Investmentfonds.de
20.06.2006:
Activest Meinung: Die internationalen Finanzmärkte
Köln, den 20.06.2006 (Investmentfonds.de) -
Aktienmärkte
Die Erholungsbewegung seit Wochentief am Mittwoch konnte sich am Freitag trotz des
großen Verfallstags an den Terminbörsen nicht weiter fortsetzen und bescherte den
europäischen Börsen durchgängig einen negativen Wochensaldo. An der Wall Street konnte
lediglich der Dow 30 die Berichtswoche mit einem ansehnlichen Plus abzuschließen.
Vorübergehend konnte Oracle für eine Stimmungsaufhellung sorgen. Vor dem offiziellen
FQ4-Bericht am kommenden Donnerstag (nachbörslich) präsentierte Oracle überraschend
vorläufige Zahlen zu Ergebnis und Umsatz für das Mai-Quartal, die oberhalb der
Unternehmensprognose lagen. Weiterhin für Verunsicherung an den zuletzt merklich Zins-
reagibleren Märkten sorgten Kommentare von Fed-Mitgliedern, die mit
inflationskritischen Aussagen die Volatilität an den Märkten noch verstärkten.
Stabilisierend wirkte der Rückgang des Ölpreises bis unter die 70-USD-Marke, allerdings
auch zu Lasten der Energiewerte. Deren Subindex im STOXX 600 verlor mit über -4% seit
Monatsbeginn überproportional zum Gesamtmarkt.
In der weiterhin reduzierten Berichtsperiode der Unternehmen stehen diese Woche FedEx
und Morgan Stanley auf der Agenda, die für Kursimpulse in ihrer Peergroup sorgen sollten.
Darüber hinaus dürften die wieder aufgekommenen Zinsängste weiter im Vordergrund stehen.
Während die Bondmärkte zumindest von den Anzeichen einer Wachstumsabflachung der
US-Wirtschaft unterstützt wurden, werden sich die Aktienbörsen vor allem auf daraus
resultierende Risiken für die aktuellen Gewinnszenarien zur Q3-Berichtsperiode
Anfang/Mitte Juli fokussieren.
Rentenmärkte
Mit erneut gegensätzlichen Konjunktur- und Preisdaten hatte sich der US-Bondmarkt im
Rückblick auseinanderzusetzen. In der ereignisreichen Nachrichtenperiode wurde letztlich
der Renditeabbau der beiden Vorwochen wieder zunichte gemacht. Bereits zu Wochenbeginn
blieben die Erzeugerpreise in ihrer Gesamtrate zwar unter den Marktbefürchtungen. Jedoch
enttäuschte die um Energiepreise bereinigte Kernrate mit einem höheren Anstieg. Die
Einzelhandelsumsätze bestätigten zunächst das erwartete Bild, sofern die enttäuschenden
Autoabsätze ausgeklammert werden. Zur Wochenmitte sorgten dann vor allem die
Konsumentenpreise für Ernüchterung an den Bondmärkten. In der Lagebeurteilung der Fed
zur US-Wirtschaft ('Beige Book') wurde schließlich auch die zugespitzte Dilemma-Situation
der Notenbank ersichtlich. Während der Preisdruck in den USA im Trend zunimmt, mehren
sich die Anzeichen für eine abnehmende konjunkturelle Dynamik. So verwies die Fed im
Beige Book auf Anzeichen einer Verlangsamung im Privatkonsum und im Markt für
Wohnimmobilien, wie auch zum Ende der Woche Industrieproduktion und Kapazitätsauslastung
auf weiter hohem Niveau hinter den Markterwartungen zurückblieben. Einzelne
Fed-Gouverneure drückten nahe liegend ihre Besorgnis vor einem wachsenden Preisdruck aus.
Entsprechend zogen die Renditen von ihrem Zweimonatstief bei 4,94% für 10-jährige
T-Notes noch zur Wochenmitte bis Handelsschluss am Freitagabend ungebremst auf 5,13% an,
dem höchsten Wert seit Monatsbeginn.
Angesichts des näher rückenden FOMC-Meetings am 29. Juni und den zuletzt teilweise
divergierenden Tendenzaussagen einzelner Fed-Gouverneure erscheint der Spielraum für
eine neuerliche Erholungsbewegung von US-Treasuries begrenzt. Die allseits erwartete
nächste Leitzinsanhebung auf dann 5,25% ist an den Märkten jedoch weitgehend eingepreist.
Stabilisierend dürfte wirken, dass im Wochenverlauf in einem sehr reduzierten
Terminkalender keine weiteren Preiszahlen anstehen. Einzelne Subindizes deuten bei den
Frühindikatoren erneut auf ein konjunkturschwächeres Bild hin. Die vermutlich wieder
leicht erholten Auftragseingänge sind maßgeblich als Gegenreaktion zu den schwachen
Vormonatswerten einzustufen. Die mutmaßliche Bestätigung einer derzeit schwächeren
Konjunkturphase der US-Wirtschaft sollte das bis Freitag wieder sprunghaft
hochgeschnellte Renditeniveau für 10-jährige US-Bonds zumindest stabilisieren bzw. eine
leichte Gegenreaktion einleiten können. Allerdings dürfte der Erholungsumfang zunächst
kaum unter die Marke von 5,05% für 10-jährige US-Treasuries reichen.
Im Unterschied zu den USA blieben Kursimpulse für den europäischen Bondmarkt durch
veröffentlichte Konjunkturdaten weitgehend aus. Lediglich das ZEW-Konjunkturbarometer
sorgte zwischenzeitlich für eine festere Tendenz bei 10-jährigen Eurobonds, deren
Rendite vorübergehend bis auf ein Zweimonatstief bei 3,85% zurückfiel. Zwar verbesserte
sich die Einschätzung der aktuellen Lage im Juni nochmals gegenüber Vormonat und den
Markterwartungen. Jedoch fiel der Gesamtindex mit dem Konjunkturausblick seit dem
Januarhoch nun zum fünften Mal in Folge erneut zurück. Euroland zeichnete ein
vergleichbares Bild. Durch das Fehlen weiterer kursbestimmender Makrodaten bewegten sich
Eurobonds weitgehend im Schlepptau des US-Marktes, behaupteten aber ihre zuletzt
ausgeprägte relative Stärke. Zum Wochenschluss erreichte der 'Transatlantik-Spread'
für 10-jährige Anleihen erneut das Mehrmonatshoch von Ende Mai bei 119 Basispunkten.
Die Konjunkturdaten im Wochenausblick erhalten ihr Gewicht durch die Tatsache, dass
sich der Markt auf wenige Fixpunkte fokussieren wird. Den deutschen Produzentenpreisen
kommt die leichte Entspannung der Rohstoffpreise im Mai zugute, zumal auch der feste Euro
in diesem Zeitraum kompensierend gewirkt haben sollte. Wie bereits in der Vorwoche
erscheint der Spielraum für eine Eigendynamik von Eurobonds begrenzt, weshalb ein enges
Parallelverhalten zum US-Markt nahe liegend ist.
Quelle: Investmentfonds.de
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