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28.06.2006:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zum Konsumklima
Leipzig (ots) - Laues Lüftchen
Von Ulrich Langer
Selbst so manchen Fußball-Muffel hat sie erwischt - die tolle
Stimmung während der Weltmeisterschaft im Lande. Sie erfasst bei
weitem mehr Leute als nur die Fans des runden Leders. Ein schönes
Phänomen. Nur: Gute Laune hat viel mit Psychologie zu tun und ist
nicht immer mit handfesten Tatsachen erklärbar. So feiern
beispielsweise auch Verlierer der Spiele, was nicht zuletzt in
Leipzig eindrucksvoll zu erleben war. Ähnlich verhält es sich mit dem
Konsumklima. Der entsprechende Wert ist derzeit auf einem hohen
Niveau wie seit langem nicht mehr. Gepaart mit der deutlich besseren
Beurteilung der Geschäftslage durch deutsche Unternehmen facht der
emotionale Aufwind schnell die Euphorie an. Tatsächlich dürfte nicht
mehr als ein laues Lüftchen aufkommen.
Zwar zieht erfreulicherweise die Binnennachfrage an. Endlich trägt
nicht mehr nur der Export das Wachstum in der Bundesrepublik.
Allerdings drohen bereits neue Unwägbarkeiten. Steigende Leitzinsen,
die Firmenkredite verteuern, können rasch die Investitionsfreude der
Manager dämpfen. Negative Signale gibt es zudem vom starken Euro, der
dem Exportweltmeister Deutschland abträglich ist. Auch die hohen
Kosten auf dem Ölmarkt sind nicht ohne und machen gerade
energieintensiven Branchen zu schaffen. Schließlich schwächt sich die
Konjunktur in den Vereinigten Staaten ab - der größten
Volkswirtschaft der Welt. Das erschwert den Absatz deutscher Produkte
in Übersee. Dann kommt noch das Hick-Hack um die Gesundheits- und
Unternehmenssteuerreform hinzu, was die Stimmung in der Wirtschaft
eher drückt als hebt.
Bleibt der private Konsum, der der Konjunktur zu mehr Schwung
verhelfen könnte. Aber auch da ist nur eine kurze Böe zu erwarten.
Die derzeit ausgeprägte Anschaffungslust der Verbraucher resultiert
vor allem aus der Mehrwertsteuerzulage im nächsten Jahr. Gekauft wird
meist schon jetzt und nicht erst am Jahresende. Der positive Effekt
verpufft nur allzu schnell.
Von der Tariffront ist ebenfalls kaum Stimulanz für einen Kaufrausch
zu erwarten. Oftmals reichen die Einkommensaufschläge höchstens zum
Inflationsausgleich. Zusätzlicher Konsum ist davon selten zu
finanzieren. Dann sind da noch die 4,26 Billionen Euro, die die
Bundesbürger auf der hohen Kante haben, pro Haushalt im Schnitt 70
000 Euro. Die Bereitschaft, das Ersparte anzutasten, schwindet jedoch
- die nötige private Altersvorsorge lässt grüßen.
All diese Aussichten legen sich früher oder später aufs Gemüt der
Leute. Auf Dauer wird der momentane Frohsinn nicht zu halten sein.
Trotzdem sollte sich jetzt keiner die gute Laune verderben lassen.
Freut das doch den Handel und die Gastronomie - zumindest für einige
Augenblicke.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung
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Quelle: news aktuell
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