Investmentfonds.de
18.07.2019:
Fidelity Marktkommentar: Kein Grund zur Panik
Köln, den 18.07.2019 (Investmentfonds.de) -
Christian von Engelbrechten, Fondsmanager des Fidelity Germany Fund
Die Zuversicht für die deutsche Wirtschaft ist zuletzt infolge heruntergeschraubter
Wachstumsprognosen und Gewinnwarnungen geschwunden. Christian von Engelbrechten,
Fondsmanager des Fidelity Germany Fund hält die Skepsis für überzogen.
Keine Rezessionsgefahr in Deutschland, sofern sich die Handelskonflikte
nicht verschärfen
Moderates Gewinnwachstum und Unterstützung durch EZB sollten bei deutschen
Aktien für Rückenwind sorgen
Fokus auf weniger konjunkturabhängige Unternehmen mit nachhaltig
überdurchschnittlichem Wachstum
Trotz der Wachstumsdelle in der Industrie sollte die deutsche Wirtschaft auf
Sicht der nächsten zwölf Monate weiter wachsen. Voraussetzung dafür ist, dass
sich die Handelskonflikte wie erwartet nicht verschärfen. Nach einer
Schwächephase, die wahrscheinlich zu einer Stagnation im zweiten Quartal führt,
sollten sich die Stimmungsindikatoren sowie die Wirtschaftsaktivität wieder
verbessern. Wesentliche Antriebskräfte sind die anhaltend gute Konsumstimmung und
sich aufhellende Perspektiven für die Industrie.
Konsum bleibt in Deutschland eine wichtige Stütze
Während die Nettoexporte seit einigen Quartalen rückläufig sind, gehen vom
privaten Konsum weiterhin positive Effekte für die Konjunktur aus. Wichtige
Indikatoren, wie eine gute Stimmung am Arbeitsmarkt, leicht steigende Löhne und
eine geringe Inflation sollten dafür sorgen, dass die gute Konsumlaune weiter
anhält. Auch wenn einige Unternehmen Entlassungen angekündigt haben, ist die
Zahl der Beschäftigten zuletzt weiter auf historische Spitzenwerte gestiegen.
Indikatoren, wie die Anzahl offener Stellen und Zahlen zum Fachkräftemangel,
sorgen zudem für positive Impulse.
Industrie sollte sich unter anderem dank besserer Exportchancen wieder erholen
Wenn sich die Handelskonflikte beruhigen, sollten sich die Stimmungsindikatoren
und die Investitionsneigung der Unternehmen wieder verbessern. In der zweiten
Jahreshälfte - insbesondere ab dem vierten Quartal - sollte es für viele
Unternehmen leichter werden, bei Vorjahresvergleichen gut abzuschneiden. Es
entfallen dann einige Belastungsfaktoren des vergangenen Jahres, wie die
Einführung neuer Zertifizierungsverfahren in der Autobranche oder gestiegene
Transportkosten wegen der niedrigen Flussstände im letzten Sommer. Positiv
sollten darüber hinaus der niedrigere Ölpreis und der leicht schwächere Euro
wirken.
China, die USA und Frankreich können als wichtige Handelspartner Deutschland
ebenfalls zu einer moderat positiven Entwicklung beitragen. Mit Blick auf die
jüngsten Wirtschaftsdaten und die Kreditvergabe zeichnet sich ab, dass die
Konjunkturprogramme in China zu greifen beginnen. So sind im Juni sowohl die
Industrieproduktion als auch die Einzelhandelsumsätze gestiegen.
Auch in den USA wächst die Wirtschaft weiterhin moderat. Eine Verschärfung der
Handelskonflikte, die der Wirtschaft und damit Trumps Chancen für eine Wiederwahl
schaden, ist eher unwahrscheinlich.
Da alles daraufhin deutet, dass sowohl die FED als auch die EZB an der lockeren
Geldpolitik festhalten werden, gibt es zu Aktien nur wenige Anlagealternativen.
Für deutsche Aktien spricht, dass die Dividendenrenditen hiesiger Unternehmen im
Vergleich zu deutschen Staatsanleihen außergewöhnlich hoch sind. Bei den meisten
Unternehmen sind die Dividenden zudem durch Cashflows und gesunde Bilanzen gut
abgesichert. Die vergleichsweise robusten Aktienkursentwicklungen nach den deutlichen
Gewinnwarnungen von BASF und Daimler zeigen, dass inzwischen viel Skepsis eingepreist
ist und das Vertrauen in eine Verbesserung der Lage zunimmt.
Strukturelle Wachstumsbremsen wie eine rekordhohe globale Staatsverschuldung,
eine alternde Bevölkerung und sinkende Produktivität werden auch in Zukunft
voraussichtlich lediglich ein moderates Wachstum erlauben. Somit wird sich an der
Lage, wie wir sie mit Ausnahme des Jahres 2016 schon seit 2010 sehen, nichts
substanziell ändern: moderates Wachstum, eine expansive Geldpolitik und damit
einhergehend steigende Aktienkurse von qualitativ hochwertigen Wachstumsunternehmen.
In diesem Umfeld gilt es, auf weniger konjunkturabhängige Unternehmen zu setzen, die
mit neuen Produkten, Innovationen und Marktanteilsgewinnen ein organisches und
nachhaltig überdurchschnittliches Wachstum erwarten lassen.
Quelle: Investmentfonds.de
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