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11.11.2013:
Russell Investments: Politische Entscheidungen – der Angstfaktor für die globalen Märkte
Köln, den 11.11.2013 (Investmentfonds.de) -
Wouter Sturkenboom, European Strategist bei Russell Investments
Wouter Sturkenboom, European Strategist bei Russell Investments macht
sich Gedanken über das Jahr 2013 und gibt einen globalen Ausblick auf
2014:
Übersicht
„Das entscheidende Merkmal der Welt nach der Lehman-Pleite sind Schuldenabbau
und stagnierendes Wachstum, was den großen Volkswirtschaften viel ungenutzte
Kapazität und minimalen Inflationsdruck bescherte. Wir erwarten im kommenden
Jahr ein synchronisiertes Wachstum, und eine sich verstärkende Erholung bei
geringer Inflation in allen großen Volkswirtschaften. Dies sollte Aktien gegen-
über Anleihen begünstigen, obwohl Aktienmarktbewertungen verhältnismäßig ange-
messen sind.
„Die US-Wirtschaft weist nur geringe Ungleichgewichte auf und befindet sich
mitten in einer ziemlich soliden Expansion. Die aktuelle politische Patt-
situation wird zu weiteren finanzpolitischen Einschnitten führen, die die
Dynamik der Wirtschaft blockieren dürften. Wäre dies nicht der Fall, könnten
die USA nächstes Jahr fast 3 % Wachstum und 200.000 neue Arbeitsplätze pro
Monat erzielen.
„In Europa liegen die Dinge ähnlich. Hier könnten die lange herbeigesehnten
Anzeichen einer Konjunkturerholung schon bald durch das Unvermögen eine
ordentlichen Bankenunion zu schaffen infrage gestellt werden. Dies könnte
sich auch negativ auf den europäische Aktienmarkt auswirken. Europäische
Aktien sind eigentlich bezogen auf ihre Bewertungen günstig.
„Selbst in Japan stellen politische Fehler das Hauptrisiko dar. Die Abenomics
sind ein Erfolg und haben eine Kehrtwende bei Japans Wirtschaft eingeleitet.
Doch ist die kräftige Verbrauchssteueranhebung durch Shinzo Abe, während die
Erholung an Dynamik gewinnt, riskant.
„Europäische und japanische Aktien sind attraktiv, insbesondere im Vergleich
zu den USA, und die Schwellenmärkte bieten einmal mehr Anlagegelegenheiten,
da ihre Aktien mit einem Abschlag von 25 % gegenüber den entwickelten Märkten
gehandelt wurden.“
USA: Die Frist für die Anhebung der Schuldenobergrenze hält die
Weltwirtschaft in Geiselhaft
· Die Politik der US-Notenbank wird ein entscheidender Faktor für die Märkte sein.
· Das Wirtschaftswachstum in den USA wird sich Ende 2013 auf weniger als 2 % für
zwei der drei letzten Jahre belaufen. Die USA wird dieses Jahr gegenüber dem
Vorjahr vermutlich ein Wachstum von 1,6 % aufweisen.
· Die – tatsächliche und erwartete – finanzpolitische Straffung trug erheblich
zu diesen unterdurchschnittlichen Ergebnissen bei.
· Vermutlich wird es langwierige Pausen und Gradualismus auf dem Weg zu einer
Normalisierung der Zinssätze geben, und zwar selbst dann noch, wenn der monatliche
Zuwachs an Arbeitsplätzen die Marke von 200.000 überschritten hat.
„Falls sich die finanzpolitische Straffung 2014 mit demselben Tempo fortsetzt,
ist es unwahrscheinlich, dass die Aktienmärkte dem etwas Positives abgewinnen
können, wie es 2011 und bisher auch 2013 der Fall war. Jede Frist für die
Anhebung der Schuldenobergrenze ist damit verbunden, dass die Weltwirtschaft
und die Kapitalmärkte in Geiselhaft genommen werden. Die Rentenmärkte haben
in Anbetracht der Entscheidung, die quantitative Lockerung fortzuführen, und
des ‚Shutdowns‘ der US-Regierung überreagiert, aber die allgemeinen Auswir-
kungen der quantitativen Lockerung waren geringer, als es die Schlagzeilen
vermuten ließen.“
Die Eurozone: Die positiven Aspekte überwiegen weiterhin gegenüber den
negativen… Allerdings nur knapp.
