Columbia Threadneedle Investments | Europaaktien: Unbeliebt, unterbewertet, unterschätzt

Frederic Jeanmaire, Portfoliomanager Columbia Threadneedle Investments
Investmentfonds.de | Frankfurt/Wien, 02.05.2025. Die US-Zölle sorgen weiterhin für Turbulenzen und Unsicherheit auf dem Markt – auch in Europa. Dennoch bietet die Region attraktive Anlagechancen, nicht zuletzt auch durch das beschlossene Sondervermögen von 500 Milliarden Euro in Deutschland. Nach wie vor gibt es Sektoren, die mit Problemen zu kämpfen haben, weshalb von einem breit gestreuten Engagement abzuraten ist. Die Aktienauswahl ist entscheidend, und Anleger sollten nach den „Rohdiamanten“ suchen. Unternehmen von hoher Qualität, die über starke Preissetzungsmacht, dauerhafte Wettbewerbsvorteile und die Fähigkeit verfügen, nachhaltig Cashflows zu erwirtschaften, können nicht nur von den makroökonomischen Veränderungen in Europa profitieren, sondern sich auch global behaupten – und langfristig eine überdurchschnittliche Wertentwicklung erzielen.
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Zölle schaden US-Unternehmen mehr als europäischen
Europäische Aktien sind unbeliebt, werden zu wenig gehandelt und sind unterbewertet, bei einer gleichzeitig unterdurchschnittlichen Entwicklung im Vergleich zu ihren US-Pendants. Zudem bevorzugten Anleger die Dynamik der amerikanischen Technologiewerte. Doch die Bedingungen ändern sich: Die Herausforderungen in den USA – Zölle, politische Instabilität und überzogene Bewertungen – wären schon Grund genug, um Diversifizierung attraktiv zu machen. Doch unabhängig davon gibt es in Europa auch eine Reihe zusätzlicher Katalysatoren, die zu einer anhaltenden Aktienrallye beitragen könnten.Gleichzeitig zielen die US-Zölle hauptsächlich auf China ab und betreffen lediglich Exporteure in die USA direkt. Während Autos, Spirituosen und einige Elemente des Luxussektors betroffen sind, gibt es in Europa auch viele Unternehmen, die Dienstleistungen oder Technologie verkaufen. Die Zölle dürften auf diese Segmente nur geringe Auswirkungen haben – und in vielerlei Hinsicht richten sie sogar größeren Schaden bei US-Unternehmen an als bei ihren europäischen Wettbewerbern.
Lockerung der Schuldenbremse bringt frischen Wind in die Märkte
Die Entscheidung Deutschlands, die Schuldenbremse zu reformieren, stellt hier einen wichtigen Wendepunkt dar. Sie ist in der Verfassung verankert und begrenzt die staatliche Kreditaufnahme auf 0,35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), was natürlich die Investitionsausgaben begrenzt. Der neue designierte Bundeskanzler Friedrich Merz hat jedoch zwei Ausnahmen durchgesetzt: einen Sonderfonds für Infrastruktur in Höhe von 500 Milliarden Euro und Verteidigungsausgaben von mehr als 1 Prozent des BIP. Dabei handelt es sich nicht um eine marginale Anpassung, sondern um eine große strukturelle Veränderung in einem Land, das in der Vergangenheit das fiskalisch konservativste in Europa war. Ein beträchtlicher Teil der Investitionsausgaben wird in die europäische Wirtschaft fließen und könnte den Weg für ähnliche Maßnahmen auf dem ganzen Kontinent ebnen sowie ein günstigeres Investitionsklima für die kommenden Jahre schaffen. Dementsprechend werden an deutschen Projekten beteiligte Titel aus den Bereichen Verteidigung, Infrastruktur und Industrie deutlich zulegen, während sich die Stimmung am Markt bereits jetzt erholt.Obwohl langfristig ein gewisses Zinsrisiko aufgrund der Verteidigungs- und Staatsausgaben bestehen könnte, sind die deutschen Staatsfinanzen nicht angespannt und damit weniger ein Problem als in anderen europäischen Ländern. Im Vergleich zu den USA besteht in Europa insgesamt ein größerer Spielraum für geldpolitische Lockerungen – die Europäische Zentralbank (EZB) könnten die Zinsen bis Ende 2025 von derzeit 2,5 Prozent auf unter 1,5 Prozent senken. Dies würde europäische Aktien stützen, insbesondere in zinssensiblen Sektoren wie Banken und Immobilien.
Die Aktienauswahl ist entscheidend
Europa scheint zwar insgesamt attraktiv, doch bestimmte Sektoren sind bereits seit Jahren unter Druck. Die europäischen Automobilhersteller waren schon vor den Zöllen mit Problemen in der Lieferkette konfrontiert und verlassen sich immer noch auf ein Geschäftsmodell, das durch die Umstellung auf Elektrofahrzeuge gestört wurde, denn China verfügt über billigere und bessere Technologie. Ein breites Engagement, wie beispielsweise durch einen europäischen Aktien-ETF, würde dazu führen, dass Anleger diese angeschlagenen Branchen stark übergewichten. Daher ist eine aktive Aktienauswahl entscheidend, um die „Rohdiamanten“ zu identifizieren. Das sind typischerweise Unternehmen, die gegenüber makroökonomischen Risiken, wie beispielsweise Zöllen, resistent sind und zudem von der Lockerung der Schuldenbremse profitieren.Qualität im Technologie- und Finanzsektor attraktiv
Wir investieren nicht in Volkswirtschaften, sondern in Unternehmen. Die besten Erfolgsfaktoren eines Unternehmens sind sein Geschäftsmodell, die Fähigkeit, makroökonomische Trends gezielt zu nutzen, sowie eine hohe Widerstandsfähigkeit gegenüber externen Risiken. Kurz: Die Qualität ist ausschlaggebend. Hochwertige Unternehmen verfügen über eine starke Preissetzungsmacht sowie dauerhafte Wettbewerbsvorteile und können nachhaltige Cashflows generieren. In Europa sind das – trotz der Zölle – häufig Hersteller von Luxusgütern, spezialisierte Industrieunternehmen und ausgewählte Technologiefirmen. Eine Reihe solcher Unternehmen kann von den makroökonomischen Veränderungen in Europa profitieren und sich im globalen Wettbewerb durchsetzen.Ein hervorragendes Beispiel ist der deutsche Softwareriese SAP, dessen Marktkapitalisierung inzwischen größer ist als die des gesamten deutschen Automobilsektors. Dies veranschaulicht die wachsende Bedeutung von Technologie und digitaler Infrastruktur im Vergleich zur traditionellen Fertigung. Solche Qualitätsunternehmen mit zukunftsorientierten Geschäftsmodellen können ein erhebliches und unbelastetes Kurspotenzial bieten.
Im europäischen Finanzsektor bieten gut kapitalisierte Banken mit starken Geschäftsmodellen die besten Anlagechancen. Doch auch hier ist Selektivität entscheidend, um leistungsschwache Institute zu meiden und gleichzeitig das Potenzial gut positionierter Finanzunternehmen zu nutzen.
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