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02.11.2022:
SOLIT Management | EZB behauptet, Inflation kam „aus dem Nichts“
Markus Blaschzok, Chefanalyst der SOLIT Gruppe
EZB behauptet, Inflation kam „aus dem Nichts“
Auszug aus dem Marktkommentar von Markus Blaschzok, Chefanalyst der SOLIT Gruppe
Die Europäische Zentralbank hatte am Donnerstag ihren Leitzins um weitere
75 Basispunkte auf 2 % angehoben. Obwohl die Inflationsrate im Euroraum bereits
bei 9,9 % liegt, halten die Notenbanker ihren Leitzins unnatürlich niedrig, mit
dem Ziel die Überschuldung der europäischen Staaten und Unternehmen auf Kosten
der Sparer abzubauen. In einem freien Markt lägen Zinsen etwa 4 Prozentpunkte
oberhalb der Inflation Dies würde jedoch den Bankrott für die hochverschuldeten
Staaten Europas bedeuten, weshalb die EZB diesen Schritt scheut und stattdessen
südeuropäische Staatsanleihen aufkauft, um die Zinsen im Euroraum in Zaum zu halten.
Die EZB scheut sich der Inflation im Euroraum Rechnung zu tragen und ihren Leitzins
stärker anzuheben
In Deutschland, wo jährliche Inflationsrate im Oktober bereits bei 10,4 % lag,
beträgt der Realzins nun -8,4 %. Die Schuld daran liegt bei Politik und Zentralbanken,
die allerdings nach anderen Sündenböcken suchen. So hatte Christine Lagarde, Chefin
der EZB, vergangene Woche in einem Interview gesagt:
„Wir bekämpfen die Inflation. Die Inflation kam so ziemlich aus dem Nichts über uns.
Wir hatten erst die Deflation bekämpft … und als Folge einer sehr schnellen
Wirtschaftserholung plus einer Energiekrise, verursacht von Herrn Putin [entstand
die Inflation].“
Entweder ist Frau Lagarde völlig inkompetent oder sie belügt bewusst die Menschen,
denn die Wahrheit ist diametral gegensätzlich zu ihren Behauptungen. Die stark
steigenden Konsumentenpreise sind hausgemacht und wurden nicht durch exogene
Faktoren verursacht wie den Krieg in der Ukraine.
Die europäischen Staaten hatten Jahrzehnte lang über ihre eigenen Verhältnisse gelebt
und Schulden aufgetürmt, die die EZB über die Druckerpresse finanziert hatte. Bereits
2008 stand diese rücksichtslose Fiskal- und Geldpolitik vor ihrem Ende, als diese
Praxis zu der Kredit- und Währungskrise führte und beinahe einen Zusammenbruch der
EU nach sich zog. Anstatt aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen und zu einer
nachhaltigen Austeritätspolitik zurückzukehren, entschied man sich einen drauf zu
setzen und die Inflation durch QE-Programme noch auszuweiten, womit man die
Notenbankbilanz bzw. die Geldmenge seit 2008 verzehnfacht hatte.
Man muss kein Raketenwissenschaftler sein, um nach einem Jahrzehnt rücksichtslosen
Druckens von Geld aus dem Nichts durch die EZB hohe Inflationsraten in der Zukunft
richtig vorherzusagen. Mit der Inflation verhält es sich, wie mit dem berühmten
Beispiel des Ketchups in der Flasche, auf die man viele Male klopft, um dann letztlich
in einem Schwall das Ketchup über den gesamten Teller zu verteilen. Ähnlich türmt sich
die Geldmenge über Jahrzehnte an, wobei erst keine negativen Auswirkungen und
Vermögensverluste in Erscheinung treten, während Vermögenspreisblasen entstehen und
die Politik glaubt, man könnte einfach immer weiter Schulden anhäufen und Geld aus
dem Nichts drucken. Doch letztlich schwappt die geschaffene Inflation in die
Realwirtschaft, was plötzlich zu stark steigenden Konsumentenpreisen führt und die
Fiat-Währungen drastisch abwertet und dabei Sparvermögen vernichtet. Es gibt kein
„free lunch“ und was Regierungen über Inflation ausgegeben, müssen Steuerzahler
über die Inflationssteuer am Ende des Tages zahlen.
