Meridio: Libanons Banken - traditionell stark
Als Risiko für die Stabilität des Landes wird immer wieder die hohe Verschuldung genannt. Diese liegt heute nach Zahlen des Weltwährungsfonds bei rund 153 Prozent des Bruttoinlandsproduktes. Das ist viel auch im Vergleich etwa mit Griechenland, dessen Krise bei einem Schuldenstand von 113 Prozent des BIP sichtbar wurde. Andererseits sinkt im Gegensatz zu anderen Staaten der Verschuldungsgrad des Libanon, denn Ende 2008 lag er noch bei 160 Prozent des BIP. Ein gutes Umfeld also für die Banken. Ihre Stabilität während der Finanzkrise ist dabei auch auf eine relativ strenge Regulierung zurückzuführen. So besteht die Aufsicht im Libanon auf einem hohen Maß an Liquidität, die bei der Zentralbank gehalten werden muss. Dazu kommt, dass ungeachtet der ge- setzlichen Anforderungen libanesische Banken traditionell über ein hohes Maß an Liquidität verfügen. Das rührt vor allem daher, dass den relativ hohen Einlagen nur verhältnismäßig geringe Kreditvergabemöglichkeiten gegenüberstehen. Die libanesische Wirtschaft ist klein, die Unternehmen fragen deshalb nicht in dem Maß Kredit nach, wie die Banken imstande wären zu liefern. Der Banksektor im Libanon ist sehr stark zersplittert. Aber obwohl so viele Institute tätig sind, konzentrieren sich sehr hohe Marktanteile bei den Einlagen wie bei der Kreditvergabe auf einige wenige große Banken. Die beiden größten Banken nach der Zentralbank sind die Bank Audi und die Blom Bank. Die jüngsten verfügbaren Zahlen zeigen, dass 2008 die zehn größten Banken 84 Prozent der Einlagen und rund 82 Prozent der ausgereichten Kredite auf sich konzentrierten. Und auch nur diese großen Banken, darunter eben Bank Audi und Blom Bank, verfügen über den Zugang zu lokalen,regionalen und inter- nationalen Finanzmärkten. Das verschafft ihnen große Vorteile bei der Refinanzierung ihrer Geschäfte gegenüber den kleineren Mitbewerbern im Land. Hohe Einlagen und nicht ausgereizte Möglichkeiten zur Kreditvergabe angesichts der beschränkten Nachfrage aus dem Inland bedeutet aber auch, dass die libanesischen Banken traditionell relativ geringe Margen aufweisen. Ihre Profitabilität liegt niedriger als in anderen Ländern der Region. Allerdings verbreitert sich die Kundenbasis jetzt, seit die Banken begonnen haben, in der gesamten Region aktiv zu werden. Vor allem Bank Audi und Blom Bank haben damit begonnen, in die Region zu expandieren. Ziele sind dabei vor allem die stark vom Endkundengeschäft bestimmten Märkte in Ägypten und Syrien. Aber auch nach Jordanien, Saudi-Arabien, Katar,in die Emirate und nach Nordafrika geht die Expansion. Die durch hohe Liquidität geschaffene Stabilität der libanesischen Banken gibt ihnen die Möglichkeit, aus sich heraus im Ausland zu wachsen. Die Auslandsaktivitäten tragen heute etwa 20 Prozent zu den Gewinnen der beiden Großbanken bei, in den nächsten fünf Jahren soll dieser Anteil auf 30 bis 40 Prozent steigen. Dabei dienen europäi- sche Ableger den Banken als Puffer gegen Instabilität zu Hause.
Diese sorgen dafür, dass bei politischen Turbulenzen der freie Fluss des Kapitals gewährleistet bleibt. Auch in anderer Hinsicht sind Auslandsüberweisungen entscheidend für den Libanon: Rund 400.000 libanesische Bürger arbeiten im Ausland, vor allem in den Golfstaaten. Ihre Überweisungen sorgen für ein sattes Devisenpolster des gerade einmal 4,8 Millionen Einwohner zählenden Mittelmeerstaates. Rund 26 Milliarden US-Dollar flossen auf diesem Weg in den Libanon. Für hohes Deviseneinkommen sorgten auch die Touristen: Nach Zahlen der UNO wuchs der Touristiksektor von 2008 auf 2009 um 38,9 Prozent, der Spitzenplatz weltweit. Das hat im Übrigen auch Auswirkungen auf den Immobiliensektor. Durch Investitionen in Tourismusprojekte sowie die große Nachfrage nach Wohnraum von aus den Golfstaaten zurückkehrenden Arbeitern stiegen im Libanon die Immobilienpreise bereits kräftig. Die libanesischen Banken profitieren somit kräftig von all diesen Trends und sind sehr gut für die Zukunft aufgestellt. Aus der Sicht der Börse ist anzumerken, dass wegen ihrer bislang gerin-geren Profitabilität die libanesischen Banken noch mit einem Bewertungsabschlag gehandelt werden.Weil sie es aber schaffen sollten, Kosten zu kürzen und höhere Erträge nicht nur aus dem Auslandssondern auch aus dem Inlandsgeschäft zu erwirtschaften, ist hier mit einer Anpassung der Bewertungen zu rechnen - und damit auch mit steigenden Kursen. Attraktive Anlageziele also - und das auch aus einem weiteren Grund: Im Libanon gilt ein sehr strenges Bankgeheimnis - und wo gibt es das heute noch? Sogar Nummernkonten können bei libanesischen Banken geführt werden.
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