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15.06.2022:
RBA | Investoren sollten das Gegenteil von allem tun, was von 2010 bis 2020 funktioniert hat
Köln, den 15.06.2022 (Investmentfonds.de) -
Michael Contopoulos, Director of Fixed Income
bei RBA Richard Bernstein Advisors
Investoren sollten das Gegenteil von allem tun,
was von 2010 bis 2020 funktioniert hat
Michael Contopoulos, Director of Fixed Income bei Richard Bernstein Advisors,
ist bereits seit fast zwei Jahren der Meinung, dass die Inflationsrate für
längere Zeit hoch bleiben dürfte. Daher konnten ihn der Anstieg der am
Freitag veröffentlichten US-Verbraucherpreise nicht überraschen.
"Die Verbraucherpreisdaten zeigen, dass die Fed der Zeit weit hinterherhinkt.
Jeder, der glaubt, dass die Inflation nur vorübergehend ist, sollte zu diesem
Zeitpunkt endgültig vom Gegenteil überzeugt sein."
"Das Entscheidende ist das mangelnde Verständnis für die Ursachen dieser
Entwicklung: Janet Yellen spricht von Engpässen in der Lieferkette und von
Russland, was sicherlich nicht hilfreich ist, aber wo bleibt die Erkenntnis,
dass jahrelange Quantitative Easing (QE) und jetzt fiskalische Anreize die
eigentlichen Ursachen sind? Es gibt enorme Parallelen zu den Konjunktur-
programmen im Zusammenhang mit dem Vietnamkrieg und den Ölembargos in den
70er Jahren. Ganz zu schweigen von der demographischen Entwicklung, die
ebenfalls die Inflation anheizt."
US Staatsanleihen unter Druck: Gestern noch hat die Entscheidung der EZB,
das QE-Programm zu beenden, dem Anleihemarkt geschadet, heute Morgen die
Inflation.
"Das Abflachen der Kurve ist ein guter Hinweis darauf, was wahrscheinlich
weiterhin bei den US-Staatsanleihen passieren wird. Die 2-jährige Anleihe
spiegelt die Leitzinsen wider. Und um die Inflation zu senken, muss der
Leitzins wahrscheinlich deutlich höher liegen, als die Fed und der Markt
erwarten. Der 2-Jahres-Zins hat also reichlich Spielraum, um weiter zu
steigen. Der 10-Jahres-Zins hingegen preist Wachstum ein. Und wenn die
Fed aggressiver wird, muss das Wachstum zurückgehen. Die kurzfristigen
Zinssätze steigen also über die gesamte Kurve hinweg, aber der
10-Jahres-Zins ist heute viel näher am fairen Wert als noch vor
6 Monaten."
"Mancher fragt sich, ob sich die US-Notenbank selbst in die Enge getrieben
habe, indem sie die Erhöhung um 75 Basispunkte vom Tisch genommen hat:
Ganz und gar nicht. Die 75 Basispunkte sind sehr wohl noch auf dem Tisch.
Die Fed hat sehr deutlich gemacht, dass dies von den Daten abhängt."
Neue alte Abhängigkeiten von Anleihen- und Aktienmarkt
"Derzeit fallen Anleihen und Aktien noch parallel. Doch vieles spricht
dafür, dass langfristige Investments wie Technologie, Kommunikationsdienst-
leistungen und zyklische Konsumgüter durch höhere Zinsen doch beeinflusst
werden. Aber es geht nicht nur um die Zinsen. Wir haben Lagerbestände
aufgebaut, die Inflation drückt auf die Margen, und das Gewinnwachstum
geht zurück. Ob ein Rückgang der Renditen positiv für Aktien wäre, ist
fraglich. Schauen wir uns an, was sowohl im März als auch im Mai passierte:
Die Zinsen gingen zurück und Aktien wurden abverkauft. Die Auswirkungen
eines geringeren Wachstums und niedrigerer Anleiherenditen verheißen
wahrscheinlich auch nichts Gutes für Aktien."
