Investmentfonds.de
11.11.2010:
Marktkommentar Templeton Emerging Markets
Köln, den 11.11.2010 (Investmentfonds.de) -
Dr. Mark Mobius, Executive Chairman, Templeton Emerging Markets Group
Anhaltende Kapitalflüsse, robuste Konjunktur und stärkere Lokalwährungen sorgten
dafür, dass die asiatischen Märkte den Oktober mit Gewinn beschlossen. Am höchsten
jedoch rentierten die osteuropäischen Märkte, was zum Teil auf den Anstieg des Euro
gegenüber dem US-Dollar zurückzuführen war. Wie es den Emerging Markets im Oktober
im Einzelnen erging, erfahren Sie im aktuellen Marktkommentar von Dr. Mark Mobius:
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Überblick
Die Schwellenländer verzeichneten im letzten Quartal erneut
kräftiges Wirtschaftswachstum. Für viele Länder in Asien und
Lateinamerika ergab sich daraus eine Aufwärtskorrektur der
BIP-Wachstumsraten. Die Aufmerksamkeit hat sich von der
Wachstumsförderung auf die Inflationsbekämpfung verlagert.
Mit Blick auf den Plan der US-Notenbank Federal Reserve, der
US-Wirtschaft im nächsten Jahr noch mehr Liquidität zuzuführen,
hat eine Reihe von Ländern, unter anderem Indien
und China, mit Zinserhöhungen begonnen. Die Aktienmärkte
der Schwellenländer legten im Oktober weiter zu. Der MSCI
Emerging Markets Index rentierte in US-Dollar 2,9%. In
Lateinamerika wurden die Investoren durch die Präsidentenwahl
in Brasilien abgelenkt, dessen Aktien im regionalen Vergleich
hinterherhinkten. In Argentinien entwickelte sich der
Markt nach dem Tod des Ex-Präsidenten Nestor Kirchner
dagegen klar überdurchschnittlich, da die Investoren lange
überfällige Marktreformen erwarteten. Anhaltende Kapitalflüsse,
robuste Konjunktur und stärkere Lokalwährungen sorgten
dafür, dass die asiatischen Märkte den Monat mit Gewinn
beschlossen. Am höchsten rentierten im Oktober die osteuropäischen
Märkte, was zum Teil auf den Anstieg des Euro
gegenüber dem US-Dollar zurückzuführen war.
Aktuelles aus den Regionen
Chinas BIP-Wachstum ließ allmählich weiter nach, da die Regierung
nach und nach weitere Anreize entzog, die während
der Finanzkrise eingeführt worden waren. Das BIP wuchs im
3. Quartal 2010 im Jahresvergleich um 9,6%. Im 2. waren es
10,3% gewesen. In den ersten neun Monaten legte das BIP
gegenüber dem Vorjahr robuste 10,6% zu. Der Verbraucherpreisindex
erreichte jedoch im September mit 3,6% im Jahresvergleich
das höchste Niveau seit fast zwei Jahren. Die
People’s Bank of China setzte nicht nur die Mindestreservesätze
für die größten Kreditgeber des Landes herauf, sondern
überraschte die Märkte außerdem mit der ersten Zinsanhebung
seit 2007, um dem Inflationsdruck und einer Überhitzung des
Immobilienmarktes entgegenzuwirken. Die Bank hob die
Leitsätze für Einlagen- und Kreditzinsen um 25 Basispunkte
(0,25%) auf 2,5% bzw. 5,56% an und den Mindestreservesatz
von 17% auf 17,5%.
Die Straffungsmaßnahmen auf dem Immobilienmarkt wurden
im Berichtsmonat ebenfalls fortgesetzt. In China fand der 17.
Nationale Volkskongress statt, auf dem der zwölfte Füfjahresplan
erörtert wurde, der unter anderem die Ziele Chinas für
die nächsten fünf Jahre festlegt. Zu den Kernzielen gehörten
die Arbeit an einer „Gesellschaft mit bescheidenem Wohlstand“
bis 2020, die Beibehaltung stabilen und relativ hohen Wirtschaftswachstums,
Steigerung von Beschäftigung und Einkommen,
Verringerung des Lohnabstands, Umsetzung finanzieller,
wirtschaftlicher und sozialer Reformen und vieles mehr.
In Südkorea ging der BIP-Zuwachs im 3. Quartal gegenüber
dem Vorjahr auf 4,5% zurück, nachdem er im zweiten noch
7,2% betragen hatte. Dem stand ein Höchstwert von 8,1% im
Jahresvergleich im 1. Quartal 2010 gegenüber. Zu den wichtigsten
Wachstumstreibern gehörten privater Konsum und Anlageinvestitionen.
Das Exportwachstum ließ dagegen im Berichtsquartal
nach. Die Bank of Korea beließ ihre Zinsen im
Berichtsmonat unverändert bei 2,25%, obwohl sie sie im Juli
um 25 Basispunkte (0,25%) angehoben hatte. Südkorea unterzeichnete
im Oktober ein Freihandelsabkommen mit seinem
zweitgrößten Handelspartner, der Europäischen Union (EU).
Dieses soll im Juli 2011 in Kraft treten, wenn es von beiden
Parlamenten ratifiziert wurde. Der Zahlungsbilazüberschuss
verdoppelte sich im September beinahe – von 1,5 Mrd. USDollar
im August auf 2,8 Mrd. US-Dollar. Dem lagen in erster
Linie ein hoher Leistungsbilanzüberschuss und kräftigere
Portfoliozuflüsse zugrunde. Im Zwölfmonatszeitraum belief sich
der Zahlungsbilanzüberschuss auf insgesamt 39,5 Mrd. US-Dollar.
Trotz diverser Probleme in letzter Minute waren die Commonwealth
Games, die im Oktober in Indien stattfanden, ein Erfolg.
