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FondsNews
07.06.2011 |
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Investmentfonds.de
07.06.2011: --- Ende Anzeige ---
Als Lösung bietet sich nach Meinung einiger Beobachter nur noch eine sogenannte
"Umschuldung" an. Dies kommt allerdings zum jetzigen Zeitpunkt nicht in Frage.
Die Verfechter eines solchen Weges übersehen zumeist, dass eine Umschuldung –
außer es fände sich noch in letzter Sekunde irgendein juristischer Kunstgriff
– zu einer Herabstufung der griechischen Staatsanleihen auf „Default“-Niveau
führen würde. Damit könnten griechische Staatsanleihen nicht mehr zur Beschaffung
von Liquidität eingesetzt werden, was gravierende Konsequenzen zur Folge hätte:
20 Prozent der Refinanzierung der griechischen Banken erfolgt über die EZB durch
die Hinterlegung von griechischen Wertpapieren. Ein Wegfall dieser Finanzierungs-
möglichkeiten würde das griechische Bankensystem lahm legen und in der Folge
zu einer Schockstarre des europäischen und wahrscheinlich globalen Interbanken-
marktes führen. Damit befänden wir uns in der gleichen kritischen Situation wie
2008 nach dem Kollaps der US-Bank Lehman. Es ist davon auszugehen, dass die
Entscheidungsträger alles daran setzen werden, eine solche Entwicklung zu verhindern.
Somit hält Vontobel an ihrem bisherigen Szenario fest, das von einem „muddling
through“ oder „Durchwursteln“, ausgeht. Vontobel sieht also weder einen großen
Wurf noch einen raschen Schlussstrich unter der Krise.
Dies bedeutet, dass der Euro gegenüber dem Franken strukturell schwach bleiben
dürfte. Gleichzeitig ist aber auch immer mit Gegenbewegungen des Euro zu rechnen,
wie dies phasenweise im vergangenen Jahr bereits der Fall war. Die Stärketendenz
des Frankens, die sich seit 2007 ausgeprägt hat, ist jedoch aus fundamentaler
Sicht gerechtfertigt. Sie spiegelt die Standortvorteile der Schweiz wider, zu
denen niedrigere Inflationsraten und Zinsen im Vergleich zur Eurozone gehören.
Vor vier Jahren war der Franken gemessen an der mit Produzentenpreisen berechneten
Kaufkraftparität eindeutig zu billig. Insofern ist der jetzige Wechselkurs eine
Rückkehr zur "Normalität".
Das sehr hohe Tempo der Anpassung hat zu unliebsamen Nebenerscheinungen geführt:
Besonders für die schweizerische Exportwirtschaft war die Korrektur nur durch
Margeneinbußen zu verkraften. Dennoch bringt eine starke Währung auch viele
Vorteile, die oft ausgeblendet werden. So bleiben die Importpreise niedriger,
was sich zum Beispiel in relativ günstigen Energiepreisen für die Schweiz nieder-
schlägt. Auch die Konsumenten profitieren von günstigen Importen. Die deutlich
niedrigeren Zinsen sind eine Wohltat für die Unternehmen und die Inflation – eine
Geißel vor allem für den Kleinsparer – ist klar niedriger als anderswo. Wer sich
für einen schwachen Franken mit einer De-facto-Anbindung an den Euro stark macht,
muss sich auch über die möglichen Konsequenzen – eine höhere Inflation, einen
Zinsanstieg auf europäisches Niveau, den Verlust von Standortvorteilen und die
Aufgabe einer eigenständigen Geldpolitik – im Klaren sein. Alle beteiligten
Interessengruppen müssen für sich entscheiden, ob sie dies wirklich wollen.
Dr. Thomas Steinemann, Chefstratege der Vontobel-GruppeQuelle: Investmentfonds.de |
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