Investmentfonds.de
21.07.2006:
Charlemagne Capital: Monatsbericht Emerging Markets Funds
Köln, den 21.07.2006 (Investmentfonds.de) -
Der Juni war für die Anleger an den meisten Aktienmärkten ein Monat der Bewährung und
für die Emerging Markets ein allgemein volatiler Monat. Beinahe über den gesamten Monat
hinweg tendierten die Märkte schwächer, bevor einige Länder zum Monatsende in einer
kräftigen Erholung wieder schwarze Zahlen schrieben. Von den größeren Märkten konnte
sich Südafrika relativ gut behaupten. Der Anstieg des lokalen Index wurde durch den
sinkenden Rand wieder zunichte gemacht.
Indien dagegen erholte sich eindrucksvoll von dem Absturz zum Monatsbeginn. Das Land
profitierte dabei in diesem Monat von erfreulichen Daten. Das BIP wuchs mit über 9% -
ein Rekord - und die aktuellen Handelszahlen ergaben überraschenderweise einen Überschuss.
Wenn noch einen Kredit-Boom (annualisiert liegt das Kreditwachstum bei etwa 24%) in einer
weniger verschuldeten Volkswirtschaft hinzu kommt, hat man das Rezept für eine gute
Performance.
Die in negativer Hinsicht herausragenden Märkte waren u. a. die Türkei und Ungarn. Der
Türkei macht die steigende Inflation zu schaffen, und Ungarn leidet unter seinem Doppel-
Defizit (Haushalt und Außenhandel). In beiden Fällen wurde die Marktschwäche durch den
Verfall der Währung noch verschärft.
In den ersten sechs Monaten des Jahres verloren die türkischen Aktien in EUR 30%. Auch in
Asien tendierten die Märkte von Korea und Thailand in diesem Monat schwächer, während
Lateinamerika über dem Durchschnitt lag.
Die Hauptschuldigen traten global auf: der Ausverkauf der Metalle und anderer Rohstoffe,
der unaufhörliche Anstieg der US-Zinsen, vor allem am kurzen Ende, da die US-Notenbank
auf den verstärkten Inflationsdruck reagierte, die wahrscheinlichen Zinserhöhungen in
Japan, und die wenn auch nur geringe Zunahme der Risikoaversion, ausgedrückt in den
Anleihe-Spreads der Schwellenländer gegenüber den US-Bundesanleihen.
Auch für den Fonds gestaltete sich die Lage kompliziert, da sich einige der im Index stark
gewichteten Largecaps relativ gut behaupten konnten. Meist halten wir diese für weniger
attraktiv, da sie eine wenig begeisterungsfähige Mischung aus geringem Wachstum und hohen
Bewertungen bieten. Dagegen setzt der Fonds mehr auf das mittlere
Marktsegment. Dort ist die Substanz besser, selbst wenn sich der Markt für kurze Zeit von
diesem Segment abgewandt hat.
Aufgrund der in diesem Monat weniger klaren Entwicklung neutralisierten wir unsere
Übergewichtung in der Türkei.
Zwar hatte dieser Markt in den letzten 18 Monaten meist einen positiven Beitrag geliefert,
aber die jüngste Inflationsspitze verstärkt die Unsicherheit. Im Juni fiel der Index der
Verbraucherpreise (CPI) zwar gut aus, aber der Index der Erzeugerpreise (PPI) nicht. So
stiegen die Ängste vor einigen weiteren Monaten mit einer höher als erwarteten
Inflationsrate.
Auf Sektorebene meidet der Fonds wie bisher die Telekommunikationsaktien. Dieser Sektor
wird manchmal als sicherer Hafen angesehen. Allerdings sind aus unserer Sicht die
Investitionsausgaben überzogen (zum Beispiel erwarb SK Telecom eine Beteiligung an China
Unicom, eine nach unserer Meinung teuere und unüberlegte Transaktion); die
Investitionsausgaben steigen in diesem Sektor insgesamt, während sich andere wichtige
Kennzahlen, z. B. Margen und EBITDA, verschlechtern. Dagegen stellt das Engagement des
Fonds im Technologiesektor (der bei den Emerging Marktes in Asien konzentriert ist) mit
KGV-Werten von 7 oder 8 und einem guten Wachstumsprofil eine gute Substanz dar.
China Water war in diesem Monat eine der besten Aktien des Fonds. Das Unternehmen ist
in Hongkong notiert und profitierte stark von der erfolgreichen Emission einer
Wandelanleihe von HKD 300 Mio. Damit wird der Finanzierungsbedarf des Unternehmens für
seit langem geplante Übernahmen gedeckt.
Dagegen entwickelten sich die Beteiligungen des Fonds in Indien weniger gut. Ein Beispiel
hierfür ist Opto Circuits, ein Hersteller von medizinischer Elektronik und Ausrüstungen,
z. B. Stents. Der Aktienkurs legte im April und Mai kräftig zu, als der Markt allmählich
die Substanz des Unternehmens erkannte und sein Geschäftsmodell verstand. Im Juni litt
die Aktie jedoch unter Gewinnmitnahmen. Seit Mitte Juni erholt sich die Aktie analog zum
Markt, aber mittelgroße Unternehmen finden noch wenig Aufmerksamkeit. Ein bedeutender
Auslöser werden die Ergebnisse des Unternehmens Mitte Juli sein - wir erwarten eine
Verdreifachung des Gewinns. Trotz der Korrektur am Aktienmarkt glauben wir, dass sich die
Geschäftsdynamik in den letzten Wochen beschleunigt hat. Gegenüber den globalen oder
lokalen Konjunkturzyklen setzen wir auf Gewinne mit niedrigem. Diese Aktie wird mit einem
substanziellen Abschlag auf den Durchschnitt des indischen Pharmasektors gehandelt.
Era Constructions ist ein weiteres Beispiel. Wir erwarben die Aktie im früheren
Jahresverlauf aufgrund der preiswerten Bewertung und des überragenden Wachstums. Bezogen
auf die Gewinne des nächsten Jahres wird Era mit einem KGV von 6 gehandelt - gegenüber
der Sektor-Bandbreite von 15 - 25. Darüber hinaus dürften sich die Gewinne im
Geschäftsjahr 2007 verdreifachen.
Es wird sich erst später zeigen, ob der Monat bis Mitte Juni auch nur eine weitere
kräftige Spitze nach unten war, die typisch für den Bullenmarkt der letzten drei Jahre
waren. Aus unserer Bottom-up Perspektive setzt sich die erfreuliche Gewinndynamik in
dieser Anlageklasse zu angemessenen Bewertungen fort - eine Kombination, die
letztendlich zu höheren Aktienkursen führen müsste.
Magna Global Emerging Markets Funds
Quelle: Investmentfonds.de
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