Investmentfonds.de
19.06.2019:
LFDE Macroscope: Die Ruhe vor dem Sturm?
Köln, den 19.06.2019 (Investmentfonds.de) -
Olivier de Berranger, Chief Investment Officer und Enguerrand Artaz,
Fondsmanager La Financière de L`Echiquier
Die Aktienmärkte schlossen die vergangene Woche ohne größeren Trend leicht im
Plus. Zu Beginn der Woche hatten sie angesichts der Einigung zwischen den USA
und Mexiko deutlich zugelegt. Denn am vorherigen Wochenende hatte US-Präsident
Donald Trump via Twitter die Aussetzung der mehrere Wochen zuvor angekündigten
Zollerhöhungen verkündet, nachdem die mexikanische Regierung beim Thema Migration
Zusagen gemacht hatte. Allerdings geriet der Kursanstieg aufgrund wichtiger
Treffen und anhaltender Unsicherheit rasch ins Stocken.
Die größte Ungewissheit betrifft den Handelsstreit zwischen den USA und China,
da weiterhin Zweifel bestehen, ob es auf dem nächsten G20-Gipfel zu einem Gespräch
zwischen Xi Jinping und Donald Trump kommen wird. Nach Angaben von Larry Kudlow,
Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, wartet Trump nach wie vor darauf, dass sein
chinesischer Amtskollege der Unterredung zustimmt. Darüber hinaus setzten beide
Seiten ihre Drohungen fort, wenn auch weniger direkt als in den Wochen zuvor.
China schärft seine Waffen in Sachen seltene Erden: Offiziellen chinesischen Medien
zufolge könnten auch Endprodukte, die diese Rohstoffe enthalten, unter die
Exportbeschränkungen für Technologieprodukte fallen. Die Beschränkungen waren in
Erwiderung der Attacken auf Huawei angekündigt worden. Das Thema seltene Erden ist
aus wirtschaftlicher Sicht sehr wichtig für die USA, da der riesige Technologiesektor
stark von diesen Produkten abhängt. Auch aus geostrategischer Sicht ist es von
Bedeutung, denn die am höchsten entwickelten Waffen der US-Streitkräfte enthalten
ganz wesentlich mit seltenen Erden gefertigte Komponenten.
Donald Trump seinerseits behauptete erneut, dass zahlreiche Währungen gegenüber dem
Dollar zu schwach bewertet seien, und appellierte abermals an die chinesische
Zentralbank (PBoC), keine Abschwächung des Yuan unter die Marke von 7 Yuan pro Dollar
zuzulassen. Daraufhin gab der Chef der PBoC, Yi Gang, zu verstehen, dass die
Zentralbank den Yuan unter Umständen nicht weiter verteidigen wird. Ein Gespräch
zwischen Xi Jinping und Donald Trump auf dem G20-Gipfel und dessen Ergebnisse werden
demnach Tag für Tag wichtiger.
Vor dem am 28. und 29. Juni in Japan stattfindenden G20-Gipfel wird sich die
Aufmerksamkeit vorerst auf die Fed-Sitzung am 19. Juni richten. Nach den sehr
moderaten Äußerungen einiger ihrer Mitglieder und insbesondere ihres Vorsitzenden
Jerome Powell wird auf Maßnahmen der Notenbank gelauert.
Auch wenn eine Zinssenkung auf dieser Sitzung nicht auf der Tagesordnung steht,
rechnen die Märkte damit, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) die Äußerungen von
Powell bestätigen und einer Senkung der Leitzinsen auf der Juli-Sitzung den Weg ebnen
wird. Hierzu wird es vermutlich zwar kommen, doch Anleger müssen weiter misstrauisch
sein. Das Ausbleiben schlechter Nachrichten beim G20-Gipfel in Verbindung mit stabileren
makroökonomischen Daten ist ein glaubhaftes Szenario für die nächsten Wochen, wäre aber
kein wichtiger Katalysator für die Märkte. Allerdings könnte dieses Szenario die Fed
von Zinsmaßnahmen im Sommer abbringen. Zweifelsohne würde ein Status quo von den Anlegern
schlecht aufgenommen werden, deren Erwartungen hinsichtlich der Maßnahmen der Notenbank
und ihrer Fähigkeit, in völligem Einklang mit dem Verlauf des Konjunkturzyklus zu handeln,
überzogen waren.
Nach der Korrektur im Mai war in den ersten Juniwochen eine kräftige Erholung der Märkte
zu beobachten. Angesichts von Ereignissen, die erhebliche Bewegungen auslösen und uns
die Richtung für die nächsten Monate weisen könnten, ist vorerst Abwarten angesagt.
Quelle: Investmentfonds.de
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