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12.04.2022:
Lazard Asset Management | Die Zentralbanken stecken in einem Dilemma
Köln, den 12.04.2022 (Investmentfonds.de) -
Werner Krämer, Senior Economic Analyst und Geschäftsführer
von Lazard Asset Management in Deutschland und
Desiree Sauer, Investmentstrategin bei Lazard Asset Management
Die Zentralbanken stecken in einem Dilemma
Frankfurt, 12. April 2022 - Wie schlägt sich die angespannte geopolitische
Lage auf die Kapitalmärkte nieder? Diese spannende Frage steht im zweiten
Quartal des Jahres im Mittelpunkt. Werner Krämer, Senior Economic Analyst
und Geschäftsführer von Lazard Asset Management in Deutschland, sowie seine
Kollegin Desiree Sauer raten zu einer langfristigen Positionierung in einem
ungewissen Umfeld.
"Normalerweise erholen sich die globalen Märkte von Kriegen und Katastrophen,
und so wird es wahrscheinlich auch diesmal sein", urteilt Makroökonom
Werner Krämer. Doch es gibt ein Aber: "Das Timing der Erholung lässt sich
schwer voraussagen." Er erwartet weltweite ökonomische Folgen des
Ukraine-Kriegs, die jedoch regional sehr unterschiedlich ausfallen.
"Wir sehen das bereits in den Ratings: Fitch hat die Prognose für das
Wachstum des globalen Bruttoinlandsprodukts im Jahr 2022 um 0,7 Prozentpunkte
auf 3,5 Prozent gesenkt, für die Eurozone um 1,5 Prozentpunkte auf 3,0 Prozent
und für die USA um 0,2 Prozentpunkte auf 3,5 Prozent. Darin spiegelt sich die
Belastung durch höhere Energiepreise und geldpolitische Verschärfungen wider."
Klare Verlierer: Russland und die Ukraine - und die armen Länder
Für Russland sieht Desiree Sauer, Investmentstrategin bei Lazard AM,
unabhängig vom Kriegsausgang eine düstere Zukunft voraus: "Russland wird
durch die Sanktionen in eine weitgehende wirtschaftliche Isolation gedrängt,
außerdem hat das Land das Vertrauen der Investoren verspielt." Zudem sei
abzusehen, dass die westlichen Länder die Abhängigkeit von russischem Öl
sukzessive verringern. Dies werde ein weiterer Schlag für die russische
Wirtschaft sein. In der Ukraine selbst seien die Folgen der Verwüstung
und Abwanderung noch nicht abzusehen.
Andere Emerging Markets-Länder seien ebenfalls betroffen. Desiree Sauer
präzisiert: "Die gestiegenen Kraftstoffpreise sind insbesondere für
ölimportierende Länder wie China, Indien und die Türkei problematisch. Hinzu
kommen gestiegene Nahrungsmittel- und Düngerpreise, die insbesondere die
ärmsten Länder - allen voran in Nordafrika - hart treffen." Viele Länder
würden nicht über die nötigen Wasser-, Boden- und Witterungsbedingungen
verfügen, um selbst alle Nahrungsmittel anzubauen. Sie seien auf
Nahrungsmittelimporte angewiesen und erlitten Kollateralschäden aus dem
sinkenden Angebot und den steigenden Preisen.
Zentralbanken gefordert
Auch in Europa befeuern die Energiepreiserhöhungen die Inflation,
insbesondere in Deutschland und den osteuropäischen Ländern.
"Hier hat man in den letzten Jahren zu wenig getan, um die Abhängigkeit
von russischem Öl und Gas zu reduzieren", lautet das Urteil der Expertin.
Für die Zentralbanken bedeute das eine große Herausforderung, denn Sie
müssten die hohe Inflation jetzt in den Griff bekommen. "Aber sie wandeln
auf einem schmalen Grat, denn steigende Preise in Kombination mit einer
straffen Geldpolitik könnten die Nachfrage und damit das Wachstum bremsen",
so Sauer. Dabei sei das Risiko einer Stagflation oder gar einer Rezession
in der Eurozone ausgeprägter als in den USA. "Die Fehlertoleranz ist also
gering", betont die Expertin. Daher sei unklar, ob die Europäische
Zentralbank wie die US-amerikanische Federal Reserve in diesem Jahr mit
dem Zinserhöhungszyklus beginnen wird.
Anleger vor Dilemma
Für die Vermögensanlage bietet dieses Umfeld wenige Optionen. "Anleger
sollten auf mögliche Rückschläge vorbereitet sein", warnt Werner Krämer.
"Steigende Inflationsraten sind eine Herausforderung für alle
festverzinslichen Anlagen, insbesondere in Europa." Europäische
Staatsanleihen böten keinerlei Schutz vor Inflation und wiesen aktuell
negative Realrenditen auf. Zudem würden die Aufkäufe der Zentralbanken
auslaufen, worunter diese Assetklasse zusätzlich leide.
"Auch in den riskanteren Anleihensegmenten werden die kommenden Jahre
nicht einfach", prognostiziert Krämer. Das habe Konsequenzen:
"Da Anleihen so unattraktiv sind, wenden sich Anleger tendenziell eher
Aktien zu. Das ist verständlich, aber aufgrund des hohen Rückschlagrisikos
nicht ungefährlich. Daher sollte der Fokus bei der Aktienauswahl auf
Qualität und einer strengen Kontrolle der Risikoexposition liegen",
sagt Krämer.
Marktneutrale Konzepte im Vorteil
Einen Kompromiss bieten seiner Meinung nach Wandelanleihen:
"Sie partizipieren bei einer Aktienrallye, verhalten sich in Bärenmärkten
aber eher wie Unternehmensanleihen. Damit weisen sie im Vergleich zu Aktien
ein attraktives Auffangnetz auf." Weitere Alternativen sind aus Sicht des
Experten marktneutrale Lösungen wie zum Beispiel Convertible Arbitrage, bei
der gleichzeitig Wandelanleihen gekauft und Aktien leerverkauft werden.
Solche Ansätze hätten sich schon in der Finanzkrise bewährt. Der Ökonom
bestätigt: "Convertible Arbitrage und andere marktneutrale Konzepte können
sich in einem volatilen Umfeld sehr gut behaupten."
Für die Anlagespezialisten steht fest: Langfristigkeit und Diversifikation
sind die beiden Schlüssel zum Erfolg. "Anleger sollten auf die strategische
Asset Allocation achten", empfiehlt Werner Krämer. "Ein wohldiversifiziertes
Portfolio beinhaltet immer unterschiedliche Assetklassen und mehrere
Regionen. Auf eine solche Streuung zu verzichten, bedeutet gerade in
unsicheren Zeiten ein unnötiges Risiko."
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Quelle: Investmentfonds.de
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