Würden die Aussagen von EZB-Chefin Lagarde oder Kanzler Scholz der Wahrheit entsprechen
und allein der Krieg und die gestiegenen Energiepreise die Ursache der Preissteigerungen
sein, so müssten die Preise anderer Güter sinken und hohe Preissteigerungsraten wäre
mittel- bis langfristig unmöglich. Ohne vorherige Ausweitung der Geldmenge kann es zu
keinem Anstieg des allgemeinen Preisniveaus kommen und der Krieg in der Ukraine, sowie
die gestiegenen Energiepreise haben mit dem Niedergang des Euros nichts zu tun.
Inflation ist und bleibt ein monetäres Phänomen, dessen Schuld bei der eigenen
Regierung finden ist.
EZB-Zinsentscheid enttäuscht die Märkte
Im Vorfeld des EZB-Zinsentscheids legte der Euro deutlich zu und konnte über die Parität
zum US-Dollar ansteigen. Im gleichen Atemzug fiel der USD-Index auf fast 109 Punkte,
womit der US-Dollar seinen Aufwärtstrend und der Euro seinen Abwärtstrend erreicht haben.
Der EZB-Zinsentscheid enttäuschte jedoch die Märkte, da die EZB den Satz strich, wonach
man bei mehreren kommenden Notenbanksitzungen den Leitzins anheben wolle. Stattdessen
will man von Sitzung zu Sitzung entscheiden ob und wie stark man noch den Leitzins
anheben wird. Darin sah der Markt ein weiteres frühes Einknicken der EZB und deren
Unfähigkeit die Zinsen entsprechend der Inflation steigen zu lassen, ohne die Europäische
Union dabei zu gefährden.
Auf der anschließenden Pressekonferenz wies Lagarde darauf hin, dass sich die
Wirtschaftstätigkeit im dritten Quartal deutlich verlangsamt haben dürfte und auch für
den Rest des Jahres eine deutliche Verlangsamung zu erwarten sei.
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Der Euro fiel daraufhin wieder unter die Parität und zurück in seinen Abwärtstrend,
womit die Bären jetzt mit neuen Shortposition auf einen erneuten Test des Tiefs bei
0,95 US-Dollar wetten dürften. Der US-Dollar-Index, der zuvor seinen Aufwärtstrend bei
109 getestet hatte, legte am Freitag nach dem EZB-Zinsentscheid wieder zu, was Gold
und Silber wieder unter Druck brachte.
Gold und Silber konnten in der letzten Handelswoche nicht von dem schwachen Dollar
profitieren
Insgesamt enttäuschten Gold und Silber in der letzten Handelswoche, da diese trotz des
starken Einbruchs des US-Dollars nicht deutlich zulegen konnten. Sollte der USD-Index
nun wieder zur Stärke neigen und Richtung des Hochs bei 104 Punkten laufen, dann droht
sich die Streckfolter am Edelmetallmarkt fortzusetzen, die Tiefs erneut getestet werden
oder sich zumindest die trendlose Phase noch etwas fortzusetzen, bis ein Pivot in der
US-Geldpolitik offen und unmissverständlich kommuniziert wird. Dann sollten Gold und
Silber schnell wieder deutlich ansteigen und der Goldpreis im nächsten Jahr sein
Allzeithoch erneut anlaufen.
Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren
persönliche Einschätzung wieder (SOLIT Management GmbH).
Die zur Verfügung gestellten Informationen erheben
keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen
keine Beratung dar (SOLIT Management GmbH).
Quelle: Investmentfonds.de
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