Investmentfonds.de
01.03.2022:
Lombard Odier IM | Russland-Ukraine-Krieg: Preisschocks der Rohstoffmärkte werden keine Krise auslösen
Köln, den 01.03.2022 (Investmentfonds.de) -
Pascal Menges, Head of Equity Investment Process and
Research, Lombard Odier Investment Managers (LOIM)
Russland-Ukraine-Krieg:
Preisschocks der Rohstoffmärkte werden keine Krise auslösen
01.03.2022 - Was können frühere geopolitische Negativereignisse über
die potenziellen Auswirkungen auf Aktien aussagen, und wie könnte eine
Störung der russischen Öl- und Gasexporte den Inflationsdruck verstärken?
- Der Russland-Ukraine-Konflikt stellt ein rohstoffbedingtes Risiko
für die Aktienmärkte dar. Die Unterbrechung der russischen Exporte fossiler
Brennstoffe wird sich auf die weltweiten Ölpreise auswirken.
- Geopolitische Ereignisse wirken sich in der Regel kurzfristig negativ
auf die Aktienmärkte aus. Wenn jedoch Ansteckungseffekte bei den Energie-
preisen die Inflation in die Höhe treiben und zu höheren Zinsen führen,
könnte eine Rezession folgen.
Der arabisch-israelische Jom-Kippur-Krieg von 1973 ist für den aktuellen
Konflikt von besonderer Bedeutung. Als Vergeltungsmaßnahme verhängten die
arabischen Länder ein Ölembargo, welches zu einer Vervierfachung des
Ölpreises auf 12 USD pro Barrel führte. Dies löste einen massiven kosten-
treibenden Inflationsdruck aus, was die erste Ölpreiskrise zur Folge hatte,
die in einer Rezession mündete. Im gleichen Zeitraum stieg die Rendite der
10-jährigen US-Schatzanweisungen von 9 % auf 12 % und erreichte Ende 1975
einen Höchststand von 14 %. Bis Anfang 1976 führte dies zu einem schwierigen
Umfeld für Aktien, als die 10-jährige US-Rendite auf 8 % zurückging.
Russland kontrolliert die Ölmärkte nicht in demselben Maße wie die arabischen
Länder 1973, aber es ist ein sehr einflussreiches Land im Rohstoffbereich.
Dieser Einfluss erstreckt sich daher auch auf die rohstoffbedingte Inflation.
Russland exportiert jährlich etwa 7,5-8,5 mbbld Öl und etwa 240-260 bcm Gas.
Die russischen Ölexporte machen derzeit 8 % des weltweiten Angebots aus.
Jede Unterbrechung der russischen Ölströme wird angesichts der Fungibilität
des globalen Ölmarktes und des Mangels an freien Produktionskapazitäten auf
globaler Ebene globale Auswirkungen haben.
Eine Unterbrechung der russischen Gasexporte würde sich unverhältnismäßig stark
auf Europa auswirken, da etwa 70 % der russischen Gasexporte hierher gelangen
und der Kontinent nur über begrenzte Alternativen verfügt. Je näher die Länder
an Russlands Grenzen liegen - vor allem diejenigen, die nicht von Bergen gesäumt
sind - desto größer ist die Abhängigkeit von russischem Gas. Darüber hinaus
könnte der Krieg die russischen Exporte anderer Rohstoffe, von Palladium bis
Platin, beeinträchtigen, da das Land Palladium liefert:
44 % des Palladiums (hauptsächlich für Katalysatoren für Dieselfahrzeuge
und Elektrolyseure)
30 % der Rohdiamanten
25 % der Nickelproduktion (vor allem für die Herstellung von rostfreiem Stahl)
15 % des Platins (vor allem für Katalysatoren in Dieselfahrzeugen und Schmuck)
14% des Kobaltes
12 % des Rhodiums
7% der Tonerde (für die Aluminiumproduktion)
Russland und die Ukraine sind auch wichtige Erzeuger von Agrarprodukten wie
Weizen, Mais und Saatölen. Sie exportieren hauptsächlich in die Türkei, nach
Ägypten, Indien, China, Nigeria, Bangladesch und Jemen. Die entwickelten
Volkswirtschaften sind weniger direkt betroffen. Sie würden aber dennoch einen
gewissen Preisauftrieb erleiden, wenn es während der Aussaat- oder Erntesaison
zu Störungen käme.
