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06.02.2019:
LFDE Monthly News Februar 2019 - Allein, gemeinsam...
Köln, den 06.02.2019 (Investmentfonds.de) -
Didier Le Menestrel, Verwaltungsratsvorsitzender des französischen
Vermögensverwalters LFDE - La Financière de l`Echiquier
Im Zeitalter der sozialen Netzwerke scheint es nicht im Trend zu liegen,
sich Zeit zu nehmen.
Schließlich veröffentlichten 2018 die Nutzer des Foto-Onlinedienstes
Instagram - die Facebook-Tochter ist 100 Milliarden US-Dollar wert - pro Minute
fast 50.000 Bilder. Bei Twitter waren es jede Minute etwa 470.000 Tweets, die
auf der Plattform gepostet wurden. Sogar die beruflichen Netzwerke warten mit
schwindelerregenden Zahlen auf: Bei LinkedIn (Microsoft) etwa sind es mehr als
120 Personen, die der Plattform jede Minute beitreten.
Der Boom dieser Plattformen hält uns einen Spiegel vor und lässt uns darüber
nachdenken, wie wir in Gemeinschaft leben. Denn hinter diesen Zahlen, deren
exponentielles Wachstum Ausdruck einer zunehmend vernetzten Weltbevölkerung ist,
verbirgt sich eine andere Realität.
In "The Rise of Living Alone and Loneliness in History"(1) beschäftigt sich
K.D.M.Snell, Forscher und Professor an der britischen Universität Leicester, mit
der Frage der Einsamkeit früher und heute. Während in den 60er-Jahren die
Haushalte mit nur einer Person noch die Ausnahme bildeten (10 % der Bevölkerung),
leben in den Großstädten Europas, der USA oder auch Japans inzwischen 40 Prozent
der Bevölkerung alleine. Die zunehmende Urbanisierung und die hohen
Immobilienpreise sind teilweise dafür verantwortlich, dass die Anzahl der
Mitglieder pro Haushalt zurückgeht. So ist beispielsweise in Paris die Zahl
der Kinder, die einen Kindergarten besuchen, in den letzten 20 Jahren um 10
Prozent gesunken (2).
In den USA, mit Millionen von Nutzern von sozialen Netzwerken, ist die Zahl
der Personen, die als "nahestehend" oder "eng verbunden" gekennzeichnet werden
(Vertrauenspersonen), mittlerweile um mehr als ein Drittel gesunken.
Die Auswirkungen dieses Phänomens könnten sich langfristig noch verschärfen.
Nehmen wir das Wachstum einer Wirtschaft, das sich anhand von drei
Faktoren modellieren und erklären lässt: das Sachkapital, das Humankapital und
die Produktivität. Unabhängig davon, ob der Effekt dieser zunehmenden
Vereinsamung Ursache oder Spiegelbild des Geburtenrückgangs,der höheren
Scheidungsraten oder des Rückgangs der Eheschließungen ist, kann man ohne
Weiteres davon ausgehen, dass dies Einfluss auf das globale Wirtschaftswachstum
haben wird. Es hierbei einfach zu belassen, würde allerdings zu kurz greifen.
Betrachten wir also Länder wie Japan, wo von 75 Millionen Erwerbstätigen bis
2050 ein Drittel in Rente gehen wird, und das deshalb schon massiv in
Sachkapital und Produktivität investiert. Um das Arbeitskräftedefizit zu beheben,
setzt man hier auf technische Lösungen in Form von Robotern, die bereits über
künstliche Intelligenz verfügen. So hat der japanische Präzisionsmotoren-
hersteller Nidec in seinen Prognosen eine Verringerung der Belegschaft von
80.000 auf annähernd 48.000 Mitarbeiter angekündigt, um rechtzeitig auf den
rentenbedingten Schwund an Arbeitskräften reagieren zu können und gleichzeitig
die Produktionskapazität zu steigern.
Unsere entwickelten Volkswirtschaften folgen langsam dem von Japan oder gar
China vorgezeichneten Weg.Die damit verbundenen fundamentalen Veränderungen
haben erhebliche Auswirkungen auf unsere Wirtschaft, unsere Lebensweise und die
Gesellschaften, die sich in dieser neuen Umgebung entwickeln werden.
Wir sollten diesen Entwicklungen gegenüber konstruktiv und positiv eingestellt
bleiben und dabei folgende Fragen berücksichtigen:
* Welche Bedürfnisse hat die Generation der "Silver Ager", die bis 2050
zwei Milliarden Verbraucher repräsentieren wird?
* Wie können wir einem Mangel an Arbeitskräften begegnen?
* Welche Auswirkungen auf den Preis und die Nutzung von Immobilien
(Home-office, Co-working, Mobilität, Wohnungsgrößen etc.) sind zu erwarten?
Lassen Sie uns im Zeitalter der Hypervernetzung vorerst weiter an unseren alten
Maßstäben und Gewohnheiten festhalten. Denn es gibt nichts Besseres, als unsere
Überlegungen zur Welt von morgen zu teilen.
(1) Die zunehmende Bedeutung von Alleinleben und Einsamkeit in der Geschichte
(2) Le Monde, 28.08.2018
Didier Le Menestrel
mit freundlicher Unterstützung von Rolando Grandi
Quelle: Investmentfonds.de
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