Investmentfonds.de
08.10.2020:
LOYS Kommentar - US-Präsidentschaftswahl wirft ihre Schatten voraus
Köln, den 08.10.2020 (Investmentfonds.de) -
Ufuk Boydak, Vorstand und Teilhaber der LOYS AG
und Dr. Christoph Bruns,Vorstand und Fondsmanager der LOYS AG
Am 3. November, d.h. in ungefähr vier Wochen, wird in
den Vereinigten Staaten ein neuer Präsident gewählt.
Amtsinhaber Donald Trump steht dem vormaligen
Vizepräsidenten Joe Biden gegenüber. Beide Kandidaten
sind fast achtzig Jahre alt und mögen damit den Trend
zur -Senilisierung- in der westlichen Welt
versinnbildlichen. In den USA spielt die Person der
Kandidaten stets eine herausgehobene Rolle. Der Eindruck
ist wohl nicht falsch, dass sich dieser Befund im
Internetzeitalter der Tendenz nach eher verstärkt hat.
Immerhin kann es in amerikanischen Wahlkämpfen unterhaltsam
zugehen, sofern man an Polemik und Schlammschlacht Freude
hat. Auf diesem Gebiet dürfte Donald Trump, der ansonsten
für öffentliche Ämter charakterlich ungeeignet ist, einen
Vorteil gegenüber Joe Biden besitzen. Seine Beleidigungs-
und Verunglimpfungsorgien sind berüchtigt. Von Rücksichten
auf Fakten und Wahrheiten lässt er sich dabei nicht lange
irritieren. Eine feste Gefolgschaft von ca. 40% der Wähler
dürfte ihm jedoch sicher sein. Für einen Sieg reicht das
aber nicht aus.
Trotz des antiquierten US-Wahlsystem mit seinem Electoral
Collage kommt es für Trump entscheidend darauf an, die
Wahlmänner in den umkämpften Staaten wie z.B. Florida, Ohio
und Wisconsin auf seine Seite zu ziehen. Fraglich ist jedoch,
ob Trump zusätzliche Wähler gegenüber der Wahl von 2016
mobilisieren kann, denn seine Präsidentschaft hat die USA
keineswegs auf die satten Wiesen geführt, die Trump verhießen
hatte. Im Gegenteil: Im vierten Jahr seiner Amtszeit erleben
die USA unter Trump die größte Wirtschaftskrise seit fast
100 Jahren. Und noch nie hat es so viele zivile Tote in der
Amtszeit eines US-Präsidenten gegeben wie unter Trump. Die
Corona-Pandemie hat Trumps Plan verhindert, als strahlender
Wirtschaftskapitän Amerikas eine Ära ungekannter neuer
Großartigkeit betreten zu haben. Stattdessen beherrschen
Massenarbeitslosigkeit, Armut und Gewalt die täglichen
Schlagzeilen. Sollte es Trump gelingen, traditionelle
Wahlkampfklassiker wie Abtreibung, Einwanderung, Waffenrecht,
Steuersenkungen und Todesstrafe stärker in den Mittelpunkt
seiner Kampagne zu rücken, so würden seine Chancen steigen.
Genau dies will Joe Biden verhindern, der einen unscheinbaren
Wahlkampf führt und mit den Themen Gesundheits- und
Gesellschaftspolitik punkten möchte. Dabei gibt er sich
erkennbar Mühe, weibliche Wähler und Minderheiten zu umgarnen.
Wenngleich es ihm etwas an Charisma gebricht, verkauft er sich
als solider, ehrlicher, erfahrener und empathischer Staatsmann.
Mitunter kann er sein fortgeschrittenes Alter und die damit
einhergehende Mühsal nicht verheimlichen.
Für den Rest der Welt dürfte die US-Wahl eminente Bedeutung
besitzen. Denn unter Donald Trump wurden die Beziehungen zu
den Verbündeten einigermaßen zerrüttet. Ob die Staaten Westeuropas
Zeit haben, weitere vier Amtsjahre Trumps auszusitzen ist fraglich.
Mit nicht geringeren Sorgen blicken die asiatischen Bündnispartner
der USA - Japan und Südkorea - auf den anstehenden Urnengang. Der
Zirkus um Trumps Freundschaft mit Kim Jong-un und die Handels-
attacken auf Japan haben einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen.
Niemand aber wird die Wahl aufmerksamer verfolgen als China. Durch
Trumps unilateralen Handelskrieg mit dem Reich der Mitte ist das
Verhältnis beider Rivalen auf einen Tiefpunkt gefallen. Für die
Welt wird es in den kommenden Jahren sehr bedeutsam sein, wie
sich diese beiden Supermächte ins Benehmen setzen.
Immerhin gab das erste Fernseh-Duell der Herren Trump und Biden
ein treffendes Sittengemälde des Landes ab. Um die politische
Kultur steht es offenbar nicht zu Best. Während aber die politische
Kultur der USA einen Tiefpunkt erlebt, schwingt sich der Nasdaq-Index
zu neuen Rekorden auf. An der amerikanischen Börse wurde der
Wahlkampf bislang weitgehend ignoriert. Allein dies kann sich an
Finanzmärkten bekanntlich rasch ändern. Für wirtschaftlich
interessierte Beobachter war es obendrein erstaunlich, wie wenig
die Themen Verschuldung und Militärausgaben im Wahlkampf eine Rolle
spielen. Gewiss ist, dass der Oktober uns manche Überraschung
liefern kann.
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Quelle: Investmentfonds.de
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