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23.02.2022:
LOIM | Ungebremste Inflation: Kurswechsel der Geldpolitik notwendig
Köln, den 23.02.2022 (Investmentfonds.de) -
Florian Ielpo, Head of Macro, Multi Asset bei
Lombard Odier Investment Managers (LOIM)
Kaum Anzeichen für eine Verlangsamung der Inflation
Kurswechsel der Geldpolitik notwendig
«Der US-Inflationsbericht wird den Befürwortern einer Übergangsinflation
einen Dämpfer versetzt haben. Während der Dezember-Bericht den
Fed-Ausschuss aufrütteln konnte (+7 % im Jahres-vergleich), wirkte der
Januar-Bericht wohl wie ein Elektroschock. Die US-Verbraucherpreise
stiegen im Jahresvergleich um 7,5 %. Ob vorübergehend oder nicht,
die Situation ist eindeutig nicht mehr mit der Politik der Fed vereinbar.
Der Fall der EZB ist nicht viel anders: Wer in einem solchen Umfeld die
Schlüssel zu den künftigen Inflationsschwankungen in der Hand hält, ist
gut beraten. Bei den Faktoren, die den überraschenden Anstieg der
Inflation erklären, spielt die Stärke der Nachfrage eine zentrale Rolle.
Wie sieht es in der aktuellen Situation aus? Die Antwort liegt zwischen
dem Nowcasting von Inflationsüberraschungen auf der einen Seite und dem
Verständnis der Faktoren, die die Nachfrage in den kommenden Quartalen
dämpfen könnten, auf der anderen Seite.
Es sind drei Schlüsseldimensionen des Wirtschaftszyklus, die im Zentrum stehen:
das Risiko einer Rezession, das Risiko eines Inflationsschocks sowie das Risiko
einer geldpolitischen Überraschung. Bei der Betrachtung dieser drei Grafiken für
die drei großen Regionen USA, Eurozone und China ergibt sich eine
Schlüsselbotschaft: Das globale Wachstum ist solide, die Inflation zeigt
Anzeichen einer Mäßigung, und das Risiko eines geldpolitischen Schocks ist nach
wie vor vorhanden. Diese Schlussfolgerung ist überraschend, wenn man sich nur
auf die jüngsten Zahlen der Verbraucherpreisindizes in den USA und der Eurozone
stützt. Wie lassen sich diese beiden Botschaften, die auf den ersten Blick
gegensätzlich erscheinen mögen, miteinander in Einklang bringen?
Signifikanter Anstieg bei Beschäftigung und Produktionskosten
Eine Analyse der Unterkomponenten unseres Nowcasting-Indikators für die
Inflationsüberraschung in den USA liefert einige der Schlüssel zu einer solchen
Vereinbarkeit. Unser Indikator umfasst vier Hauptarten von Indikatoren:
Indikatoren für die Wirtschaftstätigkeit, Kostenindikatoren, Indikatoren für
den Arbeitsmarkt und Zeitreihen, die die Stärke des US-Immobilienmarktes messen.
Die Analyse der Entwicklung dieser Komponenten zwischen Juni 2020 und heute
ergibt ein eindeutiges Bild: Zwischen Juni und Dezember 2020 stiegen alle vier
Komponenten in einem für manche selten beobachteten Tempo an und brachten
unseren Indikator auf das Niveau der letzten großen Inflationsschocks (2007,
2011 und 2017) zurück. Seitdem ist der Indikator im Risikobereich geblieben,
zeigt aber eine Rotation in seinen Komponenten, die den Marktbeobachter
aufhorchen lassen wird. Während der Indikator im Dezember 2020 aufgrund der
starken Wirtschaftsaktivität und der steigenden Immobilienpreise auf dem
Höhepunkt seiner Geschichte war, hat sich die Situation heute verändert.
Zwei Faktoren haben einen langsamen, aber signifikanten Anstieg verzeichnet:
die Beschäftigung und die Produktionskosten. Diese beiden Symptome lassen
keinen Raum für Zweifel: Wir haben die zweite Phase eines Inflationsschocks
erreicht, die eine weniger akkommodierende Geldpolitik erfordert - eine
Untertreibung, wenn man die Zahlen der realisierten Inflation betrachtet.
Der US-Arbeitsmarkt ist angespannt und die Produktionskosten sind gestiegen:
Dies sind die beiden Hauptzutaten eines "second round effect".
US-Inflations-Nowcaster und seine Zerlegung
Quelle: Bloomberg, LOIM
Die heutigen Daten deuten auf die Notwendigkeit einer kurzfristig restriktiven
Geldpolitik hin, aber wie sieht es mittelfristig aus? Die außerordentliche
Nachfrage, die derzeit die Welt erfasst, hat eine Schlüsselrolle bei der
Inflationswelle gespielt, mit der wir es heute zu tun haben, aber auch ihre
Zukunft dürfte sich als entscheidend erweisen. Unsere Analysen liefern zwei
Antworten auf diese Frage. Zum einen ist unser Inflationsnowcaster derzeit
rückläufig, da 37% seiner Komponenten derzeit steigen (gegenüber 77% bis Ende
2020). Zweitens gibt es derzeit ein Spektrum von Elementen, die das Wachstum,
insbesondere das US-Wachstum, bremsen dürften. Die vier bis sechs
Zinserhöhungen im Jahr 2022 dürften bereits jetzt 0,4% des US-Wachstums
eliminieren. Das negative Reallohnwachstum - die Löhne steigen langsamer als
die Inflation - dürfte etwa 0,3% kosten. Der Anstieg der Rohstoffpreise im
Jahr 2021 dürfte 0,5% des Wachstums eliminiert haben. Schließlich dürfte das
Wachstum durch den Anstieg des Dollars insgesamt um etwa 2% niedriger ausfallen
als ursprünglich erwartet. Das US-Wachstum könnte also in diesem Jahr nicht
bei 4 %, sondern eher bei 2 % liegen. Dies ist ein erster Schritt in Richtung
einer hoffnungsvollen Inflationsdämpfung, ohne dass es zu einer Entgleisung
der Wirtschaftstätigkeit kommt. Die US-Inflation könnte unseren Schätzungen
zufolge im Dezember 2022 bei 3-4% sanft landen: Die Inflation dürfte hoch
bleiben... vorübergehend. Die vorübergehende Erholung der Wirtschaft könnte
sich jedoch in Quartalen vollziehen.
Stimulierte Wirkung verschiedener wirtschaftlicher Schocks
über ein Jahr hinweg
Quelle: Bloomberg, LOIM
Einfach ausgedrückt: Die Inflation dürfte in Zukunft eine Mäßigung erfahren,
erfordert aber den derzeitigen Kurswechsel in der Geldpolitik.
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Quelle: Investmentfonds.de
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