Investmentfonds.de
16.03.2020:
Nur konzertiertes Handeln der globalen Akteure und ein Sinken der Corona-Infektionsraten können den aktuellen Crash-Modus wirksam beenden
Köln, den 16.03.2020 (Investmentfonds.de) -
Michael Winkler, Leiter Anlagestrategie bei der St.Galler
Kantonalbank Deutschland AG
Die Aktienmärkte befinden sich mittlerweile im Crash-Modus. Dagegen helfen auch
die am Wochenende verkündeten weiteren Notfallzinssenkungen der Federal Reserve
nicht. Ihre Maßnahme ist an den Märkten bereits verpufft. Das hat im Wesentlichen
zwei Gründe:
Die ohnehin bereits nervösen Anleger haben (zu Recht) nicht das Gefühl, dass
die globalen Akteure in einer konzertierten Aktion gegen die Krise kämpfen.
Im Gegenteil: Der Anfang letzter Woche gestartete Ölpreiskrieg zwischen
Saudi-Arabien und Russland sowie die einseitig von US-Präsident Trump am Mittwoch
verkündeten Maßnahmen vermitteln den Eindruck, dass die Akteure eher gegeneinander
handeln.
Zum zweiten helfen die Maßnahmen der Geldpolitik einfach nicht (mehr). Gefragt
sind staatliche Konjunkturpakete.
Die daraus resultierende Panik-Stimmung an den Aktienmärkten spiegelt sich nicht nur
in den sinkenden Aktienkursen wider, sondern auch im V-DAX. Wir erleben einen
regelrechten Volatilitätsschock. Höher waren die Ausschläge nur in der Finanzkrise
2008. Ein komplettes Novum besteht darin, dass wir weltweit einen Crash erleben, der
aus dem Stand von historischen Höchstständen erfolgt.
Die Situation wird für die Anleger zusätzlich verkompliziert, als die Diversifikation
zwischen den Anlageklassen momentan nicht mehr funktioniert. Anleihen machen die
Kursverluste an den Aktienmärkten nicht mehr wett, und auch der Goldpreis sinkt.
Der Grund: Jegliches Anlagekapital wird derzeit zu Cash gemacht. Die Ausverkaufs-
stimmung wird erst enden oder zumindest abnehmen, sobald die Infektionsraten sinken.
Solange werden die jetzt erreichten Unterstützungszonen für DAX und MSCI World
weiterhin getestet - mit ungewissem Ausgang, ob sie halten.
Fazit: Die Kapitalmärkte können sich naturgemäß nicht vom realen Geschehen in
Wirtschaft und Gesellschaft abkoppeln. Allerdings müssten die Folgen des realwirt-
schaftlichen Geschehens für die Märkte nicht so drastisch ausfallen wie sie es derzeit
tun. Dafür müssen die globalen Entscheidungsträger endlich glaubhaft den Eindruck
vermitteln, dass sie die Krise gemeinsam entschlossen angehen.
Quelle: Investmentfonds.de
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