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21.05.2019:
Capital Group | Rezessionen: Wie Investoren sie rechtzeitig erkennen können
Köln, den 21.05.2019 (Investmentfonds.de) -
Darrel Spence Volkswirt bei Capital Group
und Jared Franz, Volkswirt bei Capital Group
Schreitet der Konjunkturzyklus voran, mehren sich bei Investoren die Sorgen vor
einer Rezession. Den genauen Zeitpunkt eines Abschwungs zu erkennen, ist jedoch
schwer. Grund genug für Darrel Spence und Jared Franz, beides Volkswirte bei
Capital Group, sich genau mit dieser Frage zu beschäftigen. Sie analysieren, welche
Konjunkturindikatoren Rezessionen ankündigen, wie nah der nächste wirtschaftliche
Abschwung ist und wie sich Investoren darauf vorbereiten können.
"Rezessionen sind ein natürlicher und unvermeidlicher Teil jedes Konjunkturzyklus.
Sie dauern aber zumeist nicht sonderlich lange" so Spence. Durchschnittlich seien es
elf Monate - im Vergleich zu 67 Monaten Expansion. In den letzten 65 Jahren waren
dadurch insgesamt nur 15 Prozent aller Monate durch eine Rezession geprägt.
Und während das BIP in einer Expansionsphase um durchschnittlich 24 Prozent steigt,
sinkt es in einer Rezession lediglich um zwei Prozent.
Rezessionen senden ihre Vorboten
"Auch wenn der genaue Zeitpunkt einer Rezession schwer zu bestimmen ist, gibt es
Signale, die auf ein Ende des Konjunkturzyklus hindeuten", sagt Franz. Die Rezession
sendet sozusagen ihre Vorboten. Viele Faktoren können auf eine Rezession hindeuten
und oft spielen von Zyklus zu Zyklus andere die Hauptrolle. Betrachtet man diverse
Faktoren zeitgleich, kann dies ein umfassenderes Bild der Konjunktur und damit auch
eines möglichen Abschwungs bieten.
Ein Indikator, der auf eine drohende Rezession hindeuten kann, ist laut Spence die
Zinsstrukturkurve: "Ist diese invers, also sind die kurzfristigen Renditen höher
als die langfristigen, kann dies ein Warnsignal sein." Betrachtet werden dabei zumeist
die Zweijahresrenditen in Relation zu den Fünf- oder Zehnjahresrenditen. In den
vergangenen 50 Jahren ging jeder Rezession in den Vereinigten Staaten eine solche
inverse Struktur voraus. "Aktuell ist die Zinsstrukturkurve in Relation zur
Zehnjahresrendite allerdings noch nicht invers. Ändert sich dies, dauert es in der
Regel noch 18 Monate bis zum Abschwung", ergänzt Spence.
Unternehmensgewinne und deren Folgen
Ein zweiter Indikator sind die Unternehmensgewinne. Im Schnitt beginnt 26 Monate nach
deren zyklischem Hoch die Rezession. "Dieses war jedoch vermutlich bereits im Jahr
2012 erreicht, also schon vor deutlich mehr als 26 Monaten - auch wenn die Gewinne
nach wie vor hoch sind", sagt Franz. Bei sinkenden Gewinnen kürzen Unternehmen ihre
Investitionen, senken Löhne und bauen Arbeitsplätze ab. Letzteres ist ein dritter
Indikator für eine drohende Rezession. Kürzen Unternehmen die Arbeitsplätze, verringern
Verbraucher häufig ihre Ausgaben. Das wiederum schadet den Unternehmen, die eventuell
mit weiteren Kürzungen reagieren. Durchschnittlich sechs Monate nach dem zyklischen
Tief der Arbeitslosigkeit, droht die Rezession. "Der amerikanische Arbeitsmarkt hat
aktuell das, was Volkswirte -Vollbeschäftigung- nennen, bereits überschritten. Eine
weitere Verringerung der Arbeitslosenzahlen erscheint daher kaum noch möglich.
Die Beschäftigung ist für das Wirtschaftswachstum jedoch so wichtig, dass selbst ein
leichter Anstieg der Arbeitslosenquote ein starker Hinweis auf eine Konjunkturwende
sein könnte", meint Franz.
Ein weiteres, viertes Signal für wirtschaftliche Abschwünge ist eine sinkende Anzahl
von Baubeginnen. Zum einen mehren Hausbesitzer ihr Vermögen und steigern durch
Grundsteuern das Steueraufkommen. Vor allem handelt es sich aber um langfristige
Projekte. Potenzielle Bauherren zögern daher mit neuen Projekten, wenn sie einen
konjunkturellen Einbruch vermuten.
"Den meisten Rezessionen ging ein 10-prozentiger Einbruch der Baubeginne voraus.
Deren Anzahl war im November 2018 in den Vereinigten Staaten genauso hoch wie ein Jahr
zuvor. Zuletzt sanken die neuen Bauvorhaben jedoch, auch wenn der Einfluss der
entspannteren amerikanischen Zinspolitik noch abzuwarten bleibt", bewertet Spence.
Verlässlich, aber mit kurzer Vorlaufzeit
Ein zuverlässiger Indikator für Rezessionen ist der Leading Economic Index - ein
aggregierter Indikator, der zehn Faktoren einbezieht. Verzeichnet der Index einen
Rückgang gegenüber dem Vorjahr von einem Prozent, folgt der wirtschaftliche Abschwung
in der Regel vier Monate später. Es ist also ein sehr verlässlicher Indikator, der
jedoch nur eine kurze Reaktionszeit gewährt. Im Dezember lag der Anstieg gegenüber dem
Vorjahreszeitpunkt bei 4,3 Prozent, während es im Dezember noch 7 Prozent waren. Der
Wert ist also noch positiv, auch wenn das Wachstum bereits abnimmt.
"Sind ein oder zwei Werte negativ, hat dies noch recht wenig Aussagekraft. Zeigen
viele jedoch für eine lange Zeit Rot, verdichten sich die Hinweise auf eine Rezession",
sagt Spence. "Aus unserer Sicht ist es aber noch nicht so weit." Was im Endeffekt
ausschlaggebend für den Abschwung gewesen sein wird, wird man erst im Nachhinein wissen.
Entwickelt sich die Wirtschaft weiter wie aktuell, rechnen die Experten aber frühestens
im Jahr 2020 mit einer Rezession.
"Wichtig sei vor allem, auch in stürmischeren Zeiten ruhig zu bleiben, langfristig zu
denken und auf ein ausgewogenes und diversifiziertes Portfolio zu setzen.
Volatilitäten könnten mit Anleihen ausgeglichen werden. Empfehlenswert seien auch Fonds,
die bereits in der Vergangenheit erfolgreich wirtschaftliche Rückgänge abgefedert haben",
empfiehlt Spence.
Quelle: Investmentfonds.de
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