Investmentfonds.de
11.11.2021:
J.P. Morgan AM: Die globale Klimapolitik wird zu einer Jahrhunderttransformation von Ressourcen und Kapital führen
Köln, den 11.11.2021 (Investmentfonds.de) -
Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei
J.P. Morgan Asset Management in Frankfurt
Die globale Klimapolitik wird zu einer Jahrhunderttransformation
von Ressourcen und Kapital führen
- Massiver Strukturwandel in der Energiepolitik steht bevor
- Schwellenländer spielen wichtige Rolle, um Klimaziele
zu erreichen
- Emission grüner Anleihen wird stark steigen, mehr Anreize
für private Investitionen
Frankfurt, 11. November 2021 - 2020 war das wärmste Jahr
seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Angesichts der
Tatsache, dass die weltweiten Treibhausgasemissionen (THG)
seit 1990 um fast 50 Prozent gestiegen sind, wird es immer
dringlicher, Maßnahmen zu ergreifen, um den Klimawandel
aufzuhalten. Nach Ansicht von Tilmann Galler,
Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management
in Frankfurt, dürften der 26. UN-Klimakonferenz in Glasgow
Taten den Worten folgen - und auch Anlegerinnen und Anleger
sollten aktiv werden. "Wichtig ist, sich bewusst zu machen,
dass die globale Klimapolitik zu einer massiven Umleitung
von Ressourcen und Kapital führen wird. Schon allein deshalb
ist es strategisch sinnvoll, sich mit den Investments mehr
in den Kanälen zu engagieren, die zukünftig mit Liquidität
geflutet werden, als in denen, die trockengelegt werden
sollen", erklärt Galler. Green und Sustainable Bonds,
nachhaltig orientierte Aktienstrategien und Infrastruktur
dürften zu den Gewinnern dieser Jahrhunderttransformation
gehören.
Massiver Strukturwandel in der Energiepolitik
Ein wesentliches Vorhaben der 26. UN-Klimakonferenz ist,
die Ziele des Pariser Abkommens durch schärfere nationale
Pläne zu erreichen. Denn nach Schätzungen der UN führen
die aktuellen Pläne zu einem Anstieg der weltweiten
Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 von rund 16 Prozent.
Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müssten die Emissionen im
Jahr 2030 aber um 45 Prozent unter denen von 2010 liegen.
Der Energieverbrauch zählt neben der Landwirtschaft zu den
Hauptverursachern des CO2-Anstiegs. Der Ausbau erneuerbarer
Energien muss deshalb vorangetrieben werden. Aktuell liegt
deren globaler Anteil bei 15 Prozent. Beim momentanen Tempo
des Ausbaus könnte sich die Kapazität bis zum Jahr 2050
fast verdreifachen. Dennoch würden die erneuerbaren
Energieträger in diesem Szenario nur einen Anteil von rund
27 Prozent des Energiebedarfs abdecken, denn laut Prognosen
im "International Energy Outlook 2021" wächst der weltweite
Energiebedarf in den nächsten 30 Jahren um 50 Prozent.
"Das bedeutet, dass ohne einen massiven Strukturwandel in der
Energieerzeugung die CO2-Emissionen sogar bis 2050 weiter
steigen werden", fasst Ökonom Galler die Situation zusammen.
Insbesondere in den Schwellenländern Asiens, deren
Stromproduktion sehr stark auf fossilen Brennstoffen basiert,
steigt der Energiebedarf rasant. "In den vergangenen zehn
Jahren ist es zwar Europa und Japan gelungen, den
Energiebedarf um vier bis sechs Prozent zu reduzieren, aber
in den Emerging Markets waren die Steigerungen um das
sechsfache höher als die Reduktionen", sagt Tilmann Galler.
Allein im letzten Jahr wurde in China fast doppelt so viel
Kapazität an Kohlekraftwerken an das Netz gebracht wie in
Europa und den USA vom Netz genommen wurde. "Die Klimaziele
können ohne die Einbeziehung der großen Schwellenländer also
nicht erreicht werden", erklärt Galler.
Grafik: Globale Investitionen in saubere Energie und Energieeffizienz (in Milliarden USD)
Quelle: Internationale Energieagentur (2021), World Energy Investment 2021,
J.P. Morgan Asset Management. Die Prognose 2030 basiert auf dem
jährlichen durchschnittlichen Investitionsbedarf von 2026-2030 laut
Szenario für "Netto-Null-Emissionen bis 2050". Guide to the Markets - Europa.
Stand der Daten: 30. September 2021.
Emission grüner Anleihen wird steigen, zusätzliche Anreize
für Investitionen privaten Kapitals
Der notwendige Strukturwandel in der Energiegewinnung
erfordert nach Einschätzung des Experten enorme Investitionen.
Die International Energy Agency geht etwa davon aus, dass
global für das Erreichen des 1,5-Grad-Klimaziels die
jährlichen Ausgaben für erneuerbare Energien und zur
Steigerung der Energieeffizienz von aktuell rund
700 Milliarden US-Dollar auf 2,3 Billionen US-Dollar
ansteigen müssen. "Für Schwellenländer ist es jedoch kaum
akzeptabel, dass ambitionierte Klimaziele sie am
wirtschaftlichen Aufstieg und damit an mehr Wohlstand für
ihre Bevölkerung hindern", sagt Galler. Eine wichtige
Erwartung an die COP26-Konferenz bestehe deshalb darin,
dass die Industrieländer sich verpflichten, die Entwicklungs-
länder bei ihren Klimazielen stärker finanziell zu
unterstützen. Gleichzeitig müssen für diesen gewaltigen
Investitionsbedarf günstige Finanzierungsbedingungen
gewährleistet werden.
"Emissionen grüner Anleihen werden ein wichtiges Instrument
sein, mit dem Regierungen neue klimaorientierte Ausgaben
finanzieren werden. Zusätzlich erwarten wir weitere Anreize
für Investitionen privaten Kapitals. Eine Möglichkeit, dies
zu erreichen, wären regulatorische Anreize, Portfolios
zukünftig klimafreundlich auszurichten", erklärt
Tilmann Galler. Ein weiterer Weg seien
Public-Private-Partnership-Modelle unter Beteiligung des
öffentlichen und privaten Sektors. Damit könne sichergestellt
werden, dass Initiativen, deren Finanzierung für den
Privatsektor allein zu riskant wäre, trotzdem realisiert
werden können.
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Quelle: Investmentfonds.de
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