsregulierungen
die nächste Herausforderung für diese Art von Protokollen bereithalten.
Gleichzeitig ist die Nachfrage der Anleger nach ESG-Anlagen höher denn
je, während die jüngsten Entwicklungen am Kryptomarkt der Popularität
von Bitcoin & Co. nicht wirklich geschadet haben. Doch wie passen ESG
und Kryptoinvestitionen zusammen und worauf müssen sich Anleger einstellen?
Zunächst sollte mit Blick auf die Umweltverträglichkeit von Schürfprozessen
auf die Verhältnismäßigkeit geschaut werden. So wird beispielsweise bereits
jetzt intensiv darüber diskutiert, warum als nachhaltig gelabelte
Investmentfonds in Fluggesellschaften oder sogar Ölkonzerne investieren
dürfen. In diesem Zusammenhang steht der Energieverbrauch des PoW-Mechanismus
möglicherweise nicht an erster Stelle der Nachhaltigkeits-Bedenken von
Anlegern oder der Aufsicht. Mit 23 Millionen Tonnen Kohlendioxidemissionen
pro Jahr ist das Schürfen von Bitcoin keine umweltfreundliche Angelegenheit,
diese Tatsache kann nicht geleugnet werden. Um jedoch nicht Äpfel mit Birnen
zu vergleichen, müsste man dies mit der Herstellung bzw. Verarbeitung von
Baumwolle, Folie, Fäden, Papier und Tinte für Banknoten auf globaler Ebene
vergleichen oder mit der Energie für deren Druck, für die Herstellung von
Münzen, Geldtransporte, den Betrieb von Geldautomaten, Entsorgungsprozesse
wie das Schreddern und Verbrennen von Banknoten oder die Entwertung von
Münzen. Und solange die Taxonomie-Verordnung Atomkraft und Erdgas als grüne
Energieträger einstuft, erscheint die Kritik am PoW-Mechanismus ein wenig
heuchlerisch.
Dennoch gibt es sicherlich Protokolle, die weniger Ressourcen verbrauchen als
der unter anderem dem Bitcoin zugrunde liegende PoW-Konsensmechanismus. Bei
PoW werden mathematische Aufgaben gelöst, um einer Blockchain neue Blöcke
hinzuzufügen. Dieser "Mining"-Prozess erfordert eine erhebliche Menge an
Energie, die zunimmt, wenn die Blockchain wächst und mehr Miner in diesem
Konsensmechanismus aktiv werden. Sein hoher Stromverbrauch hat PoW weltweit
auf den Radar der Regulierungsbehörden gebracht. Allerdings wurde ein
PoW-Verbot nicht in den Entwurf der MiCA-Verordnung aufgenommen. Ob
Vermögensverwaltern, die PoW-basierte Produkte vertreiben oder deren
Herstellern neue Herausforderungen in Form von strengeren Nachhaltigkeits-
und Offenlegungsanforderungen bevorstehen, bleibt somit abzuwarten.
Alternativen zum PoW
Der Proof of Stake (PoS)-Mechanismus, auf den beispielsweise Ethereum
umgestellt werden soll, wird allgemein als weniger umweltschädliche
Alternative zum PoW angesehen. PoW nutzt einen Validierer für die
Verifizierung jedes Blocks, wobei der "Rechenwettbewerb" der Validierer um
die Chance, einen Block zu verifizieren, den energieintensiven Vorgang
darstellt. Beim PoS wird dem Protokoll vorhandene Coins für einen bestimmten
Zeitraum angeboten und durch die Festlegung dieses "stake" genannten Einsatzes
das Recht, Transaktionen zu validieren. Bei dieser zufällig verteilten
Verantwortung für die Blockvalidierung wird weniger Energie verbraucht als
beim PoW-Prozess, und die Validierung selbst benötigt ebenfalls eine geringere
Rechenleistung.
Härtere Umweltregulierung für Krypto-Prozesse?
Es gibt immer noch eine große Zurückhaltung, die Entwickler-Community zu
entfremden, da die verschiedenen Wirtschaftsräume darum konkurrieren, die
Designer dieser vielversprechenden neuen Technologie anzuziehen.
Ein Krypto-Hub zu werden, kann sowohl Technologieführerschaft bedeuten als
auch zum Nutznießer von Folgeeffekten zu werden, die die Ansiedlung einer
Branche oder Dienstleistung üblicherweise mit sich bringt. Darüber hinaus
haben die politischen Entscheidungsträger erkannt, dass sich die Wirksamkeit
von Verboten, Beschränkungen oder Vorschriften proportional zu ihrer
einheitlichen Umsetzung verhält. Als die chinesische Regierung beschloss,
Transaktionen in und das Mining von Bitcoin zu verbieten, hatte dies
Auswirkungen auf den Absatzmarkt, da Peking die Transaktionen lokal unter
Strafe stellen konnte. Die Hashrate ging jedoch nicht zurück, da die in
China eingestellte Mining-Kapazität schnell von anderen Ländern kompensiert
wurde: Der Produktionsmarkt blieb also unbetroffen.
Klar ist: wenn es heute einen Prozess gibt, der zu sehr auf den Verbrauch
fossiler Brennstoffe setzt, sollte sich dies ändern, unabhängig davon, um
welches Produkt oder welche Branche es sich handelt und auch unabhängig
davon, ob gerade Versorgungsengpässe vorliegen oder nicht. Es passieren
bereits eine Menge Dinge, die den Energieverbrauch des PoW-Mechanismus
reduzieren werden. Das beginnt damit, dass die Mining-Hardware energie-
effizienter wird und schließt alle Initiativen ein, die auf die Nutzung
erneuerbarer Energien abzielen - wie etwa das gemeinsame Projekt des
Zahlungsanbieters Block mit Tesla und dem Blockchain-Dienstleister Blockstream.
Ihr geplantes netzunabhängiges Mining-Zentrum wird nach eigenen Angaben[1]
über 3,8 Megawatt an erneuerbarem Solarstrom erzeugen und über eine Batterie-
speicherkapazität von 12 Megawattstunden verfügen."
Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren
persönliche Einschätzung wieder (Spectrum Markets).
Die zur Verfügung gestellten Informationen erheben
keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen
keine Beratung dar (Spectrum Markets)
Quelle: Investmentfonds.de
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