Investmentfonds.de
13.11.2018:
LFDE Macroscope: Was kommt nach den Midterms?
Köln, den 13.11.2018 (Investmentfonds.de) -
Olivier de Berranger, Chief Investment Officer und Enguerrand Artaz,
Fondsmanager La Financière de L`Echiquier
Die Ergebnisse der US-Zwischenwahlen lassen sich kaum als "blaue Welle"
bezeichnen (Blau ist die traditionelle Farbe der Demokratischen Partei).
Zwar hat das demokratische Lager erwartungsgemäß die Mehrheit im
Repräsentantenhaus zurückerobert, aber im Senat haben die Republikaner die
Kontrolle behalten und sogar noch zwei Sitze hinzugewonnen. Durch dieses
Ergebnis wird das Machtgleichgewicht in den USA leicht verändert, mit mehr oder
weniger direkten Auswirkungen auf die Märkte.
Im Wahlkampf für die Midterms hatte Donald Trump weitere Steuersenkungen
angekündigt. Dieses Ansinnen wird nun durch die demokratische Mehrheit im
Repräsentantenhaus im Keim erstickt. Die Pläne wären aber wohl auch im
republikanischen Lager auf Widerstand gestoßen. Denn eine solche
Maßnahme hätte den Inflationsdruck erhöht und höhere Zinssätze gerechtfertigt.
Dies hätte sich vor allem auf die Aktien- und Anleihenmärkte negativ ausgewirkt.
Überdies wird das Weiße Haus nun wohl verstärkt Kompromisse bei den
Staatsausgaben eingehen müssen. Dies dürfte die Sorgen um das prognostizierte
Haushaltsdefizit lindern und somit einen zu hohen Druck auf die langfristigen
Zinssätze vermeiden.
Ein umfangreiches Programm für Infrastrukturausgaben war ein Kernpunkt von
Trumps Wahlkampagne, und der US-Präsident scheint nicht darauf verzichten zu
wollen. Die Demokraten geben sich bei diesem Thema sehr aufgeschlossen, und
sofern die Ausgestaltung dieses Programms keinen ausufernden Haushalt nach sich
zieht, scheint ein Kompromiss möglich. Wir könnten demnach einen Schub für die
Investitionen erleben, der insbesondere die Sektoren Bauwesen und
Ausrüstungsgüter fördern würde. In erster Linie käme dies US-Unternehmen zugute,
aber auch europäische Unternehmen könnten hiervon profitieren.
Beim Thema Diplomatie geht es vor allem um die Beziehungen zu China. Bisher
konnte Donald Trump die neuen Zölle mithilfe eines Dekrets zur Verteidigung der
Interessen der Vereinigten Staaten verhängen, mit dem er die Zustimmung des
Kongresses umgehen konnte. Die Demokraten könnten nun ein Gesetz auf den Weg
bringen, das dieses Dekret ungültig macht, und könnten hierbei auf einige
Gegenliebe im republikanischen Lager zählen. Denn manche Abgeordnete der Grand
Old Party sind für die Klagen von Unternehmen empfänglich, die sich um die
Spannungen im Zuge des Handelskrieges sorgen. Dies ist aktuell aber nur eine
Hypothese. Überdies könnte Donald Trump nun nach der letztlich moderaten
Niederlage bei den Midterms die Wahlkampfrhetorik beiseitelassen und sich
darauf fokussieren, mit China ein Abkommen zu erzielen.
Für alle, die sich für Zahlen begeistern, gibt es zudem noch schöne Statistiken
über die Märkte nach den Midterms: Seit dem Jahr 1950 legte der S&P 500 Index in
den Jahren, in denen Zwischenwahlen stattfanden, von seinem Tief im Oktober bis
zum Jahresende durchschnittlich um 10,7 Prozent zu. Bis heute legte er seit
seinem Tief vom 29. Oktober bereits um 6 Prozent zu.
Gibt es also noch Potenzial für eine Kursrallye zum Jahresende?
Quelle: Investmentfonds.de
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