Investmentfonds.de
09.12.2021:
DPAM: 2022 steht im Zeichen der Steuerung der Exit-Strategien von Zentralbanken
Köln, den 09.12.2021 (Investmentfonds.de) -
Peter De Coensel, CEO von DPAM
2022 steht im Zeichen der Steuerung der
Exit-Strategien von Zentralbanken
Eine der größten Herausforderungen, mit denen sich die
Finanzmärkte im Jahr 2022 auseinandersetzen werden
müssen, besteht darin, die Exit-Strategien der
Zentralbanken in den entwickelten Märkten zu steuern.
Anhand der Bemerkungen des Fed-Vorsitzenden Powell vor
dem Ausschuss für Finanzdienstleistungen
(US-Repräsentantenhaus) und dem Ausschuss für Banken,
Wohnungswesen und städtische Angelegenheiten (US-Senat),
wird deutlich, dass der FED-Vorstand den Begriff der
"vorübergehenden" Inflation zurückgezogen hat. Mit
Blick auf die weitere Erholung des US-Arbeitsmarktes
beschloss die FED, ihre Risikomanagementpolitik zu
verschärfen. Die Virusvariante Omikron könnte die
Zeitspanne der intensiven Lieferkettenunterbrechung und
des daraus resultierenden Inflationsdrucks verlängern,
obwohl die Gesamtnachfrage robust bleibt. Die Menschen
werden bei der Jobsuche entmutigt sein und mehr
staatliche Unterstützung in Form von vorübergehenden
Leistungen einfordern.
Die FED ist sich bewusst, dass sie das Zurückfahren der
quantitativen Lockerung beschleunigen muss, da Zweitrundeneffekte
(die Auswirkungen steigender Preise auf die Lohnverhandlungsmacht)
sektorübergreifend sichtbar werden. Ein Basisszenario, das ein
Ende der quantitativen Maßnahmen bis Ostern und eine erste
Leitzinserhöhung über die Sitzung des 'Federal Open Market
Committee' am 15. Juni 2022 hinaus vorsieht, gewinnt an Zugkraft.
Fed-Fonds-Futures preisen bis Ende 2022 insgesamt 2,5 Anhebungen
ein.
Die Anleihenmärkte übersetzen das Engagement und den Eifer der FED
bei der Festsetzung ihres Preisstabilitätsziels durch eine
überraschend starke Abflachung der Renditekurve von
US-Staatsanleihen.
Die FED will nicht hinterherlaufen und in die Enge getrieben
werden. Ich bin wirklich positiv überrascht: Schnelle und
aggressive erste Zinserhöhungen könnten bewirken, spekulatives
Verhalten im Keim zu ersticken, bevor es zu spät ist.
Die Finanzmärkte sollten sicher sein, dass die Zentralbanken
der entwickelten Märkte um jeden Preis verhindern wollen,
hinterherzulaufen. Risikobereitschaft und Risikoaversion
suchen das richtige Gleichgewicht, das am längeren Ende der
Renditekurven sichtbar wird. Die US-Anleihen- und Aktienmärkte
spiegeln einen solchen stabilen Zustand wider, mit 30-jährigen
risikofreien US-Renditen zwischen 1,50 und 2,00%. Für
amerikanische Unternehmen bedeutet dies ein langfristiges
Finanzierungsniveau, das je nach Kreditqualität der Bilanzen
zwischen 75 und 125 Basispunkten über diesen Niveaus liegt.
Führende ESG-Unternehmen profitieren vom "Greenium" bzw. den
engeren Spreads für deren Green Bonds gegenüber ihren entsprechenden
"nicht-grünen", traditionellen Anleihen.
Langfristige Finanzierungsniveaus für Unternehmen zwischen
2,25% und 3,25% bieten Anlegern die Möglichkeit, bei einer
Inflation von 2% ein positives reales Kapitalwachstum zu erzielen.
Die EZB wird dem Momentum der Fed nicht nachstehen.
Die EU-Strategie zur fiskalischen Unterstützung
"der nächsten Generation" hebt die realen Wachstumserwartungen
in Frankreich und Italien für dieses und nächstes Jahr deutlich an.
Der fiskalische Impuls der EU wird unterschätzt. Die EZB sollte in
den nächsten zwei Jahren eine Agenda für die Rückkehr zu positiven
Leitzinsen verfolgen. Rechnen Sie damit, dass sich die
Wirtschaftsprognosen innerhalb des EZB-Basisszenarios in Richtung
einer höheren längerfristigen Inflationsschätzung anpassen werden.
Überfällige Zweitrunden-Inflationseffekte sollten nicht
heruntergespielt werden. Warum sollte die EZB-Präsidentin eine
Inflation, die längerfristige Ziele erreicht, herunterspielen?
Dennoch nutzte Christine Lagarde in den letzten Wochen das
Narrativ der Disinflation…"Wir rechnen immer noch mit einer
Abschwächung der Inflation im nächsten Jahr, aber es wird länger
als ursprünglich angenommen dauern, bis sie zurückgeht."
2023 wird für die EZB das Jahr werden, einen
Leitzins-Straffungssprint im "FED-Stil 2022" nachzuahmen.
