11.07.2005
FranklinTempleton Markteinschätzung Emerging Markets
Köln, den 11.07.2005 (Investmentfonds.de) -
Nach einer leichten Korrektur im April 2005 lagen die
Schwellenländer im Mai und Juni 2005 erneut im
Plus. Der MSCI Emerging Markets Index beschloss
das Quartal mit einem Gewinn von 4,3%* in USDollar.
Die lateinamerikanischen Märkte entwickelten
sich erneut stark. Der MSCI Latin American Index
rentierte im Betrachtungsquartal in US-Dollar 9,9%*.
Die überlegene Wertentwicklung war zum Teil der
Schwäche des US-Dollar gegenüber wichtigen latein-
amerikanischen Währungen zu verdanken. Für
Osteuropa und Südafrika galt das umgekehrt. Hier
drückte die Wechselkursentwicklung auf die Gewinne
in Lokalwährung. In Asien führte das anhaltende
Anlegerinteresse ebenfalls zu positiven Quartalsergebnissen.
In der Türkei sorgten Reformhoffnungen und
zusätzliche Mittel des Internationalen Währungsfonds
(IWF) und der Weltbank für einen Anstieg des
MSCI Turkey Index um 7,3% in US-Dollar.
Asien
Chinas Handelsbilanzüberschuss wuchs weiter an.
Er erreichte im Mai 2005 ein neues Hoch, als die Importe
unerwartet nur um 15% anstiegen. Die Exporte
zeigten sich robust und legten 30% zu. Im Ergebnis
wurde ein Handelsbilanzüberschuss von 9,0 Milliarden
US-Dollar verbucht – fast doppelt so viel wie die
4,6 Milliarden US-Dollar vom April. Die Maßnahmen
der Regierung zur Abkühlung der Konjunktur zeigten
Wirkung. Der Inflationsdruck ließ nach und das
Wachstum in manchen Wirtschaftsbereichen ebenfalls.
Die Anlageinvestitionen nahmen im Mai um
28% zu. Sie liegen damit etwas höher als im April mit
27%, doch immer noch deutlich unter den Werten um
50%, die Anfang 2004 erreicht wurden. Die politischen
Spannungen zwischen China und Japan verschärften
sich, als die chinesische Vizeministerpräsidentin
Wu Yi ihr Treffen mit dem japanischen Premier
Junichiro Koizumi unerwartet absagte und ihren
offiziellen Japanbesuch abbrach.
In Südkorea stiegen die Importe wegen höherer Ölpreise
und Rohstoffkosten im Jahresvergleich um
18% auf 21,2 Milliarden US-Dollar und damit schneller
als die Exporte, die im Mai im Jahresvergleich
11% zugelegt hatten. Infolgedessen schrumpfte der
Handelsbilanzüberschuss von 2,9 Milliarden im Vorjahr
auf 2,0 Milliarden US-Dollar. Er liegt damit aber
immer noch über den 1,7 Milliarden US-Dollar vom
April 2005. Die Regierung prognostizierte für 2005
ein BIP-Wachstum von rund 4%, also weniger als
das offizielle Ziel von 5% und auch weniger als die
4,6%, die 2004 verzeichnet wurden. Die Arbeitslosenquote
fiel im Mai auf 3,4% und hat sich gegenüber
3,6% vom April verbessert.
Afrika
In Südafrika stieg das BIP im Quartalsvergleich um
0,9%. Das lag vor allem an der starken Inlandsnachfrage
und den guten Entwicklungen in der Bergbauindustrie.
Nach einer Senkung der Leitzinsen um 50
Basispunkte im April beließ die Zentralbank die Zinsen
im Juni wegen der Volatilität des Rand und der
hohen Ölpreise unverändert bei 7%. Präsident Thabo
Mbeki entließ im Juni seinen Stellvertreter Jacob
Zuma, der gegen Zahlung von Schmiergeldern Einfluss
auf die Vergabe von Regierungsaufträgen genommen
hatte. Die Staatsanwaltschaft kündigte an,
dass Zuma wegen Korruption angeklagt würde.
Mbeki ernannte den Mineralien- und Energieminister
Phumzile Mlambo-Ngcuka zum neuen Vizepräsidenten.
