Investmentfonds.de
11.12.2020:
Sutor Bank Untersuchung: DAX-Prognosen
Köln, den 11.12.2020 (Investmentfonds.de) -
Lutz Neumann, Leiter Vermögensverwaltung der Sutor Bank
Sutor Bank Untersuchung: DAX-Prognosen stets am Ziel
vorbei - doch psychologische Wirkung als
"Möhre für Anleger"
Hamburg, 10. Dezember 2020 - EZB-Geldpolitik,
Handelskonflikte, US-Präsidentschaftswahl,
Ölpreisentwicklung - das sind die Themen, die
Marktexperten Anfang des Jahres als wesentliche
Einflussfaktoren auf die Anlagemärkte 2020
angesehen haben. Corona und ein damit verbundener
DAX-Verlust von bis zu 36 Prozent in der Spitze
im ersten Quartal" Fehlanzeige. So wenig derartige
Ereignisse vorhersehbar sind, so wenig glaubhaft
sind die alljährlichen Prognosen für DAX und andere
Indizes für ein Jahr im Voraus. Doch nun, zum
Jahresende, versuchen viele Analysten erneut den
DAX-Schlussstand für 2021 möglichst genau
vorauszusagen - auf Basis aktueller Annahmen.
Wie eine Untersuchung der Hamburger Sutor Bank
zeigt, ist und bleibt die Abgabe von Punktprognosen
ein Blick in die Glaskugel. Doch konnte die Bank
einen Aspekt identifizieren, der sich durchaus
positiv auf das Anlageverhalten auswirken könnte.
Demnach könnten überwiegend optimistische Prognosen
als "Möhre für Anleger" funktionieren und sie in
ihrer langfristigen Anlagestrategie bestärken -
auch wenn es zwischenzeitlich zu Schwankungen an
den Börsen kommt.
Untersuchung der Sutor Bank zeigt: Analysten
sind Optimisten
Eine Aufstellung der Sutor Bank für die vergangenen
20 Jahre zeigt, dass es gerade einmal in zwei Jahren
eine Diskrepanz zwischen der durchschnittlichen
DAX-Prognose von Analysten und tatsächlicher
DAX-Entwicklung unter zwei Prozentpunkten gab -
nämlich 2004 und 2015. Das bedeutet, dass in allen
anderen Jahren die Diskrepanz zum Teil sehr viel
größer war - in der Spitze 2002, als die Analysten
im Durchschnitt von einer DAX-Steigerung um 11 Prozent
ausgingen, der DAX jedoch knapp 44 Prozent verlor.
Interessant ist allerdings noch ein anderer Aspekt:
Zwischen 2000 und 2019 haben Analysten nur für ein
Jahr im Durchschnitt eine negative DAX-Entwicklung
prognostiziert - nämlich für das Jahr 2000 (-5%).
Alle anderen durchschnittlichen Jahresprognosen gingen
von einer positiven oder auch einer gleichbleibenden
Wertentwicklung - gemessen am jeweils letzten
DAX-Jahresschlusskurs - aus. Im Falle des Jahres
2000 traf die Prognose insoweit zu, dass der DAX
tatsächlich ein Minus verzeichnete (-7,5%).
Insgesamt lag der DAX auf Jahressicht in den letzten
20 Jahren sechs Mal im Minus (2000-2002, 2008, 2011, 2018),
und damit deutlich häufiger als von den Analysten
prognostiziert. Ob der DAX 2020 tatsächlich ein Plus
oder ein Minus einfährt, ist noch nicht abzusehen -
aktuell liegt der DAX seit Januar knapp im Plus.
Die durchschnittliche Expertenprognose lautete für
dieses Jahr plus 4 Prozent.
"Die Betrachtung der DAX-Prognosen zeigt, dass
Analysten einen unerschütterlichen Glauben an eine
dauerhaft positive Entwicklung des DAX haben",
stellt Lutz Neumann, Leiter Vermögensverwaltung
der Sutor Bank, fest. Dies ließe sich daran ablesen,
dass selbst nach allen sechs Jahren mit negativer
DAX-Entwicklung der Ausblick der Analysten auf das
jeweils folgende Jahr stets positiv war.
Beispiel 2000 bis 2002: Trotz negativer
DAX-Performance in den drei Jahren lagen die
Analystenschätzungen jeweils für das Folgejahr im
Positiven. "Während Analysten offensichtlich dazu
neigen, nach einer positiven Jahresentwicklung auch
für das Folgejahr einen positiven Trend zu prognostizieren,
schreiben sie nach einem negativen Jahr
den Trend für das Folgejahr nicht negativ fort",
ergänzt Neumann.
"Möhre für Anleger": Optimismus als "Appetitanreger"
für Aktieninvestment
Nach Ansicht von Lutz Neumann ist diese optimistische
Haltung der Analysten zwar mit Vorsicht zu genießen,
da negative Entwicklungen jederzeit eintreten können.
Doch auf der anderen Seite sieht er einen positiven
Effekt für Anleger, die bereits in Aktien investiert
sind oder ein Investment planen: "Grundsätzlich heißt
die Devise, langfristig am Aktienmarkt engagiert zu
sein und sich nicht von zwischenzeitlichen Kurskapriolen
oder negativen Prognosen nervös machen zu lassen.
Doch angenommen, die Prognosen für die Aktienmärkte
wären Jahr für Jahr überwiegend negativ, könnte dies
in der Folge negative Auswirkungen auf das
Anlegerverhalten haben", sagt Lutz Neumann. Denn es
sei nun einmal sehr menschlich, dass negative Ausblicke
und "Crash-Propheten" mit ihren Äußerungen häufig
mehr Gehör fänden als positive Aussichten.
"Für Anleger dürfte es psychologisch gesehen gut sein,
wenn Analysten eher optimistisch als pessimistisch
eingestellt sind. Selbst wenn es zwischenzeitlich
stärkere Kursschwankungen gibt, kann man diesem
Optimismus durchaus vertrauen. Denn die Erfahrung
zeigt, wie auch aktuell, dass Märkte sich nach
Rückschlägen stets wieder erholen, manchmal auch
sehr schnell", ergänzt Lutz Neumann. Die Prognosen
könnten somit einer Möhre gleich ein "Appetitanreger"
für ein längerfristiges Aktienengagement sein.
Generell zeigen die Marktstatistiken, dass Aktienanlagen
im langfristigen Durchschnitt Jahr für Jahr im Wert
steigen, und damit ein wesentlicher Baustein
für den Vermögensaufbau sind. Ein einseitiges Engagement
in Aktien sei gleichwohl nicht ratsam. Denn nicht nur
Aktien, sondern auch Anleihen gehören in einem Portfolio
dazu, um Risiken auszugleichen.
"Falls positive DAX-Prognosen manche Anleger zu einem
langfristigen Aktieninvestment ermuntern sollten
beziehungsweise dazu veranlassen, ein Investment trotz
Marktturbulenzen zu halten, wäre dies eine positive Folge.
Die einzelnen Wertprognosen dürfen Anleger dafür
getrost als Spielerei links liegen lassen", sagt
Lutz Neumann.
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Quelle: Investmentfonds.de
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