Investmentfonds.de
16.04.2020:
ifo Institut: Deutschland bei Medizingütern kaum abhängig vom außereuropäischen Ausland
Köln, den 16.04.2020 (Investmentfonds.de) -
ifo Institut München
Autoren: Martin T. Braml, Feodora A. Teti und Rahel Aichele
München, 16. April 2020 -
Deutschland ist im Jahr 2019 beim Handel mit
medizinischen Gütern kaum vom außereuropäischen
Ausland abhängig gewesen. Laut einer Studie des
ifo Instituts hat das Land in diesem Bereich
einen Handelsüberschuss von 37 Mrd. Euro
erwirtschaftet. Einen Überschuss gibt es sowohl
beim Handel von Arzneien als auch von
medizinischer Ausrüstung wie etwa Beatmungs-
geräten oder Desinfektionsmitteln.
"Die These, dass Deutschland beim Handel
medizinischer Güter am Tropf der Globalisierung
hängt, ist empirisch nicht belegbar", schreiben
die ifo-Wissenschaftler Martin Braml,
Feodora Teti und Rahel Aichele in einem Aufsatz
für den ifo Schnelldienst. "Vielmehr hat
Deutschland nach wie vor eine bedeutende Rolle
im globalen Medizingüterhandel inne."
Die Autoren sprechen sich dafür aus, einen
nationalen Medikamentenvorrat anzulegen um die
medizinischen Versorgungsengpässen vorzubeugen:
Die Vorräte müssten mindestens so lange ausreichen,
bis die die heimische Volkswirtschaft im Krisenfall
selbst die Versorgung mit notwendigen Medizingütern
sicherstellen könne. "Von protektionistischen
Maßnahmen sollte die EU Abstand nehmen, um den
freien Welthandel zu sichern", erklären Braml, Teti
und Aichele. Zudem sprechen sich die Autoren dafür
aus, die EU-Einfuhrzölle auf alle medizinischen
Produkte dauerhaft auf null zu setzen.
"Bei Importen ist die Anzahl der Bezugsquellen
wichtiger als die Frage, ob ein Produkt heimisch
produziert oder importiert wird", erklären die
Autoren und ergänzen: "Mit der Zahl der Zulieferer
sinkt die Abhängigkeit, und bei einer hinreichend
hohen Zahl kann die Versorgung sogar stabiler sein
als allein durch heimische Produktion."
„Knapp zwei Drittel der medizinischen Importgüter
bezieht Deutschland aus 31 oder mehr Ländern, was
einen hohen Grad an Diversifikation beim Bezug dieser
Produkte bedeutet", schreiben die ifo-Wissenschaftler.
72 Prozent seiner Arzneimittelimporte bezieht
Deutschland aus den Mitgliedstaaten der EU. Außerhalb
der EU sind die USA, die Schweiz und das Vereinigte
Königreich bedeutende Exporteure medizinischer Güter
nach Deutschland.
Der Arzneimittelimport aus China und Indien beträgt
zusammen 409 Mio. Euro und damit 0,8 Prozent des
gesamten deutschen Arzneimittelimports. "Dies widerlegt
die Behauptung, Deutschland sei grundsätzlich vom Import
aus asiatischen Ländern abhängig", merken die Autoren an.
Quelle: Investmentfonds.de
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