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Investmentfonds.de 07.11.2012:
Vontobel: «Bekannte Unbekannte» für die US-Wirtschaft, ungeachtet der Präsidentschaftswahlen

Köln, den 07.11.2012 (Investmentfonds.de) - 



Christophe Bernard, Chefstratege der Vontobel-Gruppe


In seinem aktuellen Kommentar schreibt Christophe Bernard, 
Chefstratege der Vontobel-Gruppe:


Angesichts der drohenden «fiskalischen Klippe» («fiscal cliff») in den USA 
wird das Wirtschaftswachstum zum Spielball der Parteipolitik. Für die Finanzmärkte 
ist die Frage, ob die beiden großen US-Parteien sich auf die Weiterführung der 
Maßnahmen zur Ankurbelung der Konjunktur einigen können wichtiger als der eigent-
liche Ausgang der Präsidentschaftswahlen. 
 

Das Rennen um das Weiße Haus zwischen Barack Obama und Mitt Romney wird weltweit 
mit Spannung verfolgt. Ungeachtet des Ausgangs der Wahlen ist die Zukunft der 
US-Wirtschaft jedoch eine «bekannte Unbekannte» ? ein Ausdruck, den ein ehemaliger 
US-Verteidigungsminister einst prägte. Die zentrale Frage ist, ob die Vereinigten 
Staaten mögliche wirtschaftliche Klippen umschiffen können oder von der 
"fiskalischen Klippe" stürzen – gemeint ist damit die Möglichkeit, dass die zum 
Jahresende auslaufenden Steuererleichterungen und Maßnahmen zur Erhöhung der 
Staatsausgaben vom Kongress nicht verlängert werden. Die Wahrscheinlichkeit 
einer solchen Bruchlandung, die im ersten Halbjahr 2013 eine Rezession nach 
sich zöge, scheint relativ hoch. Es sei denn, die beiden großen US-Parteien 
kommen von ihrem Konfrontationskurs ab und einigen sich auf die Beibehaltung 
des Status Quo oder zumindest eines Teils der aktuellen konjunkturfreundlichen 
Gesetzgebung. Dies ist jedoch keineswegs sicher, denn Demokraten stimmen nicht 
für Ausgabenkürzungen während Republikaner nicht für Steuererhöhungen zu haben 
sind. 


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Eine politische Einigung zur Abwendung einer schweren Wirtschaftskrise erscheint 
zwar realistisch, doch die Anleger dürften zumindest vorübergehend einen weniger 
positiven Ausgang in Betracht ziehen. Angesichts der Tatsache, dass die 
weltweiten Aktienmärkte derzeit nur leicht unter ihren Höchstständen von 2012 
notieren, hat Vontobel das Risiko in seinen Portefeuilles leicht reduziert. Für 
riskantere Anlageklassen bleibt Vontobel angesichts der äußerst lockeren Geld-
politik, attraktiver Bewertungen und erster Anzeichen einer Erholung in 
Schlüsselmärkten wie China und Brasilien nach wie vor positiv gestimmt. 

 
Wird der nächste Notenbankchef ein «Falke» sein? 

 
Die fortschreitende Ausweitung der Bilanzen der Zentralbanken – in jüngster 
Zeit hat die Bank of Japan weitere außerordentliche geldpolitische Maßnahmen 
(«Quantitative Easing») angekündigt – sowie die anhaltend negativen realen 
Anleiherenditen sprechen für Anlagen in Gold. Gewinnt Romney, könnte der 
Goldpreis kurzfristig sinken, da die Republikaner die «ultralockere Geldpolitik» 
der US-Notenbank (Fed) öffentlich kritisiert haben. Einige Anleger 
erwarten daher, dass im Fall eines Wahlsiegs der Republikaner ein «Falke»
das Steuer des Fed übernehmen würde, also ein Notenbankchef, der der Gefahr 
einer Inflation mehr Gewicht beimisst. Das Mandat des aktuellen Fed-
Vorsitzenden Ben Bernanke läuft im Januar 2014 aus. 


Alles in allem erwartet Vontobel keine große Veränderung der US-Geldpolitik, 
da finanzpolitische Herausforderungen in jedem Fall gelöst werden müssen. 
Eine solche Entwicklung wird aber das Wirtschaftwachstum notgedrungen be-
einträchtigen, was wiederum die Unterstützung durch das Fed "überlebenswichtig" 
machen wird. Dies gilt ungeachtet der politischen Ausrichtung der nächsten 
US-Regierung.