Investmentfonds.de
12.04.2010:
FranklinTempleton: Lage bezüglich Staatsanleihen weniger angespannt
Köln, den 12.04.2010 (Investmentfonds.de) -
Zur Lage globaler Staatsanleihen geben Dr. Michael Hasenstab,
Fondsmanager des Templeton Global Bond Fund, und seine Kollegen
des Global Fixed Income Teams einen informativen Rück- und
Ausblick auf die internationalen Rentenmärkte:
Am 4. März, einen Tag nach der Ankündigung von
Einsparungen in Höhe von 4,8 Mrd. Euro – dem dritten
Sparpaket in den letzten drei Monaten – legte
Griechenland eine 10-Jahres-Anleihe mit einem Volumen
von 5 Mrd. Euro auf. Die Emission war dreifach
überzeichnet, was zeigte, dass die Angst vor einem
Zahlungsausfall des Landes nachließ. Nachdem andere
europäische Länder (wie auch die Europäische
Kommission und die Europäische Zentralbank) die
griechischen Sparmaßnahmen lobten, ist es eher
wahrscheinlich, dass Griechenland in den kommenden
Monaten in der Lage sein wird, seinen Finanzbedarf zu
decken. Diese Entspannung an den europäischen
Rentenmärkten zeigte sich auch darin, dass die Spanne
zwischen griechischen Anleihen und deutschen
Bundespapieren enger wurde. Die Spannen für die
Staatsanleihen anderer gefährdeter Euro-Länder hatten
zwar noch nicht das gleiche Niveau erreicht, doch auch
dort gab es Anzeichen dafür, dass sich die Lage in der
ersten Märzhälfte stabilisiert.
Die neuen Anleihen sind allerdings mit 6,4 % zu verzinsen.
Griechenland musste also eine hohe Risikoprämie zahlen
und hat noch einige Hürden zu bewältigen. Die März-
Emission macht weniger als ein Zehntel der 53 Mrd. Euro
aus, die Griechenland möglicherweise noch dieses Jahr
aufnehmen muss, um seine Schulden zurückzuzahlen und
das enorme Haushaltsdefizit abzudecken. 20 Mrd. Euro
werden noch vor Ende Mai fällig. Außerdem steht vielleicht
auch eine Phase erheblichen sozialen Unfriedens bevor,
die, wenn sie nicht vorsichtig gemanagt wird, unerwünschte
Aufmerksamkeit auf das Land lenken könnte. Davon
abgesehen drohen unter Umständen weitere Abwertungen
der griechischen Staatsanleihen durch die Rating-Agenturen.
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Griechenland, aber auch Europa insgesamt, steht vor
weiteren Herausforderungen (vgl. dazu den Abschnitt
„Aussichten für Europa“). Dennoch ist es relativ
ermutigend, wie weit es gelungen ist, die Schuldenprobleme
eines einzelnen Landes zu umgehen, da es zeigt, dass die
Anleger bei der Auswahl genauer hinsehen, als man
vielleicht vermutet hätte. Unter den europäischen
Schwellenländern hat Ungarn (mithilfe des Internationalen
Währungsfonds und der Europäischen Union) im
vergangenen Jahr konkrete Schritte unternommen, um
den Staatshaushalt zu verbessern. Dadurch wurde
sichergestellt, dass sich die Lage der ungarischen
Staatsanleihen in der jüngsten Krise wesentlich weniger
stark verschlechterte als in Griechenland. Auch die
Sorge, dass Dubais Probleme zum Ende des letzten
Jahres auf andere Rentenmärkte übergreifen könnten,
hat sich nicht bewahrheitet.
Die bisherige Sicht der Märkte auf die Schuldenprobleme
von Ländern wie Griechenland, die relativ guten Treasury-
Renditen und CDS-Zinssätze spricht eher dafür, dass die
Märkte über die Haushaltsdefizite in den USA
hinweggehen. Die USA profitieren nach wie vor vom Status
des US-Dollar als Reservewährung. Schwellenländer und
Öl exportierende Länder investieren weiterhin in großem
Umfang in US-Dollar (häufig, um der Aufwertung ihrer
eigenen Währungen entgegenzuwirken). In risikoscheuen
Zeiten gilt der US-Dollar immer noch weltweit als die
sicherste Zuflucht. Somit ist es den USA gelungen, ihr
Haushaltdefizit zu günstigen Zinsen zu finanzieren. Hinzu
kommt, dass die Märkte vielleicht glauben, dass –
wie in der Vergangenheit – auf die Rezession in den
USA eine Phase kräftigen Wachstums folgt. Diese könnte
das Defizit erheblich reduzieren, so wie es die Regierung
Obama prognostiziert.
Wegen der Rekord-Haushaltsdefizite beurteilen wir die längerfristigen
Aussichten für die USA allerdings etwas skeptischer. Das Haushaltsamt
des Kongresses (CBO) schätzt das Defizit des Bundeshaushalts in
diesem Jahr auf etwa 1,4 Billionen US-Dollar. Die Regierung Obama
hat Haushaltsentwürfe vorgelegt, die von einem noch höheren
Haushaltsdefizit ausgehen: 1,56 Billionen US-Dollar im laufenden
Haushaltsjahr, was etwa 10,6 % des BIP entspricht. Die Regierung
rechnet damit, dass das Defizit bis 2015 auf 3,9 % zurückgeht. Dennoch
könnten sowohl die Zahlen des CBO als auch die der Regierung in den
kommenden zwei Jahren berechtigten Grund zur Sorge geben.