Rohstoffe könnten künftig auch in Renminbi gehandelt werden
Eine Reihe russischer Banken wurde im Rahmen der westlichen Sanktionen als Reaktion
auf die Invasion vom internationalen Zahlungssystem Society for Worldwide Interbank
Financial Telecommunication (SWIFT) ausgeschlossen. Es ist noch nicht bestätigt,
welchen russischen Banken der Zugang zum Nachrichtensystem verweigert wird und
welche es weiterhin nutzen dürfen. Es scheint wahrscheinlich, dass die russischen
Banken, die am aktivsten im Rohstoffhandel tätig sind, dieses System unter
bestimmten Bedingungen weiter nutzen können.
In den letzten Jahren hat Russland jedoch sein eigenes Nachrichtensystem entwickelt
- das System for the Transfer of Financial Messages (SPFS) - und die Behörden
streben auch eine Verbindung mit dem chinesischen Gegenstück, dem Chinese
International Payment System (CIPS), an, um unabhängig von SWIFT zu operieren.
Keines dieser Systeme hat die Bedeutung von SWIFT, aber es wird wichtig sein,
zu beobachten, ob China unter den derzeitigen Umständen Fortschritte bei der
Anbindung von SPFS und CIPS macht. Dies würde auch bedeuten, dass einige wichtige
Rohstoffe dann in Renminbi gehandelt werden könnten, was auf lange Sicht eine
Herausforderung für den US-Dollar darstellen könnte.
Fazit
Die Ereignisse der Vergangenheit lassen vermuten, dass geopolitische Ereignisse
- sofern es keine Ansteckungseffekte gibt, die die makroökonomischen Bedingungen
stark beeinflussen, wie z. B. die Kombination aus steigenden Energiepreisen,
Inflation oder Zinssätzen - eher Episoden mit spezifischem Risiko sind.
Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine auf die Märkte sind nach wie vor
existent und werden von uns genau beobachtet. Die Schlüsselfrage ist, ob sich der
durch die Unterbrechung der Rohstoffexporte verursachte Inflationsdruck so weit
verstärkt, dass er von Dauer ist, und ob dies zu höheren Nominal- und Realzinsen
führt. Dies ist derzeit nicht unser Basisszenario.
Ein langfristiger Bärenmarkt wird normalerweise nicht durch geopolitische Unruhen
ausgelöst. Daher ist es unserer Meinung nach wahrscheinlich, dass diese Korrektur
nur vorübergehend ist.
Disclaimer
Diese Meldung ist keine Empfehlung zu einer Fondsanlage
und keine individuelle Anlageberatung.
Vor jeder Geldanlage in Fonds sollte man sich über Chancen
und Risiken beraten und aufklären lassen.
Der Wert von Anlagen sowie die mit ihnen erzielten Erträge
können sowohl sinken als auch steigen. Unter Umständen
erhalten Sie Ihren Anlagebetrag nicht in voller Höhe zurück.
Die in diesem Kommentar enthaltenen Informationen stellen
weder eine Anlageempfehlung noch ein Angebot oder eine
Aufforderung zum Handel mit Anteilen an Wertpapieren oder
Finanzinstrumenten dar.
Risikohinweis:
Die Ergebnisse der Vergangenheit sind keine Garantie
für künftige Ergebnisse.
Die Aussagen einer bestimmten Person geben deren
persönliche Einschätzung wieder (Lombard Odier IM).
Die zur Verfügung gestellten Informationen erheben
keinen Anspruch auf Vollständigkeit und stellen
keine Beratung dar (Lombard Odier IM)
Rechtlicher Hinweis:
Alle Angaben und Links in diesem Dienst wurden sorgfältig
nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt.
Für die Richtigkeit der Informationen und Inhalte der Links
wird jedoch keine Gewähr übernommen. Keine der
Informationsangaben ist als Werbung oder Angebot zu verstehen.
Bitte fordern Sie für jede (Geld-) Anlageentscheidung den
jeweils gültigen Verkaufsprospekt und Geschäftsbericht sowie
die wesentlichen Anlegerinformationen (KIID)an und vereinbaren
einen Beratungstermin mit einem professionellen Anlageberater
Ihrer Wahl.
Quelle: Investmentfonds.de
|