Investmentfonds.de
12.01.2021:
JK Capital: Energie-Dilemma - China
Köln, den 12.01.2021 (Investmentfonds.de) -
Fabrice Jacob, CEO von JK Capital
Energie-Dilemma:
China zwischen Dekarbonisierung und Industrie-Nachfrage
China strebt Kohlenstoffneutralität bis 2060 an
Aktuelle Energiepolitik führt zu Stromausfällen
in mehreren Provinzen
Frage der Energiesicherheit noch nicht gelöst
Ende 2020 kam es in mehreren Provinzen Chinas zu
Stromausfällen. Laut der Experten von JK Capital Management
Ltd., einem Unternehmen der La Française-Gruppe, ist dies
ein strukturelles Problem. "Um seine Ziele für saubere
Energie zu erreichen, muss China den schwierigen Spagat
zwischen Energiesicherheit und Dekarbonisierung seiner
Energieträger schaffen. Das sind zwei Ziele, die sich
gegenseitig auszuschließen scheinen, da das Erreichen des
einen Ziels wahrscheinlich zu einer Verzögerung des anderen
führt", so Fabrice Jacob, CEO, und Aravindan Jegannathan,
Senior Analyst, von JK Capital.
Massiver Ausbau erneuerbarer Energien
China strebt an, im Jahr 2060 kohlenstoffneutral zu sein.
Das Land versucht, dieses Ziel zu erreichen, indem es
seinen Energiemix durch eine Erhöhung des relativen Anteils
von Wind- und Solarenergie sowie Erdgas an der
Stromerzeugung verbessert.
"Die chinesische Regierung aktualisierte kürzlich ihre
nationalen Klimaziele für 2030 und kündigte an, die
CO2-Intensität des Bruttoinlandsprodukts um mehr als 65 %
gegenüber dem Niveau von 2005 zu senken. Das vorherige Ziel
sah eine Reduzierung um 60 bis 65 % bis 2030 vor", sagen
Jacob und Jegannathan. Der Anteil nicht-fossiler Energien -
erneuerbare Energien und nuklear erzeugter Strom - soll 25 %
des Energiemixes ausmachen, verglichen mit einem früheren Ziel
von 20 %. Der Fokus auf Wind- und Solarenergie bleibt mit
einem erwarteten Anstieg von ~800 GW in den nächsten zehn
Jahren bestehen. Die Nationally Determined Contribution
(NDC)-Ziele für die installierte Kapazität der Wind- und
Solarenergieerzeugung sehen eine Erhöhung von derzeit 415 GW
bis Ende 2019 auf 1.200 GW bis Ende 2030 vor. Von 2015 bis
2020 stieg der Anteil der nicht-fossilen Energie von 12 %
auf 16 %. Die Investmentexperten sind sich einig: "Das Land
ist auf dem besten Weg, bis 2030 25 % zu erreichen."
Hausgemachter Versorgungsengpass bei Kohle
China hat mehrere Kohleminen in der Provinz Shanxi, dem
Zentrum des chinesischen Kohlebergbaus, geschlossen,
nachdem es in den ersten elf Monaten des Jahres 2020 zu
einigen Unfällen kam. Die Kohleproduktion in der Inneren
Mongolei, die ein Drittel der chinesischen Kohleproduktion
umfasst, wurde ebenfalls beeinträchtigt, da im Laufe des
Jahres Korruptionsuntersuchungen eingeleitet wurden.
Außerdem hat China aus politischen Gründen
Repressalien gegen Australien verhängt.
"Australische Importe, einschließlich Kohle, sind nun
entweder verboten oder mit hohen Zöllen belegt, nachdem
Australien unter anderem auf eine Untersuchung der
Herkunft des Coronavirus gedrängt hatte", so die
Investmentexperten. Auch die breit angelegte Kampagne zur
Reduzierung der Kohleverstromung, um den
Emissionsverpflichtungen des Landes nachzukommen, hat die
heimische Kohleversorgung unter Druck gesetzt. Laut
JK Capital haben diese Maßnahmen zu einer Verknappung
des Kohleangebots und einem starken Anstieg der Kohlepreise
geführt, wobei Kohle immer noch mehr als 55 % der
chinesischen Stromproduktion ausmacht.
Markt sollte Preise bestimmen
Ein weiteres wichtiges Thema ist die Preisgestaltung.
Während die Kohlepreise vom Markt bestimmt werden, bleiben
die Stromtarife unter staatlicher Kontrolle. "Die Strom-
erzeugungsunternehmen müssen die Energiepreise niedrig halten,
was häufig zu Verlusten führt, wenn der Kohlepreis so hoch ist
wie im Moment. Derzeit verlieren die Kraftwerke mehr Geld, je
mehr Strom sie erzeugen. Das hält sie davon ab, Kohlevorräte
anzulegen und mehr zu produzieren", so die
Investmentexperten. Eine Anpassung der Stromtarife an
Angebot und Nachfrage würde eine effizientere Energienutzung
gewährleisten.
"Derzeit zahlen chinesische Haushalte pauschal subventionierte
Tarife, die viel niedriger sind als die der industriellen
Verbraucher, da das Preissystem nicht die wahren Kosten der
Stromerzeugung widerspiegelt. Da Chinas Strombedarf weiter
wächst, sollte die Preisgestaltung für Strom stärker
marktgesteuert sein", sind sich Jacob und Jegannathan einig.
Fazit
China war eines der ersten Länder, das sich von den Lockdowns
während der Pandemie erholte. So erreichten die Exporte im November
2020 ein Rekordhoch und wuchsen um 21,2 % gegenüber dem Vorjahr.
Und obwohl die Wirtschaft zu Beginn des Jahres 2020 stilllag,
stieg der Stromverbrauch in China in den ersten elf Monaten des
Jahres um 2,5 % gegenüber dem Vorjahr. Der derzeitige kalte Winter
erhöht die Energienachfrage zusätzlich. Die aktuellen Ausfälle
sollten zwar nicht als großes Problem betrachtet werden, dienen
aber als Warnsignal für China. "Das Land muss seine Energiepolitik
hinsichtlich der Erreichung der Dekarbonisierung hinterfragen,
ohne die Energiesicherheit zu gefährden. Die Situation
zeigt deutlich, wie schwierig es für ein großes industrielles
Entwicklungsland ist, sich in Richtung Dekarbonisierung zu bewegen,
den Anteil erneuerbarer Energien zu erhöhen und gleichzeitig die
Strompreise für die Verbraucher niedrig zu halten sowie die
Finanzstabilität der Stromerzeuger zu sichern", fassen Jacob und
Jegannathan zusammen.
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Quelle: Investmentfonds.de
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