Investmentfonds.de
19.09.2022:
J.P. Morgan AM: Höhenflug des US-Dollars – droht ein Absturz oder ist der Trend langfristiger?
Köln, den 19.09.2022 (Investmentfonds.de) -
Tilmann Galler, Kapitalmarktstratege bei
J.P. Morgan Asset Management
J.P. Morgan Asset Management:Höhenflug des US-Dollars – droht ein Absturz
oder ist der Trend langfristiger?
- Anleger suchen Schutz im „sicheren Hafen“
- Starkes Bewertungssignal könnte auf Wendepunkt hindeuten
- Drei Aspekte unterstützen die Dollar-Stärke
Frankfurt, 19. September 2022 – Wer aus dem Euroraum aktuell in die USA reist,
staunt nicht nur über das gestiegene Preisniveau. Auch der Wechselkurs trägt
derzeit dazu bei, dass es dort nicht nur gefühlt sehr teuer ist. Nun ist die
Frage, wie lange der Höhenflug des US-Dollars anhält oder ob wir am Wendepunkt
zu einem Comeback des Euro stehen? Um das zu beurteilen gilt es laut Tilmann
Galler, Kapitalmarktstratege bei J.P. Morgan Asset Management zu untersuchen,
warum der Dollar so gut unterstützt wurde, und ob diese Bedingungen weiter
Bestand haben werden.
Inflationsschock zeigt Kehrseite des US-Dollar-Höhenflugs
Der Dollar hat zum Euro seinen jahrelangen Aufwärtstrend fortgesetzt und zum ersten
Mal seit 20 Jahren die Parität wieder unterschritten. Bisher haben Politik und EZB
dieser Entwicklung wenig Beachtung geschenkt, denn eine schwächere Währung war ein
willkommener Rückenwind für die Exportwirtschaft und das Wachstum. „Doch der
Inflationsschock zeigt nun die Kehrseite dieser Entwicklung. Höhere Importpreise
verstärken den Preisauftrieb und sind eine zusätzliche Belastung für
Privathaushalte und lokale Unternehmen“, sagt Tilmann Galler.
Grafik: US-Dollar – Realer effektiver Wechselkurs und Zinsdifferenz
Indexniveau (linke Skala); in % (rechte Skala)
Quelle: J.P. Morgan Securities Research, Refinitiv Datastream, J.P. Morgan Asset Management. *DM = Industrieländer. Die Rendite wird als BIP-gewichteter Durchschnitt der Renditen 10-jähriger Staatsanleihen in Australien, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada und der Schweiz berechnet. Guide to the Markets – Europa. Stand der Daten: 31. Juli 2022.
Zinserhöhungen der Fed bieten keine ausreichende Erklärung
Aus fundamentaler Sicht ist der US-Dollar inzwischen eine der teuersten Währungen
der Welt. Inflationsbereinigt notiert der handelsgewichtete Dollar nur noch 8 Prozent
unter dem Allzeithoch von Februar 1985. „Auf solch ein starkes Bewertungssignal
folgte in der Vergangenheit in den darauffolgenden Jahren immer ein Wendepunkt“,
stellt Ökonom Galler fest. Doch sei dies aktuell längst nicht ausgemacht.
Die Erklärung für die US-Dollarstärke liegt nach Einschätzung von Tilmann Galler
nicht allein bei den steigenden US-Zinssätzen. Denn insgesamt hätten sich die
Zinsdifferentiale gegenüber den anderen Währungen aufgrund der globalen Natur
des aktuellen Straffungszyklus der Zentralbanken nicht wesentlich zugunsten des
US-Dollars bewegt. „Aufgrund der starken Zunahme der Währungsvolatilität erscheint
der für den US-Dollar verfügbare Zinsaufschlag, der sogenannte Carry, im Verhältnis
zum Risiko nicht besonders attraktiv“, sagt Galler.
Als relevanten Faktor hinter der Stärke des US-Dollars sieht Galler dessen steigende
„Safe-Haven-Prämie“. „In einem Umfeld hoher Inflation, eines großen geopolitischen
Schocks für die Energiemärkte und steigender Rezessionsgefahren suchen Investoren
Schutz im sicheren Hafen der Weltreservewährung“, sagt der Kapitalmarktexperte.
Drei Aspekte für die Dollar-Stärke relevant
Drei Aspekte gilt es nach Meinung von Tilmann Galler mit Blick auf den
Dollar-Höhenflug zu berücksichtigen. Erstens seien Anleihen bei hoher Inflation
erfahrungsgemäß eine weniger effektive Absicherung des Portfolios als in Zeiten
niedriger Inflation. „Anders verhält sich der US-Dollar, der in der Vergangenheit
sowohl bei hoher als auch bei niedriger Inflation negativ mit den Aktienmärkten
korreliert war. Das Umfeld hoher Inflation drängt deshalb Investoren in den
US-Dollar und erhöht die Safe-Haven-Prämie“, erklärt Galler.
Zweitens habe die russische Invasion in der Ukraine erhebliche Auswirkungen auf die
Preise einer Reihe von Rohstoffen, insbesondere der Energie. Da sowohl Europa als
auch Asien auf Importe von Energierohstoffen angewiesen sind, während Nordamerika
weitgehend autark ist, habe es eine große Verschiebung der Terms of Trade zugunsten
des US-Dollars gegeben. „In den letzten Monaten haben wir die Auswirkungen auf die
Handelsbilanzen Europas und Japans gesehen – aufgrund der verzögerten Weitergabe
von Preiserhöhungen sind weitere Rückgänge zu erwarten. Diese Veränderungen der
Handelsströme wirken sich direkt auf Angebot und Nachfrage nach Währungen aus,
wovon der US-Dollar als Hauptwährung für den Handel mit Rohstoffen profitiert“,
führt Tilmann Galler aus.
Schließlich hätten sich die globalen Wachstumsaussichten angesichts der verschärften
Finanzierungsbedingungen und steigender Energiepreise verschlechtert. Dass
Rezessionsängste die Stimmung gegenüber einer breiten Palette von Risikoanlagen
belasten, lasse die Safe-Haven-Prämie im US-Dollar weiter steigen.
„Für langfristig orientierte Investoren bieten die extremen Bewertungen wieder
eine Gelegenheit für mehr Engagement im Euro. Doch gibt es vorerst keine Anzeichen
dafür, dass die hohen politischen und konjunkturellen Risiken weniger werden,
weshalb US-Dollar-Anlagen eine attraktive Möglichkeit bleiben, Risiken im
Portfolio zu reduzieren“, fasst Ökonom Galler zusammen.
Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren
persönliche Einschätzung wieder (J.P. Morgan Asset Management).
Die zur Verfügung gestellten Informationen erheben
keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen
keine Beratung dar (J.P. Morgan Asset Management)
Quelle: Investmentfonds.de
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