Wie müssen sich Investoren jetzt aufstellen?
"Der Bullenmarkt bei Anleihen ist offenbar vorbei. Doch was sollen die
Anleger nun tun? Zunächst sollten sie die Duration untergewichten. Das
ist aktuell für das Portfolio sehr wichtig. Außerdem ist es entscheidend,
dass Aktieninvestoren erkennen, dass ihre Aktien an den Anleihenmarkt
gebunden und zinssensibel sind, insbesondere Wachstumsaktien.
Im Anleihemarkt dagegen sollten Investoren sehr liquide und taktisch
vorgehen. Im Moment bedeutet das, dass man hochwertige, variabel
verzinsliche Investment-Grade-Papiere halten sollte. Diese werden durch
steigende Zinssätze nicht allzu sehr in Mitleidenschaft gezogen und
könnten eine positive Rendite abwerfen, wenn sich der Markt beruhigt
und eine Rezession vermieden werden kann. Außerdem werden Hypotheken
langsam attraktiv. Und bei Unternehmensanleihen gibt es ebenfalls
Bereiche, die zum ersten Mal seit wahrscheinlich einem Jahr ein gewisses
Gesamtrenditepotenzial aufweisen."
Hoffnungsschimmer Japan, China, Kanada, UK, Australien, Irland
"Investoren dürfen nicht kurzsichtig sein. Japan und China sind zwei
große Länder, die die finanziellen Bedingungen nicht verschärfen.
Es gibt rohstoffreiche Länder wie Kanada, das Vereinigte Königreich
und Australien, die nicht so einen Ansturm auf die Energiemärkte erlebt
haben wie die USA. Im Inland haben sich qualitativ hochwertige
Dividendenpapiere in diesem Jahr sehr gut gehalten, und wir gehen davon
aus, dass sich dies fortsetzen wird. Die makroökonomische Situation in
den USA jedoch wird wohl noch einige Zeit lang herausfordernd bleiben.
Solange die Fed die Inflation nicht in den Griff bekommt, werden die
Märkte weiterhin Schwierigkeiten haben, einen Katalysator für einen
anhaltenden Aufwärtstrend zu finden."
"Die größten Sorgen bei Investoren sind derzeit, was sie mit ihren
festverzinslichen Wertpapieren tun sollen. Sie können sich nirgendwo
verstecken. Und es ist klar, dass Cash auch keine Lösung ist. Die
meisten Investoren haben schon einmal mit fallenden Aktienmärkten zu
tun gehabt, aber mit einem Anleihenmarkt wie wir ihn heute haben,
noch nie."
Was sollten Anleger jetzt tun?
"Seien Sie liquide und taktisch. Vergessen Sie die Vorstellung, dass
dies das 4. Quartal 2018 ist, und machen Sie sich klar, dass wir uns in
einem neuen Zeitalter bewegen, das von höherer Inflation, einer
aggressiveren Fed und einem langsameren Gewinnwachstum geprägt ist.
Je eher die Investoren diese Dinge akzeptieren, desto eher können sie
sich neu positionieren, um von dieser Art von Welt zu profitieren.
Im Wesentlichen bedeutet dies, das Gegenteil von allem zu tun, was
von 2010 bis 2020 funktioniert hat. Wachstum ist nicht die Antwort.
Die Basis eines Portfolios sollten defensive und rohstoffbezogene
Engagements in Verbindung mit hochwertigen variabel verzinslichen
Papieren und Investment-Grade-Risiken bilden. Suchen Sie außerhalb
der USA nach Möglichkeiten."
Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren
persönliche Einschätzung wieder (Richard Bernstein Advisors).
Die zur Verfügung gestellten Informationen erheben
keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen
keine Beratung dar (Richard Bernstein Advisors)
Quelle: Investmentfonds.de
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