Investmentfonds.de
30.01.2009:
Fortis: Bad Bank Spekulationen geben den Märkten Hoffnung
Köln, den 30.01.2009 (Investmentfonds.de) - Nach einer kurzen Rallye zum Jahreswechsel
gab es an den Aktienmärkten nur noch Verluste. Bis jetzt sieht es nach einem noch
schlechteren Jahresbeginn als 2008 aus. Einige Konjunkturindikatoren stabilisierten
sich zwar, aber die Marktstimmung litt unter neuerlichen schlechten Nachrichten aus
dem Bankensektor und enttäuschenden Unternehmensgewinnen.
Ein Hoffnungsschimmer war der Vorschlag eines wegweisenden Rettungsplans für den
Finanzsektor. Danach würde die Federal Insurance Deposit Corporation, der amerikanische
Einlagensicherungsfonds, eine „Bad Bank“ ins Leben rufen, die den Banken ihre
„toxischen" Wertpapiere abnimmt. Man würde so dem Bankensektor allmählich wieder
vertrauen können, so dass die Kreditvergabe wieder in Gang käme. Eine ausgeprägte
Kurserholung infolge der Stabilisierung des Finanzsektors ist zwar möglich, aber
sehr unwahrscheinlich. Belastungsfaktoren wie der weltweite Schuldenabbau,
die immer schwächere Konjunktur und die abnehmenden Unternehmensgewinne mahnen bei
Aktien zur Vorsicht.
Die Anleiherenditen stiegen weiter, da das für die kommenden Monate erwartete hohe
Emissionsvolumen die Märkte verunsicherte. EZB-Ratsmitglied Yves Mersch sorgte
ebenfalls nicht für bessere Stimmung, als er ein mögliches Ende der Zinssenkungen
in Aussicht stellte und erklärte, dass die EZB immer weniger Möglichkeiten hat, um
für niedrigere Kreditzinsen zu sorgen. Diese Äußerungen unterstrichen, dass die EZB
die Zinsen nur ungern senkt. Yves Mersch’ Bemerkungen ließen sowohl die Kurz- als
auch die Langfristzinsen steigen; per Saldo wurde die Zinsstrukturkurve allerdings
flacher.
Die Experten von Fortis gehen nicht davon aus, dass die Renditen auf Dauer hoch
bleiben. Die Konjunktur und die Aussicht auf Deflation sprechen für langfristig
niedrige Renditen. Auch hat die Federal Reserve erklärt, gegebenenfalls Staatsanleihen
zu kaufen, um die Finanzierungskosten zu senken. Fortis hat deshalb die Duration
der Rentenportfolios verlängert und sich so positioniert, dass sie von einer
Verflachung der Zinsstrukturkurve im Euroraum profitieren – denn hier ist die
Kurve derzeit steil wie nie. Laut Einschätzung der Fortis-Experten sind die
Zinssenkungserwartungen im Euroraum übertrieben, und die Langfristrenditen könnten
fallen.
Einige wenige Frühindikatoren für die USA und den Euroraum waren besser als erwartet
und sind – im Monatsvergleich – gestiegen. Dazu zählten der amerikanische
Frühindikatorenindex, zwei regionale Geschäftsklimaindizes, der Einkaufsmanagerindex
für den Euroraum, das Geschäftsvertrauen in den Niederlanden, Frankreich und Belgien
sowie der deutsche Ifo-Index. Der japanische All Industry Activity Index und das
Geschäftsklima kleinerer Unternehmen (Small Business Confidence) sind im November
bzw. Januar gefallen.
Ist im Euroraum und den USA das Schlimmste bereits überstanden? Die Analysten glauben
das nicht. In Rezessionen ist es durchaus üblich, dass die Frühindikatoren Fehlsignale
geben. Der jüngste Optimismus könnte eine Reaktion auf die Stabilisierung der
Finanzmärkte im Dezember sein. Auch waren viele dieser Indikatoren so stark gefallen,
dass es kaum noch weiter nach unten gehen konnte. Die Verbesserung des amerikanischen
Frühindikatorenindex war in erster Linie eine Folge des starken Anstiegs der realen
Geldmenge, führte aber nicht zu einem Anstieg des BIP.
Viele andere Indikatoren blieben schwach. Im Dezember ging die Zahl der Baubeginne
zurück, während mehr Gebrauchtimmobilien verkauft wurden. Allerdings betraf, so wurde
berichtet, fast die Hälfte dieser Verkäufe gepfändete Häuser. Dennoch ging die Zahl
der zum Verkauf stehenden Häuser zurück. Das Verbrauchervertrauen ist im Januar
gefallen, die Anträge auf Arbeitslosengeld sind in der letzten Woche gestiegen. In
den Niederlanden, Italien und Irland war der private Verbrauch schwächer als erwartet.
Das chinesische BIP-Wachstum fiel im 4. Quartal auf 6,8% (im Vorjahresvergleich),
nachdem es im 4. Quartal 2007 noch 11,2% betragen hatte. Man werde die Entwicklungen
zwar sehr genau beobachten, halte es aber noch für zu früh, um die Konjunktur-
einschätzung von negativ auf neutral anzuheben, so die Experten von Fortis zum Schluss.
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Quelle: Investmentfonds.de
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