Die EZB wird nicht zögern, aus dem unbequemen Zustand der
Negativzinspolitik herauszukommen. Das risikofreudige Verhalten
systemischer Banken ist kein Rezept, das zu Finanzstabilität führt.
Vor allem Banken mit hohen Kundeneinlagen suchen nach Rendite.
Die Risikomanagementpolitik der EZB sollte ein solches Verhalten
keinesfalls fördern.
Rechnen Sie damit, dass sich die Kurve deutscher Bundesanleihen
2022 entsprechend angleichen wird, zusammen mit einer Beschleunigung
der Spread-Konvergenz innerhalb der Europäischen Währungsunion.
Die Unsicherheit bei den italienischen und französischen
Präsidentschaftswahlen im Januar bzw. April 2022 könnte den
Konvergenzprozess vorübergehend bremsen. In der Zwischenzeit
werden die Ratingagenturen die Aussichten und Ratings der
peripheren EWU-Märkte weiter anheben.
Am vergangenen Freitag hat Fitch das langfristige Ausfall-Rating
für Italien von BBB- auf BBB mit stabilem Ausblick angehoben.
Fitch verweist auf hohe Impfquoten, einen Anstieg der öffentlichen
und privaten Ausgaben und eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber
globalen Versorgungsunterbrechungen. Italien weist mit 6,3 % eine
der höchsten EU-Wachstumsraten für 2021 auf, und Schätzungen für
2022 sehen eine überdurchschnittliche Expansionsrate von 4,6 % vor.
Anleger erhalten eine zweite Chance, sich 10-jährige Spreads
zwischen Bundesanleihen und italienischen Staatsanleihen von über
130 Basispunkten zu sichern. Eine Verschuldung von 153,5% im
Verhältnis zum BIP Ende 2021 sollte Investoren nicht von den
attraktiven Renditeniveaus italienischer Staatspapiere abhalten.
Ein erneutes Niveau unter 100 Basispunkten ist dann in Sicht,
wenn der Markt Mario Draghi dabei unterstützt, bis spätestens zu
den Parlamentswahlen am 1. Juni 2023 Premierminister zu bleiben.
Marktteilnehmer können die Volatilität der Renditekurve kostenfrei
testen. Die durchschnittliche Renditevolatilität ist gering.
Überaggressive geldpolitische Reaktionen, von die der
neuseeländischen und tschechischen Zentralbank, bis hin zu
zögerlichen Zentralbanken wie der Bank of England bieten
Anleihenmärkten viele Möglichkeiten zur Kurvenpositionierung.
Sie haben eines gemeinsam: Die Disruption der Renditekurve
verläuft linear mit der Inversionsintensität.
Je aggressiver oder schneller das Tempo der Leitzinsnormalisierung
ist, desto extremer könnte die Inversion werden. Achten Sie auch
auf die negativen Auswirkungen auf den Total Return für Anleger,
die hauptsächlich am kürzeren Ende der Renditekurven positioniert
sind. Man ist einer schlechten Diversifikation und Kapitalerhaltungs-
qualität in dem Moment ausgeliefert, sobald risikoreiche Anlagen
korrigieren.
Die Exit-Strategien der Zentralbanken sollten nicht gefürchtet,
sondern als Chance gesehen werden, um eine ausgewogene Portfolio-
konstruktion zu festigen. Nichts ist, wie es scheint. Beobachten
Sie die jeweilige Guidance und das Normalisierungstempo, während
uns die führenden Zentralbanker der entwickelten Märkte aus einer
Ära negativer und Null-Leitzinsen herausführen.
Disclaimer
Diese Meldung ist keine Empfehlung zu einer Fondsanlage
und keine individuelle Anlageberatung.
Vor jeder Geldanlage in Fonds sollte man sich über Chancen
und Risiken beraten und aufklären lassen.
Der Wert von Anlagen sowie die mit ihnen erzielten Erträge
können sowohl sinken als auch steigen. Unter Umständen
erhalten Sie Ihren Anlagebetrag nicht in voller Höhe zurück.
Die in diesem Kommentar enthaltenen Informationen stellen
weder eine Anlageempfehlung noch ein Angebot oder eine
Aufforderung zum Handel mit Anteilen an Wertpapieren oder
Finanzinstrumenten dar.
Risikohinweis:
Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie
für künftige Ergebnisse.
Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren
persönliche Einschätzung wieder (BNP Paribas AM).
Die zur Verfügung gestellten Informationen erheben
keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen
keine Beratung dar (BNP Paribas AM)
Rechtlicher Hinweis:
Alle Angaben und Links in diesem Dienst wurden sorgfältig
nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt.
Für die Richtigkeit der Informationen und Inhalte der Links
wird jedoch keine Gewähr übernommen. Keine der
Informationsangaben ist als Werbung oder Angebot zu verstehen.
Bitte fordern Sie für jede (Geld-) Anlageentscheidung den
jeweils gültigen Verkaufsprospekt und Geschäftsbericht sowie
die wesentlichen Anlegerinformationen (KIID)an und vereinbaren
einen Beratungstermin mit einem professionellen Anlageberater
Ihrer Wahl.
Quelle: Investmentfonds.de
|