Investmentfonds.de
14.07.2022:
Lazard Asset Management | Droht eine Stagflation oder eine Rezession?
Köln, den 14.07.2022 (Investmentfonds.de) -
Desiree Sauer, Investmentstrategin bei Lazard Asset Management
Droht eine Stagflation oder eine Rezession?
Frankfurt, Juli 2022 - Seit Jahresanfang haben sich sowohl der Makro- als
auch der Finanzmarktausblick für dieses Jahr rapide verschlechtert. Stark
steigende Preise in Verbindung mit einer strafferen Geldpolitik könnten
die Nachfrage und damit das Wachstum weltweit bremsen. Die Welt bewegt
sich derzeit bereits auf einem schmalen Grat zwischen schwachem Wachstum
und hoher Inflation – die Fehlertoleranz, die die Zentralbanken in diesem
Umfeld haben, ist sehr gering. Die Frage, die viele Anleger umtreibt, ist:
Droht eine Stagflation oder eine Rezession?
"Klar ist, dass sich die globale Wirtschaft derzeit in einer Schwächephase
befindet", sagt Desiree Sauer, Investmentstrategin bei Lazard Asset
Management, "die Frage ist nur, wie lange diese andauern wird." Der
internationale Währungsfonds (IWF) habe seine Prognosen für das Wachstum im
Jahr 2022 und 2023 bereits gesenkt. Das globale Wachstum wird sich laut IWF
voraussichtlich von 6,1 % im Jahr 2021 auf 3,6 % in den Jahren 2022 und
2023 abschwächen. Das sind 0,8 bzw. 0,2 Prozentpunkte weniger für 2022 und
2023 als noch im Januar prognostiziert. Darin spiegelt sich nach
Einschätzung Sauers die Belastung durch die höheren Energiepreise und
geldpolitische Verschärfungen wider.
Ausblick: Große Unterschiede zwischen Ländern/Regionen
"Die hohen Energiepreise auf den Weltmärkten und gestörte globale
Lieferketten wirken sich negativ auf die USA aus", stellt Sauer fest.
Insgesamt habe das Land mit Russland und der Ukraine jedoch nur wenige
wirtschaftliche Verflechtungen.
Anders sehe das Bild in Europa aus. Insbesondere Deutschland und die
osteuropäischen Länder seien von den Energiepreiserhöhungen gefährdet,
weil diese in den letzten Jahren wenig getan haben, um ihre Abhängigkeit
vom russischen Gas zu verringern. "Sollte Deutschland den Kauf des
russischen Gases einstellen, würde die Gefahr einer Rezession deutlich
steigen", erklärt Sauer. Jedoch gebe es auch positive Impulse, die nicht
außer Acht gelassen werden sollten: "Sowohl in den USA als auch in Europa
ist die Arbeitslosenquote gering und die Sparquote der privaten Haushalte
ist in der Pandemie stark gestiegen", führt die Expertin aus. "Somit kann
die Verbrauchernachfrage trotz der gestiegenen Preise hoch bleiben. Eine
Stagflation/Rezession wäre unter diesen Umständen nicht zu befürchten."
Der Ausblick für die Emerging Markets ist aus Sicht der Strategin gemischt.
Einige Schwellenländer träfen die gestiegenen Kraftstoff- und Nahrungsmittel-
preise besonders hart und durch ihre begrenzten fiskalischen Mittel hätten
sie diesen wenig entgegenzusetzen. "Die gestiegenen Kraftstoffpreise sind
insbesondere für ölimportierende Länder wie zum Beispiel Indien und die
Türkei problematisch; die gestiegenen Nahrungsmittel- und Düngerpreise
werden hingegen insbesondere die ärmsten Länder hart treffen", so Sauer.
"In China bedroht die Null-Covid-Politik zwar die heimische Wirtschaft,
jedoch ist es dem Land bislang in jeder Krise (Handelskrieg, angeschlagener
Immobiliensektor) gelungen, durch politische Eingriffe recht unbeschadet
davonzukommen. Warum sollte es diesmal anders sein?"
Hohes Rückschlagsrisiko bei Aktien, aber auch Chancen
Mit Blick auf die Kapitalanlage sollten Anleger aus Sicht der
Investmentstrategin auf mögliche Rückschläge vorbereitet sein:
"Die Aussichten sind für alle Anlageklassen gedämpft, aber insbesondere die
Rentenmärkte befinden sich derzeit in einem Bärenmarkt. Die starken Rendite-
anstiege seit Jahresbeginn haben für hohe Kursverluste an den Anleihenmärkten
gesorgt." Die Frage, wieweit die Renditen noch steigen werden, treibe Anleger
um. "Angesichts der hohen Inflationszahlen ist die monetäre Expansion der
Zentralbanken eindeutig vorbei und Anleger müssen sich auf ein neues
Zinsumfeld einstellen", sagt Desiree Sauer. Neben den Negativauswirkungen auf
bestehende Rentenanlagen eröffne das neue Umfeld gleichzeitig aber Chancen
zum Beispiel im Bereich Buy & Hold.
"Generell ist mit Blick auf die nächsten Monate weiter mit einer hohen
Volatilität zu rechnen", so die Expertin. "Das Rückschlagsrisiko bei
Aktienanlagen ist derzeit sehr ausgeprägt. Ein Schwerpunkt bei der
Aktienauswahl sollte deshalb auf Qualität liegen." Wandelanleihen könnten
nach vorne hin einen guten Kompromiss zwischen Aktien- und Renten-Investments
darstellen. Bei einer Aktienrallye partizipieren Wandelanleihen stark von
ihrem Aktien-Exposure. In größeren Korrekturen werden sie eher zu
Unternehmensanleihen, bieten Schutz und weisen im Vergleich zu Aktien ein
attraktives "Downside Capture" auf. Auch "marktneutrale" alternative
Long/Short-Aktien- oder Wandelanleihen-Strategien, aktiv gesteuerte
Multi-Asset-Konzepte, sowie von einer steigenden Inflation profitierende
Geschäftsmodelle mit robusten Cashflows könnten sich in einem volatilen
Umfeld gut behaupten. Aus antizyklischer Sicht könnten zudem Small Cap-Aktien
interessante Gelegenheiten bieten.
Sauer gibt jedoch zu bedenken: "Als Anleger sollte man sich nicht nach
kurzfristigen Entwicklungen richten, sondern vielmehr langfristig im Sinne
einer strategischen Asset Allocation denken. Ein wohldiversifiziertes
Portfolio beinhaltet verschiedene Assetklassen und verschiedene Regionen.
Der Verzicht auf Diversifizierung stellt ein unnötiges Risiko dar."
Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren
persönliche Einschätzung wieder (Lazard Asset Management).
Die zur Verfügung gestellten Informationen erheben
keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen
keine Beratung dar (Lazard Asset Management)
Quelle: Investmentfonds.de
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