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14.11.2006:
Rentenmarkt: Richtungssuche
Mainz (ots) - Im ausgehenden dritten und beginnenden vierten
Quartal drängte aufkommender Gegenwind die Bondanleger in die
Defensive. Seitdem aber zeigte der Oktober vermehrt auch seine
sprichwörtlich goldene Seite. Innerhalb weniger Tage gewannen
zehnjährige Treasuries und Bundesanleihen im Zuge schwacher
Wirtschaftsdaten aus den USA einen Großteil des zuvor verlorenen
Terrains zurück. Technisch gesehen steht damit eine wichtige
Entscheidung bevor. Im günstigsten Fall gelingt sogar der
Wiedereintritt in den zuvor gebrochenen Trendkanal, der seit der
Jahresmitte zu spürbar rückläufigen Renditen geführt hatte. Derzeit
bewegt sich der Markt zunächst beidseits des Atlantiks innerhalb der
Renditespannen, die durch die letzte Aufwärtsbewegung vom September
gesetzt wurden (3,65 bis 3,88 Prozent für zehnjährige Bundesanleihen,
4,55 bis 4,83 Prozent für zehnjährige Treasuries).
Im Spannungsfeld zwischen teils schwächeren Konjunkturzahlen und
virulenten Inflationssorgen vermieden die Notenbanken in den USA und
dem Euroraum bisher eine Andeutung in Richtung Lockerung des
geldpolitischen Kurses. Indikationen für eine moderater wachsende
US-Wirtschaft lieferten zuletzt das BIP für das dritte Quartal
(annualisiert +1,6 nach zuvor +2,6 Prozent) oder der unerwartet
schwache ISM-Index für das produzierende Gewerbe (51,2 nach zuvor
52,9 Punkte). Die Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter ohne
Berücksichtigung des Transportsektors stagnierten im September nur
auf dem Niveau des Vormonats. Auch in Deutschland fielen die
September-Daten zu den Neuaufträgen und der Produktion zwar schwächer
aus. Ungeachtet dessen hellt sich die Konjunktureinschätzung für
Deutschland aber zunehmend auf. So wird beispielsweise heute der
wachstumsschmälernde Effekt der anstehenden Mehrwertsteuererhöhung
weniger hoch bewertet als noch zu Jahresbeginn. Für 2008 traut die
EU-Kommission dem ehemaligen konjunkturellen Nachzügler im Euroraum
sogar mit einem Wachstum von 2 Prozent eine nennenswerte
Wiederbeschleunigung zu. In Bezug auf die USA bildet weiterhin der
Arbeitsmarkt eine solide Stütze für die Konjunktur. Neben der
inzwischen auf 4,4 Prozent gesunkenen Arbeitslosenquote trug auch die
für die Vergangenheit nach oben revidierte Zahl der neu geschaffenen
Stellen im jüngsten Arbeitsmarktbericht dazu bei, Zweifel an der
konjunkturellen Fitness der USA etwas weniger berechtigt erscheinen
zu lassen. Gleichzeitig liegt gerade in zunehmender Enge des
Arbeitsmarktes das derzeit größte Inflationspotenzial. Jüngste Daten
für das dritte Quartal offenbarten ein starkes Plus bei den
Lohnstückkosten (annualisiert +3,8 Prozent), dem keinerlei
Produktivitätsanstieg gegenüberstand.
In Summe senden zwar derzeit die reinen Teuerungsdaten und die in
den Rentenkursen ablesbaren Inflationserwartungen beruhigende
Signale. Für die Federal Reserve und die EZB ergibt sich aber aktuell
keine Notwendigkeit für eine geldpolitische Kursänderung. Daher
bieten sich bei Neuanlagen zunächst kürzer- bis mittelfristige
Dispositionen an, um verbleibende Risiken aus höherer Lohn- und
Konjunkturdynamik mit einer entsprechend höheren Anlageflexibilität
zu begegnen.
Originaltext: LRP Landesbank Rheinland-Pfalz
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Quelle: news aktuell
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