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25.01.2019:
J.P. Morgan AM: Warum Rezessionen ihren Schrecken verlieren und der nächste Abschwung erst 2022 wahrscheinlicher wird
Köln, den 25.01.2019 (Investmentfonds.de) -
Dr. David Kelly, Chief Global Market Strategist bei J.P. Morgan Asset Management
J.P. Morgan Asset Management: Warum Rezessionen ihren Schrecken verlieren und
der nächste Abschwung erst 2022 wahrscheinlicher wird
- Analyse von Daten seit 1948 zeigt veränderten Ablauf von US-Rezessionen
- Stabilere Verfassung der US-Wirtschaft lässt Abschwünge moderater
ausfallen
- Wahrscheinlichkeit für Beginn einer Rezession dürfte erst 2022 die
50-Prozent-Marke übersteigen
Die USA befinden sich in einer Spätphase des Konjunkturzyklus. Ob und wann die
nächste Rezession kommt, ist jedoch noch nicht abzusehen. Die Experten von
J.P. Morgan Asset Management gehen allerdings davon aus, dass der nächste
Abschwung voraussichtlich weniger schwerwiegend ausfallen dürfte als in der
Vergangenheit. Denn insgesamt sind die Wirtschaftszyklen der führenden
Volkswirtschaften der Welt in den letzten Jahrzehnten stabiler geworden.
Eine Folge dessen sei aber auch, dass auf eine Rezession folgende Erholungsphasen
weniger kräftig ausfallen. Dies sind die Ergebnisse einer Analyse im Rahmen des
langfristigen Kapitalmarktausblicks "Long Term Capital Market Assumptions"
(kurz: LTCMA) von J.P. Morgan Asset Management.
Auf dem Weg zu mehr wirtschaftlicher Stabilität
Für die Analyse fokussierte sich das Team um Dr. David Kelly, Chief Global
Market Strategist bei J.P. Morgan Asset Management, auf US-Rezessionen, da ein
Abschwung in den USA häufig auf andere Länder überspringt. Betrachtet wurden
Rezessionen seit 1948 - insgesamt fallen 11 Abschwünge in diesen
Beobachtungszeitraum.
"Unser Research zeigt, dass die US-Wirtschaft in den letzten 70 Jahren
allmählich immer stabiler geworden ist", erklärt Dr. David Kelly. "Das Wachstum
hat sich erheblich verlangsamt, die Rezessionen sind im Allgemeinen aber
moderater - und Aufschwünge dafür schwächer geworden. Da geringere
konjunkturelle Schwankungen gegenüber der Verlangsamung des Wachstums allgemein
überwiegen, treten Rezessionen im Laufe der Zeit darüber hinaus weniger häufig
auf".
Nach Ansicht von Dr. David Kelly scheint diese wirtschaftliche Stabilisierung
vor allem dadurch bedingt, dass Unternehmen in den USA die Verwaltung ihrer
Lagerbestände verbessert haben und zudem moderatere Ausschläge bei den
Staatsausgaben sowie bei der Volatilität auf dem Immobilienmarkt für
geringfügigere Verwerfungen gesorgt haben. Ferner habe der Dienstleistungssektor,
der stabiler als der Fertigungssektor ist, seit Ende des Zweiten Weltkriegs
zunehmend an Bedeutung für die US-Wirtschaft gewonnen.
"Genauso wie die Abwärtsrisiken für die Wirtschaft in den USA abgenommen haben,
stumpfen aber auch die Instrumente für eine Stimulierung des Wachstums in den
vergangenen Jahren ab. So ist insbesondere der Spielraum der Finanz- und
Geldpolitik, einen starken V-förmigen Aufschwung auszulösen, geringer geworden",
erklärt Dr. Kelly.
Weniger häufige, flachere Einbrüche und moderatere Aufschwünge
Wann könnte die nächste Rezession voraussichtlich einsetzen? "Auf der Grundlage
der US-Daten für die letzten 20 Jahre deuten unsere Simulationen darauf hin,
dass die Wahrscheinlichkeit für den Beginn einer Rezession erst ab dem dritten
Quartal 2022 die Marke von 50 Prozent übersteigt - das heißt zwei Quartale
später als auf der Grundlage der Erfahrung der vorangegangenen 50 Jahre der
Fall gewesen wäre", sagt Dr. David Kelly.
Hervorzuheben ist allerdings, dass diese Analyse - vor dem Hintergrund eines
moderateren Konjunkturzyklus - nur auf die langfristigen Wirtschaftstrends
hinweist. Sie berücksichtigt weder die derzeitigen, kurzfristigen
fiskalpolitischen Anreize für die US-Wirtschaft noch die momentan niedrige
Arbeitslosigkeit im Land, die jeweils das Risiko für eine Rezession im Jahr 2019
oder 2020 erhöhen, da die fiskalpolitischen Anreize auslaufen und ein Mangel an
Arbeitskräften das Wirtschaftswachstum hemmt.
Trotzdem deuten nach Ansicht von Dr. David Kelly die Wirtschaftstrends auf lange
Sicht darauf hin, dass Anleger im Gegensatz zu früher heute realistisch mit
einigen zusätzlichen Quartalen anhaltenden Wachstums im Konjunkturzyklus rechnen
können. Anleger können auch davon ausgehen, dass zukünftige Einbrüche weniger
dramatisch und die anschließende Erholung schwächer ausfallen werden. Im
Durchschnitt ist die Wirtschaft in den USA in den 11 Rezessionen der
Nachkriegszeit real um 1,9 Prozent geschrumpft und in den drei Jahren nach Ende
einer jeden Rezession um 13,9 Prozent gewachsen.
Basierend auf dem Verhalten der Wirtschaft in den letzten 20 Jahren könnte eine
hypothetische zukünftige Rezession einen kleineren Rückgang von 1,4 Prozent vom
Höchststand bis zum Tiefststand mit sich bringen. Allerdings müsste eventuell
auch davon ausgegangen werden, dass die Wirtschaft in den ersten drei Jahren des
Aufschwungs nur mehr um 7,0 Prozent wachsen wird.
Die Auswirkungen für Anleger
"Unsere Analyse ist weniger darauf ausgelegt, für Anleger den genauen Zeitpunkt
des nächsten Abschwungs vorherzusehen, sondern vielmehr die Risiken und ihre
mögliche Entwicklung zu erkennen", erklärt Dr. David Kelly.
Beispielsweise könnte eine immer einfallsreichere Geldpolitik vonnöten sein, um
eine flachere Erholung zu stützen, was wiederum bedeutet, dass die Zinsen im
nächsten Jahrzehnt niedriger sein könnten als ansonsten zu erwarten gewesen wäre.
Die Marktvolatilität könnte trotzdem genauso heftig ausfallen wie in der
Vergangenheit - vor allem, wenn ein stabileres wirtschaftliches Umfeld bedeutet,
dass Ungleichgewichte und Vermögensblasen längere Zeit haben, um sich aufzubauen.
Insgesamt dürften Anleger nach Ansicht von Dr. David Kelly zwar feststellen, dass
sich wirtschaftliche Wachstumstrends im Vergleich zur Vergangenheit verlangsamen,
sie könnten sich aber damit trösten, dass die Weltwirtschaft voraussichtlich
stabiler sein werde.
Quelle: Investmentfonds.de
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