Die USA wie auch andere entwickelte Länder scheinen sich auf einem
sehr schmalen Grat zu bewegen. Es könnte durchaus sein, dass die
hohen Staatsausgaben die Konjunktur wieder in Schwung bringen,
was dazu beitragen würde, dass die Haushaltsdefizite schrumpfen und
sich wieder trendgemäßes Wachstum einstellt. Sollte dies der Fall
sein, so wird es allerdings mehr Wettbewerb um das Kapital geben. Es
könnte sein, dass sich die Anleger dann nicht mehr mit den
Schatzpapierrenditen zufrieden geben, die bislang nur geringfügig
erhöht wurden. Allerdings könnte es auch sein, dass die durch Defizite
finanzierten Konjunkturanreize für eine Volkswirtschaft wie die USA
nicht ausreichen, um den Effekten des Schuldenabbaus
entgegenzuwirken. Das würde heißen, dass die Ausgaben der
Privathaushalte nicht stark genug steigen und die Staatshaushalte
länger als erwartet hohe Defizite aufweisen.
Rückkehr zur Normalität
Und dennoch scheinen Länder wie Großbritannien und die USA in
der Lage zu sein, ständig Anleger anzuziehen. Die Märkte haben
schon wesentlich höhere Defizite finanziert als die, welche
Großbritannien und die USA vorsehen. Das beste Beispiel dafür ist
Japan. Es könnte sein, dass die emittierenden Staaten höhere
Renditeaufschläge anbieten müssen, insbesondere wenn die
Zentralbanken die Nothilfemaßnahmen für den Finanzsektor
zurückfahren. Jegliche Anzeichen für ein Abklingen der schlimmsten
Phase der 2008 begonnenen Krise und der Rückkehr zu „normaleren“
Finanzmarktbedingungen dürften jedoch insgesamt allen Parteien
zugute kommen. Die US-Bundesregierung hat eine Reihe von
Hilfsprogrammen für den Banksektor erfolgreich durchgeführt und die
meisten großen Finanzinstitute haben ihre TARP-Kredite inzwischen
voll zurückgezahlt.
Großbritannien hat sein Programm der „quantitativen Lockerung“
vorerst eingestellt, die US-Federal Reserve (Fed) wird demnächst den
Ankauf von Staatsanleihen und MBS-Papieren beenden, und die
Europäische Zentralbank (EZB) ist dabei, ihr Programm billiger
Kredite für Geschäftsbanken abzuwickeln. Anfang März kündigte die
EZB an, nächsten Monat wieder zum normalen Tender-Verfahren für
3-Monats-Refinanzierungen für Banken zurückzukehren, worin sich
zeigt, dass die EZB den Zustand des Systems nicht mehr für
bedenklich hält. Einige Wochen zuvor hatte die Fed angekündigt, sie
werde den Diskontsatz erhöhen, zu dem sich Geschäftsbanken bei
der Zentralbank refinanzieren, und zwar von 0,5 % auf 0,75 %.
Damit entspricht die Spanne gegenüber dem Fed-Fund-Satz wieder
eher der üblichen Höhe. Die chinesischen Behörden haben die
Mindestreservesätze für Banken erhöht.
Bei allen diesen Maßnahmen handelt es sich eher um technisches
Liquiditätsmanagement als um eine restriktivere Geldpolitik. Die
Fed hat deutlich hervorgehoben, dass diese letzten Anpassungen
keine Änderung der Einschätzung der Konjunktur- bzw.
geldpolitischen Aussichten darstellen. Trotz jüngster Verbesserungen
bei den Arbeitslosenzahlen und Anzeichen dafür, dass der
Wohnimmobiliensektor sich bald stabilisieren könnte, ist die
Konjunkturerholung in den USA weiterhin fragil. Manche Beobachter
befürchten, dass das Einstellen der quantitativen Lockerung und
anderer Notfallprogramme durch die Zentralbanken dazu führt, dass
die Hypothekenzinsen kräftig steigen, die Wohnhauspreise fallen und
das Kreditangebot knapp wird.
Die Zinserhöhungen werden vielleicht weniger dramatisch ausfallen
als von manchen befürchtet. Außerdem könnten sie durch eine
bessere Lage am Arbeitsmarkt ausgeglichen werden. Aber diese
Besserung steht noch ganz am Anfang. Die US-Zentralbank hat eine
doppelte Aufgabe: die Beschäftigung zu steigern und die Inflation zu
minimieren. Die Arbeitslosenquote liegt noch nahe 10 % und die
Kerninflation ist niedrig. Amerikas zweitrangige Banken kämpfen
weiter mit Problemen. All dies scheint darauf hinzudeuten, dass der
Fed-Funds-Rate wahrscheinlich nicht so bald erhöht werden wird. In
der Eurozone ist es ähnlich: Die Märkte erwarten vor dem nächsten
Jahr keinen Anstieg der Kurzläuferzinsen. Eine „echte“ restriktive
Geldpolitik (die ebenfalls einen Rückkehr zur vor der Krise gegebenen
„Normalität“ darstellt) findet man im Raum Asien-Pazifik, wo die
Leitzinsen in Australien, Malaysia und Vietnam in den letzten Wochen
angehoben wurden.
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Quelle: Investmentfonds.de
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