Investmentfonds.de
14.01.2021:
AEGON AM: Finanzmärkte treffen auf konjunkturelle Dämpfer
Köln, den 14.01.2021 (Investmentfonds.de) -
Hendrik Tuch, Head of Fixed Income NL bei
Aegon Asset Management
Finanzmärkte treffen auf konjunkturelle Dämpfer
Rückblickend betrachtet kam die Bekanntgabe der
ersten positiven Impfergebnisse im November gerade
rechtzeitig. Wären wir ohne die Aussicht auf einen
Impfstoff mit den aktuellen Pandemiezahlen
konfrontiert worden, wäre die Stimmung der Anleger
deutlich gesunken. Wahrscheinlich werden wir in den
kommenden Wochen oder sogar Monaten weitere
Lockdown-Maßnahmen angekündigt sehen, da die
steigenden Zahlen der Krankenhauseinweisungen die
Regierungen zwingen, zu reagieren. Gleichzeitig
werden die Regierungen mit dem Beginn der
Impfkampagnen versuchen, vollständige Lockdowns
und die damit verbundenen wirtschaftlichen Schäden
zu vermeiden.
Erneute Lockdowns bedeuten konjunkturellen Dämpfer
Vor der jüngsten Lockdown-Runde sahen wir eine
beträchtliche wirtschaftliche Erholung in den
westlichen Volkswirtschaften und einen starken
Anstieg der Industrieproduktion und der PMI`s.
In den nächsten Monaten sollten wir einen weiteren
Rückgang der Wirtschaftsindikatoren erwarten, wenn
die erneuten Lockdowns greifen. Die Veröffentlichung
der US-Arbeitsmarktzahlen könnte der Beginn dieses
negativen Trends sein. Den Finanzmärkten wird es
zunehmend schwer fallen, diesen konjunkturellen
Dämpfer zu ignorieren, insbesondere wenn die
anstehende Gewinnsaison von den Unternehmen
genutzt wird, um einen abgeschwächten Gewinnausblick
für 2021 zu geben. Im vergangenen Jahr wurde die
Aktienrallye vor allem durch den Tech-Sektor
gestützt, der von der Verschiebung des Konsum-
verhaltens als Folge der Lockdowns sogar profitiert
hat. Solange sich der Gewinnausblick für diese
Unternehmen nicht verschlechtert, werden die Anleger
ihre Kaufbereitschaft wahrscheinlich beibehalten.
Neben den Herausforderungen, die das Coronavirus
mit sich bringt, haben die Finanzmärkte bereits einen
vollen Terminkalender. Nach Bidens Amtseinführung Ende
des Monats werden wir bald mehr Einblicke in Team
Bidens Pläne zur Wiederherstellung der Beziehungen
der USA zu ihren globalen Partnern erhalten. Wir
werden auch herausfinden, ob die neue Administration
die harte Haltung gegenüber der chinesischen Regierung
und den ihr nahestehenden Unternehmen fortsetzen wird.
Geopolitische Themen sind im letzten Jahr aufgrund des
Coronavirus und der US-Präsidentschaftswahlen aus den
Schlagzeilen geraten, aber wir sollten uns auf eine
Wiederaufnahme des Kampfes zwischen den USA und China
einstellen. Es ist kein Wunder, dass in den letzten
Tagen des Jahres 2020 die sich über sieben Jahre
hinziehenden Handelsverhandlungen zwischen China und
der EU mit einem Handelsabkommen abgeschlossen wurden.
Unter Berücksichtigung des US-Wahlergebnisses und der
anhaltenden Handelsfragen war China bereit, bei einer
Reihe wichtiger Punkte Kompromisse einzugehen, um das
EU-Handelsabkommen zustande zu bringen.
Anleger im Risk-on-Modus
Wir beginnen das Jahr 2021 aus Sicht der längerfristigen
Anlagerenditen nicht gerade mit einer vielversprechenden
Ausgangssituation. Die Renditen von Staatsanleihen
bewegen sich immer noch auf dem niedrigsten Stand
aller Zeiten, und es ist schwierig, sich ein weiteres
Jahr mit positiven Renditen für diese Anlagen
vorzustellen. Auch die Kreditspreads haben sich auf das
untere Ende ihrer historischen Spanne eingeengt, so dass
das Potenzial für eine Ausweitung von Carry und Spreads
begrenzt ist. Der Mangel an Rendite bei Anleihen drängte
die Anleger in andere Anlageklassen, wodurch die
Bewertungen am Aktienmarkt weniger attraktiv geworden
sind. Die anhaltenden geld- und fiskalpolitischen
Stimulierungsmaßnahmen werden die Anleger jedoch
weiterhin in einen Risk-on-Modus treiben. Sobald
diese marktstützenden Maßnahmen reduziert werden,
werden wir mit einer Neubewertung sowohl der Anleihen-
als auch der Aktienmärkte konfrontiert sein. In den
kommenden Monaten müssen wir uns über dieses Thema keine
allzu großen Sorgen machen, da die Regierungen und
Zentralbanken keine andere Wahl haben, als ihre
Unterstützung für die Wirtschaft und die Finanzmärkte
auszuweiten, während sie sich mit der Corona-Krise
beschäftigen. Auch wenn das Buch über das Jahr 2020
nun geschlossen ist, wird der Beginn des Jahres 2021
ähnlich aussehen wie die vergangenen sechs Monate.
Ein effizientes Impfprogramm ist die einzige Methode,
um uns aus unserem kollektiven Murmeltiertag herauszuholen.
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Quelle: Investmentfonds.de
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