Diese Vorzeigeveranstaltung enthüllte zwar die Unzulänglichkeit
von Indiens Infrastruktur, hob aber auch die organisatorischen
Fähigkeiten des Landes hervor. Angesichts
von BIP-Wachstumsraten, die wieder Vorkrisenniveau anpeilen,
kündigte die Regierung Pläne zur allmählichen Verringerung
des Defizits in den kommenden Jahren an. Das Defizit soll
2010/11 auf 5,5% des BIP zurückgehen, 2011/12 auf 4,8% und
2012/13 auf 4,1%. Im August fiel der Anstieg der Industrieproduktion
mit 5,6% im Jahresvergleich geringer aus als erwartet.
Im Juli waren es noch 15,2% gewesen. Abträglich wirkten vor
allem Investitionsgüter, die im August gegenüber dem Vormonat
saisonbereinigt einen Rückgang um 42% verzeichneten.
Die Großhandelspreise stiegen im September im Jahresvergleich
um 8,6%, was in etwa dem im August gegenüber dem
Vorjahr verzeichneten Anstieg von 8,5% entsprach.
Am 31. Oktober 2010 wurde in Brasilien Dilma Rousseff von
der regierenden Partido dos Trabalhadores (PT) zum 36.
Präsidenten gewählt. Dilma Rousseff konnte sich im zweiten
Wahlgang mit 56% der Stimmen gegen Jose Serra von der
Sozialdemokratischen Partei Brasiliens (PSDB) durchsetzen.
Sie wird ihr Amt am 1. Januar 2011 antreten und dürfte die
Haushaltsdisziplin der Regierung ihres Vorgängers erwar-
tungsgemäß fortführen und die gesetzten Ziele weitgehend
weiterverfolgen. Der private Konsum blieb hoch. Die Einzel-
handelsumsätze verzeichneten erneut zweistellige Steigerungen.
Sie legten im August im Jahresvergleich 10,4% zu.
Der Verbraucherpreisindex kletterte von August bis September
von 4,5% auf 4,7% gegenüber dem Vorjahr und liegt damit
knapp über der Jahresendvorgabe der Zentralbank von 4,5%.
Das war vor allem höheren Kosten für Nahrungsmittel und
Getränke zuzuschreiben.
Der südafrikanische Finanzminister Pravin Gordhan legte im
Oktober die Erklärung zur mittelfristigen Haushaltspolitik vor.
Diese enthält im Wesentlichen Pläne zur Rückführung des
Haushaltsdefizits auf jeweils 5,3% bzw. 4,6% des BIP im laufenden
Haushaltsjahr und 2011/12, einen Schwerpunkt auf den
Ausgaben für die öffentliche Infrastruktur zur Steigerung des
Binnenwachstums, die Liberalisierung der Devisenkontrollen
und den Ausbau der Devisenreserven. Ferner prognostizierte
die Regierung für 2010 und 2011 ein BIP-Wachstum von
jeweils 3,0% bzw. 3,5%. Die Inflation hielt sich im Zielband der
Zentralbank von 3% bis 6%. Der Verbraucherpreisindex fiel von
August bis September von 3,5% auf 3,2% im Jahresvergleich.
Zur Verbesserung der bilateralen Beziehungen unterzeichneten
Südafrika und Syrien im Berichtsmonat ein Handels- und
Wirtschaftsabkommen. Ein Protokoll zur politischen Zusamenarbeit
wurde ebenfalls in Angriff genommen.
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Zur Stützung der Wirtschaft ließ die russische Zentralbank
ihren Leitzinssatz unverändert auf einem Rekordtief von 7,75%.
Höhere Lebensmittelpreise infolge der Hitzewelle und der
Flächenbrände trieben die Inflation im September von 6,1% im
August auf ein Siebenmonatshoch von 7,0% gegenüber dem
Vorjahr. Die Lebensmittelpreise stiegen im September im
Jahresvergleich um 8,7%. Im Vormonat waren es noch 6,1%
gewesen. Der Output der Industrie steigerte sich im September
im Monatsvergleich um 1,5%, was auf starkes Wachstum der
Produktion und des Output im Versorgungssektor zurückzufüren
war. Trotz der monatlichen Steigerung ging die jährliche
Output-Zuwachsrate gegenüber 7,0% im August auf 6,2% im
Jahresvergleich zurück. Die Regierung arbeitete ihre Pläne zur
Beschaffung von knapp 60 Mrd. US-Dollar über die nächsten
fünf Jahre durch die Teilprivatisierung von Staatsbetrieben aus.
Zypern und Russland unterzeichneten eine Reihe bilateraler
Abkommen zum Ausbau von Handels-, Wirtschafts- und
Sozialbeziehungen.
In der Türkei beließ die Zentralbank den Reposatz für eine
Woche unverändert auf einem Rekordtief von 7,0%. Die
Regierung will durch Reduzierung des Tagesgeldsatzes die
heimische Wirtschaft anschieben. Die Kreditvergabe im Inter-
bankengeschäft soll dadurch attraktiver werden. Die Bank
senkte ihren Leitsatz um 50 Basispunkte (0,5%) auf 5,75%. Die
Verbraucherpreise zogen im September im Jahresvergleich um
9,2% an. Im August waren es 8,3% gewesen, was vor allem auf
die rekordhohe Verteuerung von Lebensmitteln zurückging. Die
internationale Ratingagentur Moody’s hob den Ausblick für die
mit Ba2 bewerteten, auf heimische und ausländische Währungen
lautenden Staatsanleihen der Türkei von stabil auf positiv
an, was der besseren Wirtschafts- und Haushaltslage des Landes
zu verdanken war.
Quelle: Investmentfonds.de
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