· Die Eurozone hat im dritten Quartal die Rezession hinter sich gelassen
und das Wirtschaftswachstum sollte 2014 positiv, wenn auch glanzlos bleiben
und sich zwischen 0,5 % und 1,0 % bewegen.
· Das Wachstum ist unzureichend, um die Schuldenlast und/oder die Arbeitslosen-
quote zu senken und Strukturreformen sind weitgehend nicht vorhanden.
· Die Randländer stecken nach wie vor in ihrer Schuldenfalle fest, doch die
größten Bedrohungen sind die Schwäche Frankreichs und das negative Kreditwachstum.
· Die EZB mag zwar langsam sein, doch ist sie expansiv eingestellt und bereitet
sich darauf vor, bald weitere Unterstützung zu leisten.
· Die Märkte sind volatil, da politische Hürden in Form der Neuverhandlung der
Rettungspakete für Griechenland und Portugal anstehen sowie ein größeres insti-
tutionelles Dilemma im Hinblick auf die Einführung einer europäischen Bankenunion.
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„Während wir das politische Feuerwerk in den USA beobachteten, wurden die
politischen Risiken in Europa, die uns mit einer gewissen Beunruhigung erfüllten,
entschärft. Die positiven Aspekte überwiegen weiterhin gegenüber den negativen,
wenn auch nur knapp. Das Wachstum mag glanzlos sein, doch die Rezession ist
vorbei und der Sparkurs wird zunehmend gelockert. Die Bewertungen sind gestiegen,
doch erscheinen Aktien der Eurozone wirklich billig im Vergleich zu US-Aktien.“
Asien: Die Abenomics führten zur Regenerierung der japanischen Wirtschaft,
doch ist die Stabilität des Anleihenmarkts bedroht
· Die japanische Wirtschaft erlebt derzeit einen bedeutenden Wiederanstieg
ihres Wachstums. Aktien sind attraktiv, doch Anleihen bieten einen geringen
Gegenwert und sind mittelfristig riskant.
· Der Führungsstil von Shinzo Abe, der eine erhebliche Abwertung des Yen,
finanzpolitische und geldpolitische Anreizmaßnahmen sowie eine Strukturreform
beinhaltet, führte zu einer Regenerierung der Wirtschaft.
· Das reale BIP-Wachstum Japans hielt sich im Bereich von 4 % und das Wachstum
der Geldmenge, das zu Jahresbeginn bei annähernd null herumdümpelte, liegt nun
bei gesunden 3 % gegenüber dem Vorjahr (Stand 30. September 2013).
· Die Aussichten für die Aktienmärkte der asiatischen Schwellenländer sind für
die kommenden zwölf Monate gut.
· Langlaufende australische und neuseeländische Staatsanleihen bieten einen
guten Gegenwert, da die Währungen beider Märkte weiterhin stark sind.
· In Japan kann die Kombination aus einem sich beschleunigenden Wachstum und
einer sich ebenfalls beschleunigenden Inflation zu einer Destabilisierung des
Anleihenmarkts und auf 12-Monats-Sicht zu höheren Zinsen führen.
„Für Japan stehen nach wie vor Herausforderungen an, doch sind diese nicht
unüberwindbar. Insbesondere wird es schwierig sein, das aktuelle Niveau an
diskretionären Konjunkturmaßnahmen zur Stützung der Verbraucherausgaben auf-
rechtzuerhalten. Japans Wohlfahrtsbudget ist durch die anhaltenden Forderungen
einer deutlich alternden Bevölkerung in Verbindung mit einer sich bereits
250 % annähernden Verschuldungsquote beschränkt. Es wird wichtig sein, dass
die Lohninflation der Verbraucherpreisinflation auf dem Weg nach oben folgt,
wenn ein nachhaltiger Anstieg der Ausgaben für den privaten Verbrauch erzielt
werden soll.“
Quelle: Investmentfonds.de
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