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27.05.2014 |
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Investmentfonds.de
27.05.2014: --- Ende Anzeige ---
Léon Cornelissen zeigt sich enttäuscht, dass Japan bisher erst wenige
konkrete Maßnahmen angekündigt hat, um die verkrustete Wirtschaft des
Landes zu reformieren. Handlungsbedarf sieht der Volkswirt vielerorts:
„Steuerreformen, eine Deregulierung des Arbeitsmarktes und eine bessere
Führung der Unternehmen könnten Investitionen fördern. Wünschenswert
wären auch die stärkere Einbindung von Frauen in den Arbeitsmarkt und
eine Lockerung der Einwanderungspolitik.“
Auch die Beseitigung von Handelsschranken stockt. „Der letzte Besuch von
US-Präsident Barack Obama in Japan mündete nicht in einem bilateralen
Handelsabkommen“, kritisiert Cornelissen. „Dieses wäre jedoch notwendig
gewesen, um Verhandlungen über das zwölf Nationen umfassende Transpazifische
Partnerschaftsabkommen wieder aufzunehmen.“ Der japanische Ministerpräsident
habe es aber vorgezogen, die heimische Landwirtschaft weiterhin mit hohen
Zöllen zu protegieren.
In Japan schwinden Wachstumseffekte
Die Abenomics-Wirtschaftspolitik hatte nach ihrer Auflage vor anderthalb
Jahren zunächst das Wirtschaftswachstum angetrieben. Der schwache Yen
beflügelte die Exporte. Außerdem konsumierten die Japaner mehr, weil sie
sich wegen der gestiegenen Aktienkurse reicher fühlten. Dieser Effekt
blieb zuletzt aus: Der Nikkei-Index verlor seit Jahresbeginn rund 8 Prozent.
Die Bank von Japan reduzierte ihre Prognose für das Wachstum des Bruttoin-
landsprodukts (BIP) im laufenden Wirtschaftsjahr kürzlich von 1,4 auf
1,1 Prozent. Während die Inflation im April auf 2,9 Prozent anzog, sanken
enttäuschender Weise die Reallöhne.
Robeco erwartet nun, dass die japanische Notenbank vermutlich im Juli
weitere Anleihekäufe („Quantitative Easing“) startet, was den Yen nochmals
schwächen könnte. „Für Oktober 2015 fasst man eine weitere Erhöhung der
Mehrwertsteuer auf dann 10 Prozent ins Auge“, so Cornelissen. Damit könnten
die Japaner ihre Staatsverschuldung bei 250 Prozent des Bruttoinlandsprodukts
halten. Aktuell blieben jedoch die Zweifel, ob die Politik der Abenomics
letztendlich erfolgreich sein wird.
USA und Europa gehen voran
Optimistischer beurteilt Robeco die Konjunkturaussichten in den USA und
im Euroraum. „Sinkende Inflationsraten geben den Zentralbanken Spielraum,
ihre Leitzinsen für eine längere Zeit niedrig zu halten.“ Gleichzeitig
erhole sich die europäische Wirtschaft auf breiter Front. So sei beispiels-
weise Spanien im ersten Quartal 2014 so schnell gewachsen wie seit sechs
Jahren nicht mehr. An ein Szenario dauerhaft sinkender Preise glauben die
Volkswirte daher nicht. „Über Deflation wird derzeit in der Eurozone
lebhaft diskutiert – im Wirtschaftsaufschwung wird dieses Thema aber
an Relevanz verlieren“, erwartet Léon Cornelissen. Der Robeco-Volkswirt
hält es daher für wahrscheinlich, dass die Europäische Zentralbank (EZB)
ihre bisherige Geldpolitik vorläufig fortsetzt und anders als die Bank
von Japan keine eigenen Anleihekäufe beschließt.
In diesem Umfeld favorisiert Robeco neben Aktien vor allem Hochzins-Anleihen.
„Der Aufschwung und die niedrige Inflation in den etablierten Industriestaaten
sprechen für diese Anlageklasse“, so Léon Cornelissen. Die dominierende Suche
nach Rendite und die historisch niedrigen Ausfallraten bei High-Yield-Bonds
rechtfertigten – bei aller notwendigen Wachsamkeit – das derzeitige Kursniveau.
Investmentgrade-Unternehmensanleihen hält Robeco dagegen für weitgehend
ausgereizt, während Staatsanleihen bald unter einem konjunkturbedingten
Anstieg der Nominalzinsen leiden dürften.
Kaum Alternativen zu Aktien
Darüber hinaus plädiert Robeco weiterhin für Aktien. „Die Märkte sorgen
sich weiterhin wenig um Risiken, wie die jüngsten Kursanstiege zeigen.“
Die Volkswirte sehen unter Renditegesichtspunkten nur wenige Alternativen
zu Dividendentiteln, auch wenn manche Unternehmen ihre zuletzt hohen Profit-
margen kurzfristig vielleicht nicht behaupten können.
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Léon Cornelissen benennt aber auch makroökonomische Risiken. So müsse die
Führung in China eine harte Landung der Konjunktur vermeiden und gleichzeitig
eine Kreditblase entschärfen. „Für Europa könnte ein Zerwürfnis mit Russland
in einem Energie-Embargo münden und so den Aufschwung gefährden.“ Dass es so
weit kommt, erwartet der Volkswirt jedoch nicht. „Vermutlich wird Russland
von einer Invasion in der Ukraine absehen und das Land eher von außen de-
stabilisieren.“ In diesem Fall werde die Ukraine-Krise die Erholung in Europa
nicht behindern.
Robeco gibt US-Aktien derzeit dennoch den Vorzug gegenüber europäischen
Titeln. Hier könnte die zuletzt ungünstige Entwicklung der Unternehmensge-
winne die Börsen bremsen. In Nordamerika stützten hingegen Faktoren wie die
starken Einzelhandelsumsätze die Erträge. Die Aktienmärkte der Schwellen-
länder hält Robeco ebenfalls für attraktiv, weil diese um fast 30 Prozent
niedriger bewertet seien als die Börsen der entwickelten Staaten. Anleihen
aus den Schwellenländern betrachten die Investmentexperten jedoch weiterhin
argwöhnisch. Dort überzeugten die strukturellen Verbesserungen noch nicht
– die Volkswirtschaften und die Währungen von Staaten wie Brasilien,
Südafrika und der Türkei blieben wegen hoher Inflationsraten und Leistungs-
bilanz-Defiziten unter Druck.Quelle: Investmentfonds.de |
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