Lateinamerika
In Brasilien hatten steigende Zinsen Konsum und
Investitionen beeinträchtigt. Das BIP wuchs im ersten
Quartal infolgedessen im Quartalsvergleich lediglich
um 0,3%. Auch die Exportsteigerungen verlangsamten
sich auf 24% im Jahresvergleich bzw. 9,8 Milliar-
den US-Dollar. Währenddessen beschleunigten sich
die Importzuwächse im Jahresvergleich auf 32% und
sorgten für einen Handelsbilanzüberschuss von 3,45
Milliarden US-Dollar. Die Arbeitslosenquote lag im
Mai mit 10,2% deutlich niedriger als im April mit
10,8%. Die Regierung wurde im Juni durch einen
Skandal um gekaufte Stimmen belastet, der zum
Rücktritt von Präsident Luiz Inacio Lula da Silvas
Kabinettschef Jose Dirceu führte. Er wurde durch die
Energie- und Bergbauministerin Dilma Rousseff ersetzt.
In Mexiko wurde die Ungewissheit um die Teilnahme
des aktuellen Bürgermeisters von Mexico City und
Kandidaten der Partido Revolucionario Democrático
(PRD) Andres Manuel Lopez Obrador an der Präsidentschaftswahl
2006 endlich ausgeräumt. Generalstaatsanwalt
Daniel Cabeza de Vaca ließ sämtliche
Anklagepunkte gegen ihn fallen. Die Handelsbilanz
fiel im Mai mit einem Defizit von 52 Millionen USDollar
deutlich besser aus als erwartet. Gerechnet
hatte man mit einem Fehlbetrag von 450 Millionen
US-Dollar. Das BIP fürs erste Quartal stieg im Jahresvergleich
um 2,4%. Dazu trug stark angestiegene
Konsumlust bei.
Europa
Die Präsidentenwahl in Ungarn wurde im dritten und
letzten Wahlgang entschieden. Siegreich war Oppositionskandidat
Laszlo Solyom von der Fidesz-Partei.
Das BIP des Landes wuchs im Jahresvergleich um
2,9%. Steigende Inlandsnachfrage hatte den privaten
Verbrauch und die Investitionstätigkeit im Quartal
angekurbelt. Der negative Ausgang des Referendums
in Holland und Frankreich veranlasste Polen,
die eigene Volksabstimmung auf unbestimmte Zeit
zu verschieben, nachdem die Europäische Union die
Ratifizierungsfrist bis Mitte 2007 verlängert hatte.
Das BIP Fürs erste Quartal stieg um 2,1%. Nachlassende
Inlandsnachfrage beeinträchtigte Anlageinvestitionen
und privaten Verbrauch.
Die Türkei bemühte sich im Berichtsquartal um die
Erfüllung der von der EU festgelegten Voraussetzungen
für die fristgerechte Aufnahme der Beitrittsgespräche
im Oktober. Sie stimmte einer Ausweitung
der bestehenden Abkommen mit der EU auf die zehn
neuesten Mitglieder zu, darunter auch Zypern, und
setzte das reformierte Strafrecht am 1. Juni in Kraft.
Der IWF genehmigte offiziell den neuen 3-jährigen
Bereitschaftskredit über zehn Milliarden US-Dollar.
Gleichzeitig genehmigte die Weltbank einen Zwischenkredit
von 305 Millionen US-Dollar zur Exportförderung
sowie ein Darlehen über 465 Millionen USDollar
zur Unterstützung der Privatisierungsbestrebungen.
Außerdem wird die Regierung erwartungsgemäß
bis zum 1. Juli Bank- und Sozialversicherungsreformen
auf den Weg bringen, damit der IWF
eine Tranche von 815 Millionen US-Dollar freigeben
kann.
Ausblick
Die Aussichten für die Schwellenländer für 2005 sind
nach wie vor positiv. Sie verzeichnen weiterhin kräftiges
Wirtschaftswachstum, die Bewertungen sind
nach wie vor attraktiv und die Ende der 1990er
eingeleiteten Reformprozesse gehen weiter. Damit
verbessert sich das operative Umfeld für
Unternehmen und das Investitionsklima für
Aktionäre. Dabei gilt wohlgemerkt, dass sich die
Aktienmärkte keinesfalls von Tag zu Tag, Woche zu
Woche oder Monat zu Monat zuverlässig an den
makroökonomischen Entwicklungen orientieren. Wir
sollten daher stets auf überraschende Ausschläge in
die eine oder andere Richtung gefasst sein.
Derartige Schwankungen sollten uns aber nicht von
unseren langfristigen Zielen ablenken. So könnten
wir eventuelle Kurseinbrüche nutzen, um Positionen
billig aufzustocken.
Quelle: Investmentfonds.de