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20.11.2015 |
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Investmentfonds.de
20.11.2015: --- Ende Anzeige ---
"Und als wäre das noch nicht genug Gegenwind, sieht sich Deutschland noch
dazu mit dem Problem einer stark alternden Bevölkerung konfrontiert. Laut
Bericht der Europäischen Kommission zur Bevölkerungsalterung wird der
Altenquotient – also der Bevölkerungsanteil an zu unterstützenden älteren
Menschen bezogen auf den Anteil an produktiven, steuerzahlenden Erwerbs-
tätigen – bis zum Jahr 2060 von heute 32 % auf 59 % ansteigen. Das wäre
einer der höchsten Altenquotienten aller Industrienationen.
Darüber hinaus schrumpft die Bevölkerung und wird bis 2060 von aktuell
81 Millionen Einwohnern auf voraussichtlich 71 Millionen zurückgehen.
Dieser Bericht wurde jedoch vorbereitet, bevor die Flüchtlingskrise ihr
jetziges dramatisches Ausmaß erreichte. Und so könnte man - auch wenn es
an dieser Stelle unangemessen erscheinen mag – auch feststellen, dass ein
anhaltender Zustrom junger Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Afrika im
Jahr 2016 einen unerwartet positiven Beitrag zur Lösung der demografischen
Probleme Deutschlands leisten könnte.
Die Flüchtlingskrise ist natürlich in erster Linie eine humanitäre Tragödie
– für die Wirtschaft der europäischen Länder und insbesondere für das über-
alterte Deutschland könnte sich der Zustrom mit der Zeit aber als wahrer
Segen herausstellen. Im ersten Halbjahr 2015 kamen circa 430.000 Asylsuchende
in die Europäische Union (EU) und allein in Deutschland werden bis Ende des
laufenden Jahres voraussichtlich 800.000 Menschen einen Asylantrag gestellt
haben. Es gibt nur wenige Anzeichen dafür, dass dieser Zustrom 2016 nach-
lassen wird, er könnte sich dagegen durchaus noch verstärken. Ein großer
Teil der Asylantragsteller wird im arbeitsfähigen Alter sein: laut Asyl-
statistiken von Eurostat aus dem Jahr 2014 waren 54 % der neu in die EU
eingewanderten Asylantragsteller zwischen 18 und 34 und weitere 20 % zwischen
35 und 64 Jahre alt; 25 % waren bis zu 17 Jahre alt und weniger als 1 % war
über 65. Sofern in den nächsten drei Jahren noch einmal zwei Millionen Asyl-
suchende einwandern, von denen 75 % im erwerbsfähigen Alter sind, würde die
erwerbsfähige Bevölkerung Deutschlands um 3 % ansteigen und damit deutlich
verstärkt.
Problem gelöst? Nicht ganz. Sofern sich diese Zuwanderung nicht über
Jahrzehnte fortsetzt, wird der Zustrom an jungen arbeitsfähigen Menschen
den Rückgang der erwerbstätigen Bevölkerung nur hinauszögern und ein wenig
verlangsamen. Vor der Flüchtlingskrise nahm man an, dass die arbeitsfähige
Bevölkerung Deutschlands bis 2060 jährlich um 0,7 % oder innerhalb eines
Zeitraums von fünf Jahren um 3,5 % abnehmen würde. Die Flüchtlingskrise
wird also nur vorübergehend für Entlastung sorgen, mit einem Schlag werden
sich die demografischen Probleme Deutschlands nicht lösen lassen."
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"Es sind natürlich auch eine Reihe praktischer Überlegungen anzustellen.
Wir sollten nicht vergessen, dass der Zustrom an Flüchtlingen Deutschland
und andere Aufnahmeländer kurzfristig belasten wird. In Ländern wie
Griechenland und Ungarn, die ganz einfach nicht über die soziale und
wirtschaftliche Infrastruktur verfügen, um so viele Neuankömmlinge auf-
zunehmen, wurden diese Belastungen bereits sehr deutlich. Die kürzliche
Wiedereinführung von Grenzkontrollen zwischen Deutschland und Österreich
zeigt, dass selbst Deutschlands Willkommenskultur ins Wanken gerät. Die
Qualifikationen der Neuankömmlinge mit den Anforderungen Deutschlands
in Einklang zu bringen, könnte ebenfalls keine leichte Aufgabe sein.
Die alternde Bevölkerung braucht mehr ausgebildete Kräfte im Gesundheits-
wesen, während für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands im
High-Tech-Bereich mehr Ingenieure und Programmierer gebraucht werden.
Natürlich kommen die positiven Angebotseffekte auch nur insoweit zum
Tragen, wie es Deutschland gelingt, die Neuankömmlinge in den Arbeits-
markt zu integrieren, und das wiederum heißt auch dafür zu sorgen,
dass die Flüchtlinge die hierfür nötigen Deutschkenntnisse erwerben können.
Für Deutschland bietet dieser Zustrom an jungen Flüchtlingen mit gutem
Potenzial letzten Endes die einzigartige Gelegenheit, seine alternde
Bevölkerung zu verjüngen. Und vielleicht wird 2016 dann zu dem Jahr, in
dem Deutschlands demografische Zeitbombe – wenn auch nur vorübergehend
– entschärft wurde. "
Quelle: Investmentfonds.de |
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